VISION BLEAK, THE - Set Sail To Mystery
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2010
Mehr über Vision Bleak, The
- Genre:
- Atmospheric Dark Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Prophecy Productions (Soulfood Music)
- Release:
- 05.04.2010
- A Curse Of The Grandest Kind
- Descend Into Maelstrom
- I Dined With The Swans
- A Romance With The Grave
- The Outsider
- Mother Nothingness (The Triumph Of Ubbo Sathla)
- The Foul Within
- He Who Paints The Black Of Night
Finster und schwer, zäh und spannungsarm...
Als riesiger THE VISION BLEAK-Fan ist "Set Sail To Mystery" ein wirklich schwierig zu rezensierender Brocken für mich. Auf der einen Seite kann man die omnipräsenten und qualitativ hochwertigen Tugenden der Band einmal mehr nicht ignorieren. Auf der anderen bewegt sich die Band immer weiter von den gradlinig nach vorne preschenden Dark Metal-Eruptionen der Anfänge weg, was ich sehr schade finde, da dieses Element die Einzigartigkeit des musikalischen Schaffens der BLEAKs manifestierte. Heute ist es immer noch dark, eher schon schweinedunkel bis megadüster. Aber man muss attestieren, dass sich "Set Sail To Mystery" in seiner majestätischen und dreckigen Erscheinung und seiner ausgiebig planierenden Schwere ziemlich schnell totnudelt.
Bereits der Opener 'A Curse Of The Grandest Kind' ist zwar Gänsehaut in Audio, doch viel zu langatmig geraten. 'Descent Into Maelstrom' bringt dann sämtliche Stärken THE VISION BLEAKs auf den Punkt. Erhaben trabendes und straight drückendes Tempo, malmende Äxte, geisterhafte Synthies, beschwörende vocals, ein düster atmosphärisches Outro...alles drin, was das schwerlich pumpende Herz begehrt. Das fast schon Musicalvibes atmende und alles begrabende 'I Denied With The Swans' geht anschließend als mein persönliches Highlight durch. Irgendwie erinnert mich die Nummer an die drogengeschwängerten und kranken Geistesergüsse des jungen ALICE COOPER, die an Einzigartigkeit kaum zu übertreffen sind. Hart, fett, schwer, düster, eine emotional mitreißend gespielte/erzählte/gesungene Geisterbahnfahrt in Metall. Sehr gut!
Aber dann kommt mit 'A Romance With The Grave' der erste herbe Dämpfer, der sich mit dem Ausschlachten altbekannter Riffs zufrieden gibt und in den Strophen langweilt ohne Ende. Ich weiß nicht, ob ich bei Schwadorf und Konstanz schon mal so wenig Inspiration gehört habe oder ob bei mir als Fan jetzt einfach das Entsetzen durchschlägt, dass es diese Vergeudung an Spielzeit auf die Scheibe geschafft hat. Nicht der Rede wert...'The Outsider' stimmt mich etwas milder. Die Nummer rockt mal wieder, minimiert sich auf das Nötigste, wirft den überflüssigen Schnickschnack über die Reling des Totenschiffs und die Scheibe kann so endlich wieder Fahrt aufnehmen. Doch die nächste Bremse folgt mit 'Mother Nothingness (The Triumph Of Ubbo Sathla)'. Ich finde es prinzipiell löblich, wenn Bands ihre eigenen Grenzen und Extreme ausloten, in diesem Fall bis kurz vor den funeral driftenden und knüppelharten Doom. Im Prinzip ist der Track auch nicht schlecht aufgebaut, vereinbart sich aber mit Konstanz Stimme nur wenig. Da lockern auch keine Growls auf. Zudem passiert instrumental fast nix. Ein dauerhaft dezent variiertes Endlosriff eiert durch die Botanik und fängt spätestens nach der Hälfte an fürchterlich zu nerven. Da zieht sich alles wie Kaugummi. 'The Foul Within' packt endlich wieder die Keule, rockt zwar gemächlich, aber summa summarum dennoch etliche Male böser als sein Vorgänger. Zum Abschluss blasen THE VISION BLEAK mit 'He Who Paints The Black Of Night' noch mal zum gehobenen Hasenfick, variieren in der Interlude in ein getragen walzenden Flächenbeschuss, der aber schlussendlich das Manko der Scheibe auf den Punkt bringt: Mann, wo sind die Hooks geblieben?
Ich will fair bleiben, denn produktionstechnisch ist "Set Sail To Mystery" einmal mehr ein Monolith der Extraklasse, fett und knüppelhart in Szene gesetzt. So wirklich übel ist die Mucke natürlich auch nicht. Ausschussware bekommen die beiden Protagonisten wahrscheinlich gar nicht hin. Dennoch rauscht der Silberling einfach an mir vorbei und es gibt nur ganz wenige Parts, die mich wirklich noch länger verfolgen.Ergo? Für mich die schwächste Scheibe bislang und ich will hoffen, dass sie ein Ausrutscher ist. Leider ordinär, nix besonderes, die Band agiert völlig unter ihren Möglichkeiten. Schade...
Anspieltipps: 'Descent Into Maelstrom', 'I Denied With The Swans'
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Alex Straka