VOICE OF RUIN - Morning Wood
Mehr über Voice Of Ruin
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Tenacity Music
- Release:
- 05.05.2014
- Welcome To The Stud Farm
- Party Hard
- Through The Eyes Of Machete
- Day Of Rage
- The Rise Of Nothing
- Morning Wood
- Viols Désinvoltes
- Cock'n Bulls
- Today Will End
- Sex For Free
- Big Dick
- Dirty
Sex, Beer and Death 'n' Roll
Nach der endlosen Flut an Modern-Metal-Veröffentlichungen der vergangenen Monate gibt's mit VOICE OF RUIN zur Abwechslung mal wieder einen zwar ebenfalls modernen, aber doch deutlich klassischer im Todesstahl verwurzelten Silberling für mich zur Besprechung. In diesem Sinne, hoch die Tassen und die... Hörner? Die fünf Eidgenossen beschreiben ihre Musik tatsächlich als "Horny Farmer Metal". Auf ihrem zweiten Album mit dem vielsagenden Titel "Morning Wood" (was übersetzt genau das bedeutet was jeder vermuten bzw. befürchten wird, nämlich "Morgenlatte") finden sich zuhauf Songs mit vielsagenden Titeln wie 'Cock’n Bulls', 'Sex For Free' oder 'Through The Eyes Of Machete', weswegen ich die Vorfreude schon wieder gegen Skepsis tausche und dem Zwölftracker zunächst eher widerwillig einige Hördurchläufe zugestehe.
Nach der ersten Handvoll Songs wird allerdings klar, dass es aus musikalischen Gesichtspunkten an "Morning Wood" kaum etwas zu bemängeln gibt. Das Niveau auf diesem inhaltlich niveaulosen Werk ist erstaunlich hoch; auch nachdem das Album nun einige Rotationen absolviert hat, vermag ich schlicht keine Ausfälle auszumachen. Die musikalische Nähe zu Death-Metal-Bands der neuen Schule wie NEAERA und vor allem THE BLACK DAHLIA MURDER ist nicht von der Hand zu weisen, mitunter auch etwas zu deutlich, doch die Schweizer verstehen ihr Handwerk auf alle Fälle und liefern mit "Morning Wood" tatsächlich ein durchweg konkurrenzfähiges, zeitgemäßes Todesstahl-Bataillon ab. Der Sound ist knackig und modern, die Instrumentalarbeit vorzüglich, der Gesang genrekonform gebellt-geschrien, und die wenigen Thrash-/Modern-Metal-Anleihen fügen sich bestens ins Gesamtbild ein. Von einigen wenigen ruhigen Momenten (im Intro 'Welcome To The Stud Farm' oder dem Interlude 'Today Will End') abgesehen wird auf "Morning Wood" durchgängig Vollgas gegeben. Pickt euch wahllos zwei, drei Tracks heraus, völlig egal, abfeiern lässt sich schlicht und ergreifend alles. Das dezent an IN FLAMES angelehnte 'Sex For Free' oder das speedmetallische 'The Rise Of Nothing' stechen zusätzlich hervor, ansonsten finden sich mit Tracks wie 'Party Hard' oder 'Through The Eyes Of Machete' im Gros vor allem bissige Death-Metal-Raubtiere, die jedem THE BLACK DAHLIA MURDER-Album gut zu Gesichte stehen würden.
Von zwei, drei kümmerlichen Klargesangseinlagen abgesehen ist musikalisch betrachtet also alles in Butter bei den Schweizern. An der – vornehm ausgedrückt – hedonistischen, zumeist vor allem inhaltsleeren Ausrichtung endet für mich allerdings das Hörvergnügen. Es ließe sich zwar argumentieren, dass guttural vorgetragene Texte ohnehin kaum verständlich seien, oder dass ein paar sexistische Floskeln auch nicht mehr oder weniger schmerzen als das blutrünstige oder nihilistische Geschrei der meisten traditionellen Death-Metal-Protagonisten. Wieso mir selbst ein ebenso sinnbefreites Satire-Projekt wie AUSTRIAN DEATH MACHINE oder Anarcho-Metal à KNORKATOR eher zusagt? Ich glaube, die textliche Nähe zu den vollkommen hohlen Party-Core-Acts der letzten Jahre ist mir bei VOICE OF RUIN einfach zu groß; daneben ist der vulgäre, promiskuitive Humor wohl auch einfach zu platt und zu ausgelutscht, um mir auch nur ein müdes Lächeln entlocken zu können.
Heißt in aller Kürze: Wer über den schmuddeligen Inhalt hinwegsehen kann und wem die musikalische Nähe zu angesagten Acts wie THE BLACK DAHLIA MURDER nichts ausmacht, erhält mit "Morning Wood" ein amtlich bretterndes Death-Metal-Paket, dem immerhin das Kunststück gelingt, über zwölf Tracks hinweg keinen einzigen Ausfall zu verzeichnen. Ernst nehmen kann man VOICE OF RUIN sicherlich nicht, und doch gehört der aktuelle Output bislang zu den besten Death-Metal-Veröffentlichungen des Jahres.
Anspieltipps: Party Hard, Viols Désinvoltes, Dirty
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Timon Krause