VON HERTZEN BROTHERS - New Day Rising
Mehr über Von Hertzen Brothers
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Caroline (Universal)
- Release:
- 20.03.2015
- New Day Rising
- You Don't Know My Name
- Trouble
- Black Rain
- Hold Me Up
- Love Burns
- Dreams
- Sunday Child
- The Destitute
- Hibernating Heart
Auf der Überholspur.
Die VON HERTZEN BROTHERS standen bereits seit einiger Zeit auf meinem imaginären Zettel. Ich wusste eigentlich schon durch das Lesen einiger Rezensionen zu früheren Alben und - meist kurzen - Lauschangriffen weniger Songs, dass die drei finninschen Brüder sicher auf meiner Geschmacksautobahn fahren. Diese ist aber so voll, dass man die Truppen auf der rechten Spur schon mal mit (zu) wenig Beachtung straft. "New Day Rising" gibt mir nun endlich die Gelegenheit Verpasstes nachzuholen. Dabei ist es für mich keine sonderliche Überraschung, dass das Quintett - die drei Von Hertzens werden ergänzt von Drummer Mikko Kaakkuriniemi & Keyboarder Juha Kuoppala - sich hier flott auf der Überholspur wiederfindet und das mittlerweile sechste Album der Truppe mich nachhaltig von der Qualität der Band überzeugt.
Es fällt schon schwer die VON HERTZEN BROTHERS zu kategorisieren. Die Schublade Progressive Rock passt im Wortsinne zwar, führt aber gleichzeitig auch in die Irre. Denn mit den typischen Genremerkmalen hat die Musik auf "New Day Rising" nur wenig zu tun. Es gibt keine minutenlangen, instrumentalen Abfahrten und Einflüsse von PINK FLOYD, YES oder GENESIS sucht man ebenfalls vergebens. Richtiger ist es wohl, die Musik als originellen, harten Rock zu bezeichnen, der seine Wurzeln in gleichem Maße in Tradition und Moderne sucht. Schon die Wahl des Produzenten zeigt, dass sich die Finnen als zeitgemäße Truppe verstehen. Garth Richardson hat immerhin BIFFY CLYRO, SKUNK ANANSIE, RISE AGAINST oder RAGE AGAINST THE MACHINE schon das richtige Klangbild verpasst. Auch "New Day Rising" tönt transparent, zeitgemäß, dabei aber auch so detailverliebt wie es die Musik eben braucht.
Damit kommen wir dann endlich zu den Kompositionen an sich. Diese sind konsequent zwischen etwas unter vier und etwas über sechs Minuten lang, mit einer Tendenz zur knackigeren Variante. Und doch passiert in den Songs - und das ist durchaus eine Parallele zu BIFFY CLYRO - eine ganze Menge. Egal, ob es harte Riffs, sanfte Streicher, mehrstimmige Gesangspassagen, beinahe poppige Gesangsmelodien oder unterschiedliche Tastenklänge sind, alles findet in den kompakten Nummern seinen selbstverständlichen Platz. Als Beispiele dienen der knusprige Opener und Titeltrack, das episch-dramatische 'Hold Me Up', das sich stetig steigernde 'Love Burns' oder das mit beschwingten BEATLES-Vibes versehene 'Dreams'. Und das ist nur eine zufällige Auswahl, denn auch jede andere Nummer könnte ich hier herauspicken und ihre Vorzüge würdigen.
Auffällig ist, dass viele der Songs ein wenig brauchen, um zu beschleunigen und auf die oben beschrieben Überholspur zu gelangen. Doch mit jedem Spin nehmen die Kompositionen mehr Fahrt auf, zünden dann irgendwann den Turbo und drängen so immer deutlicher in den Vordergrund. Mittlerweile bin ich bei mehr als einem Dutzend Spins und überzeugt davon, dass ich das Album in Zukunft nur noch besser finden werde. Wer also harte, zeitgemäße, originelle Rockmusik hören möchte, kommt eigentlich an den VON HERTZEN BROTHERS nicht vorbei. Bärenstark.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Peter Kubaschk