WANDERING MIDGET, THE - The Serpent Coven
Mehr über Wandering Midget, The
- Genre:
- Acoustic Doom
- Label:
- Eyes Like Snow / Northern Silence / Twilight
- Release:
- 10.10.2008
- Pillars Of Sapiris
- Taynia
- Family Curse
- The Thing From The Black Reef
- Bring Forth The Accused
- The Serpent Coven
Die richtige Herbstuntermalung: Schleppender Doom-Nebel aus Finnalnd, der authentisch aus den Boxen schwappt.
Das finnische Trio THE WANDERING MIDGET tauchte im letzten Jahr mit einer selbst gebauten Demo-EP namens "I Am The Gate" aus dem Nichts auf und sorgte für recht euphorische Reaktionen in den tiefen Doom-Zirkeln. Es war somit nur eine Frage der Zeit, bis sich eines der mehr oder minder obskuren Label der Band annehmen würde. Die Wahl fiel auf Source Of Deluge, welche nun "The Serpent Coven" unters gierige Volk streuen werden.
Wer bereits das Demo toll fand, kann hier beruhigten Gewissens zuschlagen, denn THE WANDERING MIDGET haben nichts, aber auch gar nichts modifiziert. Und Songüberschneidungen, die ich in diesem Fall gar nicht mal ungewöhnlich gefunden hätte, finden sich auch nicht auf den Veröffentlichungen. Schlecht für alle, die das Trio erst mit dieser ersten offiziellen Scheibe lieben lernen. Ihr müsst euch nun nämlich auch noch die EP besorgen. Viel Spaß beim Suchen!
Aber jetzt mal zum musikalischen Beschreibung, die ich mit dem Begriff Doom ja nur marginal erfasst habe. THE WANDERIG MIDGET zelebrieren diese Art von Schlürf-Metal, der staubig, finster und muffig wirkt, dabei eine staubige und gleichzeitig faszinierende Ausstrahlung verbreitet. Klingt seltsam? Ist es wahrscheinlich auch, aber wer zum Beispiel die verblichenen REVEREND BIZARRE kennt, wird wissen, was ich zu vermitteln versuche. Die fünf Nummern sind alle überlang – ich habe bewusst das Intro in diesem Zusammenhang außen vor gelassen – und klingen beim ersten Anhören ziemlich zähflüssig. Die epische Erhabenheit von SOLITUDE AETURNUS oder CANDLEMASS sucht man auf diesem Silberling vergebens.
BLACK SABBATH-Gedächtnis-Riffs schlürfen aus den Boxen und entfalten sich langsam. Der authentische 70ies-Sound, der klingt als hätte die Band live im Proberaum aufgenommen, unterstützt das erzeugte Feeling erstklassig und eindrucksvoll. Der Bass wabert beinahe keuchend durch den Raum, während der Drummer energisch mit den Kesseln scheppert. Dazu ein Klampfensound, der mich in manchen Momenten an Robin Trower erinnert. Erwartet also keinen krachenden Heavy Metal. Typisch für dieses Subgenre spricht der Sänger leicht leidend, aber beinahe ohne Pathos seine Weisheiten ins Mikrophon. Irgendwie schräg, aber cool.
Um die ganze Chose spannend zu gestalten, weichen THE WANDERING MIDGET dann mit ihren Songaufbauten weit vom üblichen Standard ab. Den normalen "Vers-Chorus-Vers-Chorus-Solo-Vers-Chorus-Oh,schon zu Ende, mal schnell ausblenden"-Firlefanz sucht man hier zum Glück vergebens. Da kann es auch mal vorkommen, dass eine zehn Minuten lange Nummer erst nach acht Minuten unerwartet im Tempo anzieht und ein völlig neues Thema bietet. Toll. An anderen Stellen werden akustische Elemente gekonnt eingebaut, die kurze Melodien erzeugen, bevor sie wieder vom Riffgedröhne weggeblasen werden. Spannend.
Insgesamt sicherlich nichts für die breite Masse – welch' Auszeichnung! – sondern ein Album für Genießer. Hinsetzen, Nebelmaschine anwerfen – vorher Chili essen darf als Alternative gewählt werden – und bedröhnen lassen. Gorch Fog.
Anspieltipps: The Serpent Coven; Taynia
- Redakteur:
- Holger Andrae