WARLORD - The Holy Empire
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2013
Mehr über Warlord
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Sons Of A Dream
- Release:
- 19.04.2013
- 70.000 Sorrows
- Glory
- Thy Kingdom Come
- City Walls Of Troy
- Kill Zone
- Night Of The Fury
- Father
- The Holy Empire
Die Rückkehr einer Epik-Legende - nicht epochal, aber sehr willkommen!
Als Legende des metallischen Untergrunds hat man es nicht leicht. Bringt man einmal pro Dekade ein neues Album an den Start, dann wartet die Hälfte der alten Fans meinst so sehnsüchtig auf das Werk, dass der Erwartungsdruck ins Unermessliche steigt, und die andere Hälfte der einstigen Anhänger weiß eh von vorne herein, dass das nichts mehr werden kann. Ähnlich geht es auch WARLORD anno 2013, denn wo für manche festzustehen scheint, dass William J Tsamis und Mark S Zonder zusammen eh zu nichts anderem im Stande sind, als pures Gold zu erschaffen, da gehen mindestens ebenso viele von einer Kitschbombe aus, die ohnehin nie mehr die Magie der Achtziger-Werke erreichen wird. Nicht groß anders war es auch vor elf Jahren, als es die Herren Zerstörer und Donnerkind zum letzten Mal mit einem neuen Album und HAMMERFALL-Fronter Joacim Cans versucht hatten.
Gut, damals kam natürlich das sich so hartnäckig haltende und dabei doch so falsche Vorurteil der Szene erschwerend hinzu, dass ein "Schlagermetaller" wie Joacim eh nicht zu einer Legende des Untergrunds passen könnte, aber sei's drum. Anno 2013 ist zumindest diese Phrase obsolet, denn mit Richard M Anderson hat die Band immerhin den Mann in ihre Reihen zurück geholt, der 1986 zur Band stieß und dem mythischen LORDIAN-WINDS-Demo seine Stimme lieh. Das erhöht die Glaubwürdigkeit im Untergrund natürlich immens, und so überwiegt die Vorfreude die Skepsis dann doch ein bisschen, als elf Jahre nach "Rising From The Ashes" und natürlich pünktlich zum Headlinerauftritt beim KIT XVI "The Holy Empire" über den Tresen am Merchandise-Stand wandert. Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle erwähnt, dass den Bass Philip Bynoe zupft, und dass ein Song von Giles Lavery eingesungen wird.
Was sofort auffällt ist, dass die Band ihren Ruf als epische Metalband ernst nimmt, und dass deshalb ein gewisser Hang zum Bombast an allen Ecken und Enden spürbar ist. Das Keyboard spielt eine wichtige Rolle im Sound und auch im Bereich der Melodieführung, welche allerdings schwerpunktmäßig auf jeden Fall von William Tsamis' unverkennbaren, verspielten und mit einem gewissen Hang zur Klassik geprägten Spiel getragen wird. Mark Zonders Schlagwerk ist ebenfalls sehr verspielt und hat eine sehr herausgehobene Rolle, die auf jeden Fall erkennen lässt, dass wir es hier mit einem Ausnahmetrommler zu tun haben, auch wenn manch einer die Meinung vertritt, dass die Trommelei früher erdiger und natürlicher geklungen habe.
Nun, so spielt das Leben, ich für meinen Teil kann auf jeden Fall sagen, dass mich "The Holy Empire" auf seine ureigene Weise von Beginn an in seinen Bann zieht. Ja, Tsamis' unverkennbare melodische Führungsrolle kann mich ebenso fesseln, wie Andersons' warme, sonore Stimme mit ihren einschmeichelnden Hooks und Zonders' feine rhythmische Finessen und Fills. All das führt dazu, dass ich mich im Gesamtarrangement vom ausladenden Opener '70.000 Sorrows' an sehr wohl fühle, dabei aber dennoch auch die Kritik nachvollziehen und teilen kann, die viele an "The Holy Empire" hegen. Viele Songs ergehen sich ein wenig zu sehr im Schwelgen in hypermelodischen Sphären, in etwas repetitiven Kehrversen, im allzu getragenen Tempo und ganz allgemein im "Sterben in Schönheit".
Die Highlights des Albums sind damit für meinen Geschmack auch diejenigen Stücke, welche aus dem Raster der beschaulich-melodischen Epik ein wenig ausbrechen. So zum Beispiel das etwas verspieltere und im melodischen Hauptmotiv etwas flottere 'Glory' oder vor allem das von Giles Lavery eingesungene 'Kill Zone', welches das mit Abstand härteste Stück des Albums darstellt und für mich damit auch das absolute Glauzlicht setzt. Hier kommt zur in allen Songs spürbaren Leidenschaft für die Musik noch etwas Biss als willkommenes Extra hinzu, das an manch anderer Stelle oft fehlt. Doch auch die getrageneren Stücke können durchaus gefallen und fast ausnahmslos überzeugen. So ist das doomig walzende 'City Walls Of Troy' durch seine relative Kürze ein feiner Brecher, 'Night Of The Fury' besticht mit Rick Andersons tollen Hooks und die vertrackte Trommelei. Beim sehr entspannten, balladesken 'Father' gefallen die akustischen und gezupften cleanen Gitarren und die feinen Leads, und beim abschließenden zwölfminütigen Titelstück wird natürlich die Epik-Karte vollends ausgereizt.
So bleibt für mich unter dem Strich ein sehr willkommenes Comeback, das WARLORD nach wie vor als absolute Ausnahmeband ausweist und für mich jede Menge wunderschöner Momente parat hält, das aber an manchen Stellen noch etwas mehr Pfeffer vertragen hätte, um als echter Überflieger durchzugehen. Ein oder zwei Songs mehr vom Kaliber eines 'Kill Zone', und die Kriegsherren hätten sich mit Sicherheit in meine bisherigen Top-3 des Jahres einreihen können. So bleibt es einfach bei der ungetrübten Freude darüber, eine Band zurückzuhaben, die nach wie vor ihren berechtigten Platz im variantenreichen epischen Felde beansprucht. Hoffentlich hält es dieses Mal länger an als beim letzten Versuch!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle