WICCA - Bloodrush
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2010
Mehr über Wicca
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Twilight Zone Records (twilight-Vertrieb)
- Release:
- 09.04.2010
- Hellcome
- Sadsong
- Tongue Of Confusion
- Oppression
- Mega City
- Disneyland
- Bloodrush
- Generations Talk
- Psychic Warfare
- Pull Down The Wall
Das beste deutsche Thrash-Metal-Album seit 2001 kommt aus Südbaden.
Nachdem ich vor ein paar Jahren mit einiger Begeisterung die Neuauflage des völlig zu Unrecht vergessenen 1989er-Debüts besprechen durfte, war ich sehr gespannt, ob es das Thrash-Quintett aus Südbaden denn noch mal richtig anpacken würde. Nun, es hat eine ganze Weile gedauert, aber Frontmann Olymp und seine vier Mitstreiter aus dem originalen Line-up haben sich nicht lumpen lassen und einen Neuanfang gewagt, dessen Resultat nun in Form des Zweitlings "Bloodrush" vorliegt. Dieser zeigt die Thrasher in blendender Form und unter Volldampf.
Vom knackigen Opener 'Sadsong' an regieren die messerscharfen Riffs von Roberto und Martin, die von Connie Andreszka tadellos produziert worden sind. Der Sound ist druckvoll und zeitgemäß, krankt aber nicht an dem Sterilitätsvirus, der dieser Tage alte Thrash-Heroen in Serie befällt. Vor allem wirkt auch Marios Schlagzeug im finalen Mix sehr organisch und passend. 'Tongue Of Confusion' begeistert dann mit großartig in Szene gesetzten Basspassagen von Angus und einigen bestechenden Gitarrenleads im hinteren Drittel. Für mich einer der stärksten Überflieger dieser Scheibe, die im Großen und Ganzen das bietet, was man vom Thrash Metal aus dem Dreiländereck erwarten darf, aber sich eben nicht darauf beschränken lässt.
"Bloodrush" balanciert schlicht und ergreifend hervorragend auf dem schmalen Grat zwischen traditionellem Thrash Metal und zeitgemäßer Produktion, ohne auf die Retro-Seite oder in die postmoderne Richtung zu kippen. Die fünf Badener sind nicht damit zufrieden, ein übervolles Genre und seine wenigen Die-Hard-Fans zu bedienen, sondern sie haben den Mut zur eigenen Stärke und zum eigenen Charakter. Dabei verbinden sie - wie auch schon auf dem Debüt - das Beste aus Bay Area und dem klassischen Südbaden-Thrash-Sound. Sie praktizieren kein offensichtliches Schielen gen Amiland und satten Groove, aber es ist eben auch nicht die pure Teutonen-Keule, die geschwungen wird. Songs wie 'Oppression' und 'Mega City' sind vielschichtig, spannend und mitreißend, und dabei stets charakterstark genug, um WICCA ein eigenes Antlitz zu verleihen und sie zum Original zu machen. Das ist weit mehr, als das Gros der Thrasher heute zu bieten hat. Das mag auch daran liegen, dass sich WICCA durch die lange Pause kein bisschen abgenutzt hat, aber in erster Linie eben an einer tollen Scheibe mit tollen Songs.
Langer Rede kurzer Sinn: Die neue WICCA ist aus meiner heutigen Sicht das beste deutsche Thrash-Metal-Album seit "Violent Revolution" und bläst die letzten Outputs der so genannten "großen Teutonendrescher" recht deutlich von der Erdoberfläche. Von daher sollten nicht nur Genrefans zuschlagen, sondern so ziemlich jeder, der auf ein fettes, traditionelles aber nicht angestaubtes Thrash-Brett mit hohem Originalitätsfaktor und bärenstarken Songs steht.
Anspieltipps: Tongue Of Confusion, Mega City, Bloodrush, Pull Down The Wall
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle