WITCHCRAFT - The Alchemist
Mehr über Witchcraft
- Genre:
- Hardrock
- Label:
- Rise Above Ltd. / Plastic Head Music Distribution Ltd.
- Release:
- 05.10.2007
- Walk Between The Lines
- If Crimson Was Your Colour
- Leva
- Hey Doctor
- Samaritan Burden
- Remembered
- The Alchemist Pt. 1 / 2 / 3
Die Schweden von WITCHCRAFT zelebrieren auf "The Alchemist" Musik, von der man annehmen könnte, dass sie vor geschätzten 35 Jahren aufgenommen wurde und dass die Master-Bänder all die Jahre in einem Schrank sorgfältig aufbewahrt wurden. Doch dies ist nicht der Fall: WITCHCRAFT lassen auf dieser Veröffentlichung aus dem Jahr 2007 vielmehr den guten alten Rock und Hardrock der Post-Woodstock-Ära wieder aufleben.
'Walk Beween The Lines' eröffnet dieses Album treffend mit einer gut abgestimmten Melange aus Beat/Rock der Qualitätsmarke DOORS, die auf SLADE treffen. Deutlich erdiger dringt 'If Crimson Was Your Colour' aus den Lautsprechern. Die Gitarren preschen nach vorne und die Hammond-Orgel, die für ein gewisses DEEP-PURPLE-Feeling sorgen darf, wird auch hervorgekramt. Mit dem auf schwedisch gesungenen 'Leva' ist lockerer Groove und temporäre Entspanntheit angesagt. Gegen Ende klingen WITCHCRAFT etwas energischer und Frontmann/Gitarrist Magnus Pelander singt die Liedzeilen mit Inbrunst. Seine Stimme klingt klar und lebhaft. Ein gewaltiges BLACK-SABBATH-Riff, das Herrn Tony Iommi zu Ehre gereicht hätte, treibt das wuchtige 'Hey Doctor' voran. Dank der schnelleren Passagen in der zweiten Hälfte drängt sich ein Vergleich mit SABBATH zu "Master Of Reality"-Zeiten auf. Selten hört man eine Band, die imstande ist, derart authentisch wie diese Legende aus Birmingham zu klingen - den Gesang von Magnus Pelander ausgeklammert. Aus meiner Sicht ist 'Hey Doctor' das Glanzstück dieser Veröffentlichung. Mit 'Remembered' öffnen WITCHCRAFT eine andere, deutlich progressivere Schublade. Im ersten Teil agiert die Band aus Örebro tempomäßig schleppend und die Gitarren wabern angenehm altmodisch durch die Gegend. In der zweiten Hälfte erinnert 'Remembered' kompositorisch etwas an die "In The Court Of The Crimson King"-Zeit von KING CRIMSON. Das virtuose Saxophon-Spiel ergänzt gegen Ende des Stücks gekonnt das treibende Grundriff. Mit dem opulenten 'The Alchemist Pt. 1/2/3' ziehen WITCHCRAFT alle Register ihres Könnens: eine gefühlvoll gezupfte Akustikgitarre und der leise Gesang von Magnus Pelander verbreiten verträumte Melancholie und Gediegenheit. Eine Flöte lässt man kurz ertönen. Auch hier schimmern kompositorisch wieder alte KING-CRIMSON-Großtaten durch. Psychedelisch wirkende Abschnitte münden schließlich in eine kraftvolle Endpassage, die aus dem Fundus einer LED-ZEPPELIN-Komposition entlehnt sein könnte. Ist sie aber nicht.
Der Sound von "The Alchemist" klingt sowohl transparent als auch sehr organisch. Er unterscheidet sich in seiner Wirkung relativ deutlich von modernen CD-Produktionen, die oftmals die darauf verewigte Musik ein wenig steriler und lebloser wirken lassen, als sie tatsächlich ist.
Gewiss: Man könnte an dieser Veröffentlichung kritisieren, dass es sich um eine pure Retro-Scheibe handelt und dass dieses Werk alles andere als innovativ klingt. Auf der anderen Seite aber hat die Art und Weise, wie WITCHCRAFT dieses Retro-Unterfangen glückt, Seltenheitswert. Und zwar im positiven Sinne. "The Alchemist" ist von meiner Warte aus eine rundum gelungene Hommage an die Rock- und Hardrock-Musik der Siebziger Jahre. Die Scheibe klingt erdig, ungemein lebhaft und authentisch - was zum Teil auch dem Einsatz von alten Instrumenten und Verstärkern zuzuschreiben sein dürfte (nachzulesen in diesem Interview , das Kollege Eike Schmitz führte). Allen Musikfans, deren Herz an altgedienten Rockbands dieser Epoche hängt, darf ich hiermit empfehlen, sich näher mit WITCHCRAFT zu beschäftigen und der MySpace-Seite der Band einen Besuch abzustatten.
Anspieltipps: Hey Doctor, Leva, If Crimson Was Your Colour
- Redakteur:
- Martin Loga