WITHERFALL - Curse Of Autumn
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2021
Mehr über Witherfall
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Century Media / Sony
- Release:
- 05.03.2021
- Deliver Us Into The Arms Of Eternal Silence
- The Last Scar
- As I Lie Awake
- Another Face
- Tempest
- Curse Of Autumn
- The Unyielding Grip Of Each Passing Day
- The Other Side Of Fear
- The River
- ... And They All Blew Away
- Long Time (Acoustic Version)
Der dritte und bislang stärkste Streich der Band.
2021 deutet an, ein äußerst starkes Musikjahr zu werden. WITHERFALL spielt da eine große Rolle, denn das amerikanische Heavy-/Progressive-/Power-Metal-Quintett ist mit "Curse Of Autumn" zurück. Die Band um SANCTUARY-Sänger Joseph Michael, ICED EARTH-Gitarrist Jake Dreyer und Jazz / Fusion-Bassist Anthony Crawford hat sich mit Marco Minnemann einen herausragenden Schlagzeuger ins Boot geholt, um uns mit einer Stunde neuer Musik die Ohren zu verknoten.
Wer die beiden Vorgänger "A Prelude To Sorrow" und "Nocturnes And Requiems" kennt, wird hier eine enorme Erwartungshaltung mitbringen. Und, so viel sei vorweggenommen, sie wird auch erfüllt werden. Wenn WITHERFALL für euch noch kein Begriff ist, dann werfe ich mal COMMUNIC, NEVERMORE, aber auch SYMPHONY X oder DREAM THEATER in den Ring. Am ehesten werden hier Power-Metal-Traditionalisten glücklich, die aber keine Puristen sind.
Die Band hat auf ihren bisherigen Werken sehr vieles richtig gemacht, auch wenn das Austarieren von Eingängigkeit und Komplexität nicht von Anfang an von allen als geglückt betrachtet wurde. "Curse Of Autumn" klingt in meinen Ohren aber wie die logische Weiterentwicklung, bei der man versucht hat, die vorhandenen Stärken noch weiter auszubauen. Das bedeutet, dass die Refrains mehr zünden als je zuvor, die instrumentalen Abfahrten wilder sind und dem Album bis zum Schluss nie die Puste ausgeht, was auch das fünfzehnminütige Epos '... And They All Blew Away' eindrucksvoll belegt.
Greifen wir uns einige Songs, um die Eigenständigkeit WITHERFALLs herauszuarbeiten. Das eben erwähnte '... And They All Blew Away' beginnt mit Gitarren im Stil von SYSTEM OF A DOWN und einem zaghaften Joseph Michael. Die einsetzende Flamenco-Gitarre und der bundlose Bass machen schnell klar, dass hier noch einiges mehr kommen wird. Marco Minnemann demonstriert mühelos, was man aus einem 4/4 Takt alles machen kann und bereitet den Boden für immer wieder aufflammende Prog-Versatzstücke der Marke Frühneunziger-DREAM THEATER. All das wird mit nicht nur einem Spannungsbogen versehen, letztlich aber vom eingängigen Chorus zusammengehalten. So schreibt man Longtracks!
Es ist nicht nur die Mammutnummer, in der die wieselflinken Gitarrenläufe ebenso glänzen dürfen wie handfeste Rhythmus-Arbeit der gesamten Band. Auch 'Tempest' ist ein schönes Beispiel für gutes Songwriting, bringt die Truppe in den gut acht Minuten Spielzeit nicht nur einen mehr als veritablen Wutausbruch unter, sondern zitiert unter anderem mit allerfeinsten Tremolo-Gitarren auch Einflüsse anderer Subgenres. Auch die neoklassischen Tonleitern werden zu meiner Freude wieder großzügig bespielt: Der kurze Song mit langem Titel 'The Unyielding Grip Of Each Passing Day' würde auch Michael Romeo stolz machen. An letzter Stelle sei noch 'Another Face' erwähnt, das beispielhaft für die feinen Melodien und Ohrwurm-Ansätze der Band steht. Hier wird die Klippe zum Kitsch so elegant umschifft, dass man sich unweigerlich an die 1996er ICED EARTH-Großtat "The Dark Saga" erinnert fühlt.
Was gibt es noch zu sagen? Kauft euch das Ding, reckt die Faust in die Luft und erfreut euch an einer Besetzung, die mit Ausnahmemusikern gespickt ist und das auch gerne, aber immer songdienlich, demonstriert.
Anspieltipps: The Last Scar, ... And They All Blew Away
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Nils Macher