WOLF EYES - Human Animal
Mehr über Wolf Eyes
- Genre:
- Drone / Industrial
- Label:
- Sub Pop / Cargo
- Release:
- 29.09.2006
- A Million Years
- Lake Of Roaches
- Rationed Rot
- Human Animal
- Rusted Mange
- Leper War
- The Driller
- Noise Not Music
Wenn eine Band in der taz Erwähnung findet, ist das ein Indiz dafür, dass sie nicht rockt. Und richtig, WOLF EYES rocken überhaupt nicht. Und das wollen sie auch gar nicht. Aber was wollen sie genau? Und was machen sie, um das, was sie wollen, zu erreichen? Nun, auch auf die Gefahr hin, dem Kreis der eingeweihten Elite bis ans Lebensende fernbleiben zu müssen, sage ich: Sie fabrizieren keinen prähistorischen Industrial, sondern verarschen die Leute nach Strich und Faden – allen voran das Label. Und das bereitet mir Freude.
Ihr "musikalisches" Rezept ist dabei genauso simpel wie genial und dringend zur Nachahmung empfohlen, wenn man Plattenfirmen wie Sub Pop, die schon immer jede Kapelle gesignt haben, die – egal, ob gut oder schlecht – irgendwie vom bösen Mainstream abwich, Kohle aus dem Kreuz leiern will. Die Jungs treffen sich abends in ihrem Wohnzimmerstudio, machen es sich schön gemütlich und ziehen sich so lange irgendein Kraut in die Runkel, bis einer denkt, er wäre 'n Wäschetrockner. Dieser steht dann auf (hin und wieder braucht's hier mehrere Anläufe) und rumpelt mit 'nem eingestöpselten Mikro in der Hand zu 'nem alten, klapprigen und vor sich hin rauschenden Fernseher. Kurz bevor er bei der Flimmerkiste angekommen ist, schlägt er lang aufs Gesicht und wird ohnmächtig. Seine beiden Kollegen, die sich inzwischen ebenfalls locker bei "matschig" eingepegelt haben, werden von dem Krach aufgeschreckt und wanken zum Computer, um das durch den Kollegen verursachte Gerumpel zu löschen. Ganz gelingt ihnen dies allerdings nicht, da sie auf der Tastatur alsbald sanft entschlummern. Und jetzt kommt der Clou: Durch das nächtliche Hin- und Herwälzen drücken sie immer mal wieder andere Knöpfchen, mit dem Ergebnis, dass am nächsten Morgen 'ne Platte fertig ist – ohne Aufwand. Einfacher geht es wirklich nicht mehr.
Warum die so entstandene, nicht gerade spannende Soundcollage aus Brummen, Rauschen, Fiepen, gelegentlichem verzerrtem Gelaber (sie sprechen halt im Schlaf), Radiosender-Suchlauf und allem, was man sonst noch mit Mikrofon und Rechner anstellen kann, veröffentlicht werden muss, ist zweifelhaft (Droner wie EARTH, SUNN O))) oder KHANATE sind zehnmal böser und verstörender). Aber wie eingangs erwähnt, für WOLF EYES freut es mich. Und wenn dann noch Teile der Hornbrillen-Akademiker-Fraktion oder die Performance-Kunst-Fanatiker kommen und ein Teil wie "Human Animal" intellektualisieren, hat das Ami-Trio alles richtig gemacht. Sieg auf ganzer Linie. Nichts investiert, jede Menge zurückbekommen. Astrein. Dass alle Musikliebhaber diese Scheibe meiden müssen wie die Pest, ist logisch, oder?
Da hier keine Songs vertreten sind, kann ich auch keine Anspieltipps nennen. Aber vielleicht möchte sich jemand das NO FUCKER-"Cover" 'Noise Not Music' geben?
- Redakteur:
- Oliver Schneider