WOLVES IN THE THRONE ROOM - Thrice Woven
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2017
Mehr über Wolves In The Throne Room
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Artemisia Records (Cargo)
- Release:
- 22.09.2017
- Born From The Serpent's Eye
- The Old Ones Are With Us
- Angrboda
- Mother Owl Father Ocean
- Fires Roar In The Palace Of The Moon
Über jegliche Zweifel erhaben.
Es ist wohl der Fluch so mancher Black-Metal-Band, nach ihrem Maßstäbe setzenden Frühwerk eine neue Richtung einzuschlagen und sich früher oder später in einem gänzlichen anderen Kosmos wiederzufinden. Die historischen Beispiele sind altbekannt, auch den Wölfen im Thronsaal konnte so mancher Fan auf "Celestite" nicht mehr folgen. Zum streitbaren musikalischen Kurs kommen Interviewaussagen, die eine Rückkehr zu den Wurzeln für den Augenblick nicht mehr ganz realistisch erscheinen ließen. Andererseits ist auf nichts mehr Verlass als auf den Phönix, der sich am Beispiel der WOLVES IN THE THRONE ROOM nur drei Jahre später aus seiner Asche erhebt. Die beste Nachricht in diesem Kontext: Der Phönix hat seine Gitarre im Gepäck!
"Thrice Woven" macht schnell klar, dass die Weaver-Brüder ihr Handwerk noch so gut beherrschen wie einst. Um zu den Begründern der Black-Metal-Schublade Cascadian Black Metal erklärt oder zum ökologisch-wertvollen Aushängeschild einer linksliberalen, Spiegel-Online-kompatiblen Akademiker-Black-Metal-Szene hochstilisiert zu werden, muss man etwas können. Das sensationelle 2007er Album "Two Hunters" wird mit Fug und Recht in so mancher Bestenliste des neuen Jahrtausends stehen. Die Kontraste zwischen rasender Unbeherrschtheit und erhabener Schönheit bestimmen auch auf dem fünften richtigen Album wie eh und je das Klangbild der Amerikaner. Die ersten drei Minuten des neuen Albums sind so etwas wie der Trailer zum Film, der anschließend noch 40 Minuten dauert und im Gegensatz zu den meisten Blockbustern aber doch noch ein paar Asse im Ärmel hat.
Es tut gut, Songs jenseits der fünf-Minuten-Marke von einer Band zu hören, die weiß, was sie da tut. Abgesehen vom Interlude 'Mother Owl Father Ocean' knackt jeder Track auf "Thrice Woven" die acht Minuten mit kompositorischer Leichtigkeit. Der wunderschöne Teil in 'Born From The Serpent's Eye', dem die in Szenekreisen ja bestens bekannte Anna von Hauswolff ihre Stimme leiht, ist so ein Highlight, das mit dem dramaturgisch bestens inszenierten Nachspiel der Tremolo-Gitarren keinen Raum für Kritik lässt. Jedenfalls, wenn man dem bisherigen Werdegang der Wölfe folgen konnte und sich offenen Ohres von eben jener Schönheit bezirzen lässt, die nur der Black Metal zu erschaffen vermag.
Wer die hässliche Fratze dieser Musik sucht, wird sie auf "Thrice Woven" nicht finden. Die Band, die auch gerne mal als BURZUM der Nullerjahre bezeichnet wird, zeigt sich - zum Leidwesen vieler alter Fans, da bin ich mir sicher - nicht von ihrer absolut ungestümen Seite. Dennoch: Was beispielsweise im Filetstück 'Angrboda' dargeboten wird, klingt durchdacht und nicht beim ersten Hören durchschaubar. Das hat einfach Klasse. Ja, liebe "die Band war nur zu Demo-Zeiten geil"-Freunde, ihr seid raus. 'Womb Of Fire' vom 2004er Demo hat ganz bestimmt seinen eigenen Charme, aber qualitativ liegen zwischen diesen Outputs Welten. Gefühl hin oder her. Ich wage zu bezweifeln, dass der burzumesque "Dauði Baldrs" daran noch etwas ändern kann.
Am ehesten eignet sich die letzte und längste Nummer als Futter für diejenigen, die immer lieber gestern als morgen haben. 'Fires Roar In The Palace Of The Moon' bietet einen Parforceritt durch das bekannte Black-Metal-Terrain des pazifischen Nordwestens der USA. Nicht unbedingt wegweisend, aber absolut souverän und stellenweise mit genau der Portion Wut im Magen, die man sich früher noch am Fließband abholen konnte.
Aus welchen Motiven auch immer die Gebrüder Weaver ihre Schaffenspause nun beendet haben: Ich bin ihnen dankbar dafür. Auch wenn man in einem so abgesteckten Bereich der Musik keine neuen Töne mehr erfinden kann, mausert sich "Thrice Woven" nach mehreren Durchläufen zu einem der stärksten Black-Metal-Alben des laufenden Jahres. Wo bleibt die Sammlerbox im Jutebeutel?
Anspieltipps: Komplett durchhören, ihr Banausen!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Nils Macher