WYTCH HAZEL - II: Sojourn
Mehr über Wytch Hazel
- Genre:
- Folk Rock / Heavy Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Bad Omen Records
- Release:
- 13.07.2018
- The Devil Is Here
- Save My Life
- Still We Fight
- Wait On The Wind
- See My Demons
- Barrow Hill
- Chorale
- Slaves To Righteousness
- Victory
- Angel Take Me
Zweiter Akt der besten Band der Neuzeit.
Große Worte im Teasertext? Vielleicht. Aber die superjungen und sehr sympathischen Briten von WYTCH HAZEL haben mit "Prelude" aus meiner Sicht das beste Metal-Album der letzten zehn Jahre auf den Markt gebracht. Und dass sie dieses bombastische Niveau mit "II: Sojourn" fast halten können, war kaum vorstellbar. Dieser "Aufenthalt" (so die Übersetzung) hat es wahrlich in sich.
Wie auf dem Vorgänger, den mein Kollege Päpst zurecht mit der Höchsnote adelte, gibt es wieder eine Mellange aus folkigem Rock und urigem Heavy Metal. Doch zuerst mal gefällt natürlich das wunderbare Artwork, das ich mir auch als T-Shirt bestellt habe. Der Reiter vom "Argus"-Cover von WISHBONE ASH ist jetzt endlich mal von vorne zu sehen. Und klar kann hier auch eine musikalische Parallele gezogen werden.
Die Haupteinflüsse sind derweil die gleichen wie vor zwei Jahren: Prog Rock á la JETHRO TULL, mystischer Hard Rock der ASHBURY- und URIAH HEEP-Schule, britischer Epic Metal zwischen SOLSTICE und PAGAN ALTAR, Früh-Achtziger-Perlen wie ASIA (US) und DARKSTAR werden mit etwas THIN LIZZY, IRON MAIDEN und DARK FOREST in einen Topf gemixt. Heraus kommt Musik, die zu keiner Sekunde nach Kopie klingt, sondern immer 100% authentisch und eigenständig ist. Ich wage zu behaupten, dass nur wenige relativ neue Bands so eigenständig klingen wie diese Briten, und dabei trotzdem immer absolut im traditionellen Hard Rock-/Metal-Kosmos zu Hause sind. Kein Wunder, dass die Band vor zwei Jahren auf dem KEEP IT TRUE ran durfte (und abräumte).
Man kann Sänger, Gitarrist und Mastermind Colin Hendra voll abnehmen, dass er nur auf volle Alben steht. Dieses Album ist wie aus einem Guss, die Songs fließen ineinander und sind trotzdem eigenständige Hymnen. Hendra, der seit dem letzten Album Vater geworden ist, hat noch mal eine Schippe Ernsthaftigkeit auf die Songs draufgelegt. Nachdem die A-Seite ziemlich harten, fast metallischen Rock bietet, gibts auf der zweiten Hälfte verträumtere Momente, die teilweise auch an HAWKWIND erinnern. Yin und Yang, um die Worte des Komponisten aufzunehmen, haben so beide ihren Platz.
Die Double-Lead-Gitarren würden THIN LIZZY oder IRON MAIDEN vor Neid erblassen lassen. Selbst bei DEAD LORD geht das nicht mehr so grandios. Während die Band von einem eher rockigen Album spricht, bleiben mir eher die folkigen Momente intensiver haften. Selbst das Instrumental 'Chorale' ist wieder absolut mitreißend. Wie beim Debüt sind auch diesmal die Texte auffällig vom evangelischen Glauben des Sängers und Texters geprägt worden, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Ich genieße die positiven Vibes der Band und war erstaunt, als mir vor wenigen Wochen ausgerechnet Alan Averill (PRIMORDIAL) im Gespräch vorschwärmte, dass er gerade diese positive Message bei WYTCH HAZEL so schätzt. Recht hat er, der Ire. Diesmal wurde, gefühlt zumindest, auch nicht der halbe Römerbrief vertextet.
Ein paar Songs, die ich noch hervorheben möchte aus diesem Wunderwerk, aus dem jeder Song makellos ist, gibt es dann doch noch: 'The Devil Is Here' ist tatsächlich der düsterste Rock-Song, den die Jungs bisher am Start haben. Mich begeistern aber am meisten die folkigen Momente wie 'Wait On The Wind' und 'Barrow Hill'. Und wer einen Refrain wie 'Slaves To Righteousness' schreibt, darf den auch mehrfach wiederholen.
Was soll 2018 noch groß kommen? Ich schätze, dass meine nach zwei Wochen bereits von den Spins her in Führung liegende Scheibe kaum vom Thron zu stoßen sein wird. WYTCH HAZEL ist die Speerspitze des echten Metals.
Anspieltipps: Alles. Aber gut, wer es braucht: 'The Devil Is Here' und 'Barrow Hill'.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Jonathan Walzer