YES - Symphonic Live (DVD)
Mehr über Yes
- Genre:
- Prog
- Label:
- Eagle Vision
- Overture
- Close To The Edge
- Long Distance Runaround
- Don't Go
- In The Presence Of
- Gates Of Delirium
- Steve Howe Guitar Solo
- Starship Trooper
- Magnification
- And You And I
- Ritual
- I've Seen All Good People
- Owner Of A Lonely Heart
- Roundabout
- Don't Go Bonus Video
- Dream Time Documentary
Alter schützt vor Torheit nicht, noch weniger allerdings vor DVD-Veröffentlichungen. Ob JETHRO TULL, NAZARETH, PINK FLOYD oder STATUS QUO... Von der Plattenindustrie werden derzeit ganze Altersheime mobilisiert, damit auch ja keine Band ohne das multimediale Schlagwort „DVD“ in der Diskographie verbleiben muss. Die Vorteile gegenüber der Videokassette liegen ganz klar auf der Hand: Bestechende Bildqualität anstelle unscharfer Aufnahmen, die nach dem zehnten Durchlauf im Videorekorder eher an Unterwasseraufnahmen von farbenfrohen Fischen auf LSD erinnern; ein erstklassiger Sound (für die gut situierten unter uns oft auch in Dolby Surround geniesbar), die enorm praktische Funktion, mittels Tastendruck zwischen einzelnen Songs zu skippen und eine Fülle von Bonusmaterial, das zugegebenermaßen allerdings in den meisten Fällen nur für die DieHard-Fans von Interesse ist. Fazit: Nicht jede der unzähligen DVD-Veröffentlichungen, die in letzter Zeit auf den Markt kommen, machen wirklich Sinn. Doch gibt es sehr viele Werke, die den Kauf definitiv wert sind.
Und genau zu letztgenannter Kategorie gehört „Symphonic Live“ von YES. In einer sehr edel aufgemachten Box strahlen den Fan gleich zwei Rundlinge an, die unbändig darauf warten, begutachtet zu werden. Den Einstieg schafft das Konzert gleich mit einer sehr schönen Computeranimation, die einen kurz darauf sofort in die Konzerthalle katapultiert. YES präsentieren uns ein Konzert mit dem European Festival Orchester, welches von der 2001er Tour, genauer von dem Auftritt in Amsterdam, stammt.
Die „Overture“ macht auch sofort klar, wo der Hammer hängt: Hier wird eine schlichtweg perfekte Symbiose aus Prog allererster Sahne mit einem klassischen Orchester dargeboten. Wer bei „Symphonic Live“ jedoch Songs erwartet, bei denen das Orchester nur ein Beiwerk im Hintergrund ist, wird sehr schnell merken, dass hier eine unheimlich komplexe Arbeit geleistet wird. Es erscheint fast so, als würden YES jedes einzelne Mitglied des Orchesters als neues Bandmitglied sehen und ihm bzw. ihr eine eigene Rolle im ganzen Gefüge verpassen. Heraus kommt, was bei der musikalischen Genialität der Herren Steve Howe und Co. einfach herauskommen musste: Ein Konzert-Highlight von unfassbarer Grösse! Zu der Klasse der gespielten Songs bedarf es keiner weiteren Worte, die Titel sprechen für sich. Doch durch die Kombination mit dem European Festival Orchester, das an der ganzen Chose eine nicht zu übersehende Freude empfindet, werden die YES-Klassiker auf eine ganz besondere Art und Weise veredelt. Die Prog-Dinos haben kein bißchen ihres Spirits und ihrer Genialität verloren. Ganz im Gegenteil! Nicht, dass Steve Howe jemals auch nur ansatzweise mittelmäßige Soli fabriziert hätte... Was der gute Mann bei Track 7 jedoch mit orchestraler Unterstützung erschaffen hat, öffnet geradezu neue Pforten im Prog-Sektor. Howe's Kollegen stehen ihm selbstredend in nichts hinterher. Es ist immer wieder faszinierend eine derart eingespielte und perfekt abgestimmte Band zu beobachten.
Kurzum: Das aufgenommene Konzert (mit einer Spielzeit von über 150 Minuten) überzeugt auf ganzer Linie. Noch beeindruckender dürfte der ohnehin schon sehr gute Sound selbstverständlich in Dolby Surround klingen, doch der Rezensent verweist an dieser Stelle auf sein armes Studentendasein und die nicht vorhandene Dolby Surround-Anlage ;-) Sehr überzeugend ist neben dem Sound und der Bildqualität im Übrigen auch die Kameraführung, sowie die Lichteffekte, die sehr originalgetreu über den heimischen Bildschirm kommen.
Das bei Musik-DVDs übliche Bonusmaterial wurde bei „Symphonic Live“ kurzerhand auf eine zweite DVD verbannt, die sich vom qualitativen Nährwert her betrachtet doch eher in Grenzen hält. Ein Videoclip von „Don't Go“, dazu ein paar Studioaufnahmen, das wars... Doch wie heisst es so schön: Einem geschenkten Gaul, respektive einer Bonus-DVD, schaut man nicht ins Maul. Und durch die klare Trennung von Konzert und Bonusmaterial schafft man zudem eine sehr gelungene und übersichtliche Menüstruktur.
Fazit: Für Fans ist „Symphonic Live“ ein absolutes Muss. Was hier geboten wird, sprengt schier den Rahmen des Möglichen. Jemandem, dem YES bisher noch nie zugesagt haben, wird auch mit diesem Output kein Zugang zu dieser Musik verschafft.
Anspieltips: Overture, Steve Howe Guitar Solo, Roundabout
- Redakteur:
- Christian Debes