ZHORN - Z Comes First
Mehr über Zhorn
- Genre:
- Melodic Hardrock
- Label:
- Germusica / Alive
- Release:
- 26.05.2003
- Z
- Of Swords And Kisses
- Tuned For Misery
- White Blanket
- Sitha's Dance
- The Fair Game
- Privat Ghost
- Man Of 1000 Words
- What I Feel Today
- Not Enough
- A'laube D'un Soir (At The End Of The Day)
Wie falsch man häufig mit vorschnell gezogenen Rückschlüssen liegen kann, belegt dieser Rundling. Hätte ich bei dem Bandnamen 'zornige' Musik erwartet, so überrascht mich das süddeutsche Duo mit sehr soften Klängen. Noch vor einigen Jahren hätte ich solche Musik schnell abqualifiziert, da sie irgendwie gar kein Metal zu sein scheint. Gut, Geschmäcker ändern sich, und außerdem scheint gerade die Sonne auf meinen Schreibtisch, so dass diese positiven Songs mit ihren eingängigen Hooks und Melodien einfach sofort zünden und gute Laune verbreiten.
Kommen wir aber mal zu den Fakten: ZHORN besteht aus dem ehemalige LANFEAR-Sänger/Keyboarder Stefan Zoerner, der sich nach deren hochgelobtem Zweitling "Zero Poems" nach einem neuen Betätigungsfeld umsah und mit Andy Horn, dem Produzenten des genannten LANFEAR-Albums, fündig wurde. Die beiden bastelten 2001 ein mit fünf Titeln bestücktes Demo und legen nun ihr erstes Album vor, welches musikalisch sehr schwer einzuordnen ist. ZHORN selbst sehen sich in einer Nische aus progressiver Rockmusik, melodischem Hardrock und Singer/Songwriter. Das ist grob umrissen auch das, was wir auf "Z Comes First" geboten bekommen. In erster Linie sind alle Songs des Albums extrem eingängig und weisen selten einen Härtegrad auf, der über PRETTY MAIDS hinaus geht. Ich höre in ruhigeren Momenten Bands wie GLASS TIGER oder JOHN FARNHAM heraus, in härteren SAGA oder STYX. Ihr merkt es schon, die ganze Angelegenheit hat einen ganz fetten Eighties-Touch. Und das ist auch gut so. Solche Musik gibt es viel zu selten. Etwas irritierend mag der massive Einsatz von Tasteninstrumenten sein, der gleichberechtigt neben der Gitarre auftritt. Bei solch fluffigen Arrangements wie dem leicht folkigen 'Of Swords And Kisses' - welches bei mir sofort zum Ohrwurm der Woche gekürt wurde - ist mir so etwas aber völlig egal. Normalerweise stört mich auch die Tatsache, dass Originalinstrumente wie Streicher und Schlagzeug durch einen Synthie ersetzt werden. Bei ZHORN ärgert mich das seltsamerweise überhaupt nicht. Keine Ahnung, warum nicht. Liegt es daran, dass diese Scheiblette einfach herzerfrischend positiv daherkommt, so dass man gar nicht nörgeln möchte? Oder doch am tollen Wetter? Oder daran, dass ich im Alter nachsichtiger werde? Ich vermag es nicht zu beantworten.
Fakt ist: ZHORN werden mir mit diesem Werk erfrischend kurzweilige Stunden garantieren, denn mit 'Sitha`s Dance' haben die Jungs einen weiteren Trumpf unterm Rock... äh im Ärmel. Hier zocken sie eine treibende Gitarre und kommen im Chorus beinahe aggressiv `rüber. Auf diesem Silberling wird Abwechslung riesengroß geschrieben. Das nachfolgende 'The Fair Game' beginnt dann beinahe balladesk, wird jedoch gekonnt mit tribalartigen Drums vorangetrieben. Dieser Song ist in mehrere Parts aufgeteilt und trotz seiner Überlänge ganz und gar nicht langatmig. Das Attribut "progressiv" passt an dieser Stelle wohl am ehesten. Wobei man jetzt bitte nicht an frickelige Jazzpassagen denken darf, viel eher verknüpfen ZHORN geschickt verschiedene Stilistiken zu einem in sich schlüssigen Song, der begeistert.
Am Ende lassen die Jungs dann leider ein kleines bisschen nach, was aber auch daran liegt, dass die abschließenden Nummern alle relativ ruhig sind und nicht mehr so mitreißen wie die ersten. Aber selbst diese Kompositionen verstehen zu gefallen, wollen sich allerdings in mein Gute-Laune-Bild des Anfangs nicht so richtig einfügen.
Insgesamt ein sehr schönes Album, das ich allen aufgeschlossenen Freunden etwas altmodisch-progressiver und extrem melodischer Musik wärmstens ans Herz legen will.
Anspieltipps: Of Swords And Kisses, Sitha`s Dance, Tuned For Misery
- Redakteur:
- Holger Andrae