ZIO - Truewaves
Mehr über Zio
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Posh And Rock
- Release:
- 28.04.2023
- TRUEWAVES
- Untenable
- Amused
- Space Heater
- Living Behind
- Above The Wheels
- Lonely
- Close
- I Hear Them Whistling
- ENDWAVE
Ein Album, das seine Momente hat, aber keinen roten Faden.
ZIO ist das Projekt von KARNATAKA-Drummer Jimmy Pallagrosi, für das er eine ganze Reihe von Gastmusikern um sich scharen konnte. Er hat "Truewaves" auch produziert und sich für einen klaren, modernen und kraftvollen Klang entschieden. "Truewaves" ist das Zweitwerk, das auf "Flower Torania" aus dem Jahr 2020 folgt.
Der Titeltrack 'TRUEWAVES' ist ein Intro, das mit seltsamen Keyboards im Stil eines alten Videospiels und Ansagen wie von einer YouTube-Werbeveranstaltung leicht verstörend wirkt. Das ist sicher auch so beabsichtigt, ist doch im Promotext zu lesen, dass ZIO von Sci-Fi, Videospielen und Comics inspiriert sei. Das Intro erklärt gewissermaßen, was unter dem Albumtitel zu verstehen ist. 'Untenable', der erste vollwertige Song, beginnt mit ziemlich harten, modernen Metal-Riffs und melodischen Vocals von Corvax und Eric Gillette. Bereits hier singt auch Hayley Griffiths, die später im Fall von 'Amused' und 'Close' mit ihrer klassisch ausgebildeten Stimme, die klar wie ein Gletschersee ist, begeistert.
Manche Titel sind neben den Drums von den Keyboards geprägt, stellenweise im Stil der späten 70er ('Space Heater'), wobei gerade dieser Song ansonsten sehr modern und progressiv anmutet. Eher poppig ist das von Magda Skyllbäck und Miranda Öhman mädchenhaft interpretierte 'Living Behind' ausgefallen, das im Arrangement an ELO erinnert, was mich als alter Fan der Band nicht sonderlich stört. 'Above The Wheels' tönt zu Beginn nach Orient meets Southern Rock, wird dann von den virtuos gespielten Drums dominiert und ist durch die vielen Breaks wenig eingängig. Beim kurzen Instrumental 'Lonely Diamond' sind die PINK FLOYD-Referenzen unüberhörbar, worauf wahrscheinlich schon der Titel hinweist. 'I Hear Them Whistling' verströmt zunächst wegen der Geige und der Gesangslinien von Gabriel Agudo Folk-Atmosphäre und ist dennoch durch das Schlagzeug auf seine Art sehr progressiv. Sobald Hayley Griffiths ins Geschehen eingreift, wird es immer vertrackter. Dann übernimmt Eric Gillette das Mikro, und es wird wieder melodischer, ohne dass zunächst die Folk-Gefilde des Beginns aufgesucht werden. Doch damit nicht genug, denn auch Corvax steuert einen Gesangsbeitrag bei. Erst in dem Gesangsduett am Ende kehrt das Stück in die keltischen Klanglandschaften zurück, doch nun ist die Stimmung durch modernes Riffing eigentümlich gebrochen.
Trotz spielerischer Klasse und einem Schlagzeugspiel für Genießer ist "Truewaves" kein überragendes Album. Dies liegt vor allem daran, dass kompositorisch ein roter Faden fehlt, obwohl es eine Rahmung durch 'TRUEWAVES' und 'ENDWAVE' gibt. Was ZIO uns präsentiert, gleicht einer Wundertüte mit einigen schönen Überraschungen. Die Arbeit mit verschiedenen Sängerinnen und Sängern sorgt zwar für reichlich Abwechslung, führt aber auch dazu, dass eine emotionale Bindung an die Songs weitgehend ausbleibt. 'I Hear Them Whistling' hat großartige Momente, wirkt aber auch wie aus einzelnen Fragmenten collagenhaft zusammengesetzt. Wenn es intensiver wird, folgt bald eine Sequenz, die das gerade errichtete Gebäude aus Emotionen wieder einreißt. Prog-Fans sollten aber durchaus mal ein Ohr riskieren.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Jens Wilkens