Alien
- Regie:
- Ridley Scott
- Jahr:
- 1979
- Genre:
- Science-Fiction
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Alien
1 Review(s)
05.08.2003 | 16:35Anno 1979 war Science-Fiction noch in der Startphase seines späteren Siegeszuges. Perry Rhodan flog durchs Universum, Captain Kirk legte sich mit außerirdischen Kampfblondinen an, und Darth Vader schwang sein Lichtschwert, um das Gute aus dem All zu vertreiben und seinem Imperator alle Ehre zu machen. Nicht zu vergessen ist der altehrwürdige Godzilla, der mit einem Handstreich oder einem Rülpser ganze Armeen flachlegte.
Es gab genug Material, die Zeiten, in denen Raumschiffe und Raketen, Roboter und Außerirdische noch Garanten für angsterfülltes Publikum in den Kinosälen waren, schienen endlich vorbei zu sein. Das Volk entdeckte sein Interesse für die Zukunft und lauter seltsame Klamotten, die man dort tragen musste. Dann kamen zwei Männer, und machten alles kaputt.
Scott wurde der eine genannt, Giger der andere, der eine Jungregisseur, der andere SciFi-Künstler.
Scott bekam das Manuskript für einen Film in die Finger, in dem die Crew eines Raumschiffs von einem unbekannten Wesen durch die Mangel genommen wird und willigte sofort dazu ein, dieses Stück Papier auf Celluloid zu bannen. Schauspieler hatte man bereits, und es galt nur noch, ein gemeines Monster zu finden. Da kam der Schweizer H.R. Giger gerade recht, der mit seinen 'BioMechanics' für Aufsehen sorgte, und so einen zusätzlichen PR-Schub für den Films garantierte.
Das Killervieh, welches der Schweizer daraufhin zusammenbastelte, sucht noch heute seinesgleichen. Das Ding, schlicht 'Alien' oder 'Xenomorph' genannt, war in seinem Auftreten eine absolute Sensation. King Kong und Godzilla waren nicht mehr allein, das Alien kannte plötzlich jeder, und das Monster aus dem Sumpf oder Frankensteins Monster waren von einen auf den anderen Moment perdu. Die darauffolgenden Regisseure und Designer konnten machen, was sie wollten, ihre Monster waren ein zahmer Vergleich zu Gigers 'Xenomorph'.
Die Handlung diente vielen späteren SciFi-Streifen als Vorlage: Irgendwann in ferner Zukunft wird die Besatzung eines Schleppers, der eine gigantische Minenanlage durch das unendliche Nichts hievt, aus dem Tiefkühlschlaf erweckt, um einem Hilferuf von einem nahen Planeten nachzugehen. Als die Crew per Landungsschiff auf dem Planeten, der verheißungsvoll 'Acheron' genannt wird, landet, kommt es zu ersten Komplikationen. Auf einer Erkundungstour wird ein älteres, scheinbar abgestürztes Raumschiff gefunden, das sich nach näherer Untersuchung als von außerirdischer Herkunft erweist. In dem Wrack wird der Pilot, ein großes mumifiziertes Wesen, gefunden, dem anscheinend der Brustkorb aufgebrochen wurde - und das von innen heraus.
Bei der Besichtigung wird einer der Teilnehmer der Expedition von einem krakenartigen Tier angegriffen, das mühelos durch sein Helmvisier springt und sich an seinem Gesicht festklammert.
Wieder angedockt an das Mutterschiff kommen bei der Untersuchung des Dings lauter kuriose Fakten zutage: Erstens scheint das Tier sein Opfer künstlich am Leben zu erhalten, und zweitens scheint sein Organismus Säure als Blut und Selbstverteidigung in einem Stoff zu benutzen. Alle sind vom Schicksal des Mannes - John Hurt in einer VIEL zu kurzen Rolle - betroffen, nur der behandelnde Arzt Ash scheint das Tier so interessant zu finden, dass er das Wohlergehen seines menschlichen Patienten vernachlässigt. Als das Tier schließlich tot abfällt, und der Patient nach einer vermeintlichen Phase der Genesung an dem Alien in ihm krepiert, das den schnellsten Weg aus seinem Körper wählt, und direkt durch die Brust bricht, ist das Chaos perfekt. Es beginnt eine wilde Hetzjagd durch das riesige Raumschiff, bei der die Rolle als Jäger und Gejagter ziemlich schnell und ziemlich eindeutig gewechselt werden, als das Vieh eine Metamorphose nach der anderen hinlegt, und schließlich mehr als Mannshoch der verbleibenden Crew das Leben schwer macht, bis es zu einem hektischen Finale kommt.
Das faszinierende an dem Film ist nicht nur das Alien selber, sondern die Art und Weise, wie Ridley Scott es darstellen ließ. In seiner absolut berechnenden Mordlust und seiner kalten Emotionslosigkeit stellt das Ding, wie der Schiffsarzt es treffend ausdrückt, die perfekte Killermaschine dar, da der einzige Instinkt sein Überleben ist, und es diesen Imperativ nicht gerade zimperlich durchsetzt.
Die Szenen, in denen man das Alien mit den Augen wahrnehmen kann, sind an einer Hand abzuzählen, und fast nie gehen diese Szenen über die zehn Sekunden hinaus. Die klaustrophobische Grundstimmung, die den ganzen Film durch zu spüren ist, wird durch die engen Gänge des Raumschiffs erzeugt und durch die Hilflosigkeit der Crew verstärkt, die trotz all der Technik, die sie umgibt, erkennen muss, dass das Ende der Nahrungskette unmerklich ein Stück nach oben verschoben wurde. Elektroschocker, Flammenwerfer, luftleere Räume, nichts kann dem Wesen etwas anhaben, und dadurch, dass man es so gut wie gar nicht zu sehen bekommt, wird diese Ausweglosigkeit nur noch verstärkt.
Die Schauspieler sind angesichts des unbekannten und grausamen Gegners die wahren Hauptakteure des Films, denn durch ihre Angst und Verzweiflung wird die Grausamkeit des Wesens erst wirklich deutlich. Auch die verschiedenen Charakter mit ihren eigenen Denkweisen über die Art und Weise, wie das Ding loszuwerden sei, tragen zur Authentizität des Films bei, und machen ihn so spannend.
Die Ungewissheit darüber, ob die Crew es schafft, den Killer loszuwerden, oder wen es als nächstes erwischt, und das Verhalten des Aliens, das sich unmerklich durch das ganze Raumschiff bewegt, treiben den Spannungsbogen in unglaubliche Höhen, und machen die Erwartung auf das Ende fast unerträglich.
Sigourney Weaver agiert als Ellen Ripley in ihrer absoluten Paraderolle. Ripley, die in ihrer anfänglichen Angst zum Anführertyp mutiert und Angst mit Wut benutzt, um sich gegen den unheimlichen Eindringling zur Wehr zu setzen, ist der wirkliche Hauptcharakter, und eine der größten Heldinnen der SciFi-Geschichte. Prinzessin Leia ist eine kauzige Kampfamazone gegen Ripley, die allen übertriebenen Helden zeigt, wie ein echter Mensch an die Situation herangehen würde, nicht mit Selbstlosigkeit oder übertriebenem Mut, sondern mit dem reinen menschlichen Willen zum Überleben treibt Ripley sich selber an.
Die anderen Schauspieler gehen im Vergleich zu solch einer brillanten Darstellung regelrecht unter, werden aber eh als Kanonenfutter verheizt, oder vertreten, wie Ian Holm, eine ganz andere Partei: den Weyland-Yutani-Konzern, der das Alien gerne zu Untersuchungszwecken haben möchte, um die perfekte biologische Waffe herstellen zu können. Jüngere Zuschauer werden sich an den Gedanken gewöhnen müssen, dass Bilbo früher ein verdammt fieses Arschloch war.
Im großen und ganzen einer der grandiosesten Filme des Science Fiction-Genres. "Alien" besticht durch eine unglaublich düstere Atmosphäre und eine Kameraführung, die mehr Schatten als Licht zeigt. Garniert mit einer Prise Verschwörungstheorie und philosophischem Kontext (Mensch trotz des Fortschritts immer noch nur ein Mensch) stellt dieser Film eines der wegweisenden Werke der Monstergeschichte dar. Gute Schauspieler und eine Meisterleistung des Mannes auf dem Regiestuhl machen diesen Film zum absoluten Pflichtfilm für alle, die denken, sie wüssten was von Science Fiction.
Wo Godzilla in Wirklichkeit nur eine gutmütige Riesenechse mit Schlafproblemen war, ist das Alien die Perfektion der menschlichen Vorstellung eines kalten, harten und schleimigen Kinderfressers.
Kultfilm.
- Redakteur:
- Michael Kulueke