Bourne Identität, Die
- Regie:
- Doug Liman
- Jahr:
- 2002
- Genre:
- Action
- Land:
- USA / Tschechische Republik
- Originaltitel:
- Bourne Identity, The
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19.11.2002 | 12:02Es scheint, als hätte Franka Potente endlich den Schritt über den großen Teich geschafft. Nachdem ihr in „Blow“ nur eine Nebenrolle vergönnt war, übernimmt sie in „Die Bourne Identität“ eine Hauptrolle neben Matt Damon. In vielen Fällen hat ein solcher Schritt allerdings lediglich finanzielle Vorteile für den Schreitenden, aber keine künstlerischen. Vor allem die Kreativität von Regisseuren, die diesen Weg gegangen sind, leidet für gewöhnlich unter der Enge amerikanischer Großproduktionen. Und so verwundert es auch nicht, wenn ich sage, dass ich mit gemischten Gefühlen im Kinosessel Platz genommen habe.
Der Film handelt von einem Mann (Matt Damon), der mit Schussverletzungen vor der französischen Küste von einem Fischerboot aufgesammelt wird. In seinem Körper befindet sich neben den Kugeln ein eingenähter Laserpointer, der einen Hinweis auf ein Schweizer Nummernkonto enthält. Der Mann selbst kann sich an nichts mehr erinnern, weder an seinen Namen oder seine Identität, noch an die Ereignisse, denen er die Verletzungen und seine momentane Lage zu verdanken hat. An Land angekommen, macht er sich erst einmal auf den Weg in die Schweiz, um den Inhalt des zum Nummernkonto gehörenden Faches zu inspizieren. Überrascht muss er feststellen, dass dieses angefüllt ist mit Geld, falschen Pässen, die jeweils mit seinem Konterfei versehen sind, und einer Waffe. Auf dem Pass, der auf den Namen Jason Bourne lautet, findet er eine Pariser Adresse, die er als sein nächstes Ziel wählt. Eine nächtliche Eskapade mit zwei Streifenpolizisten, die er erstaunlich routiniert niederprügelt, sorgt jedoch dafür, dass die Polizei ein Auge auf ihn geworfen hat. Und so bedarf es der Hilfe der Studentin Marie Kreutz (Franka Potente), die er zufällig kennenlernt und die ihn für 20.000 Doller gerne nach Paris chauffiert. Nach und nach wird den beiden allerdings bewusst, dass sie auf der Abschussliste einer größeren Organisation stehen, was wohl irgendetwas mit Bournes Vergangenheit zu tun hat.
Während die Story, die immerhin auf einer literarischen Vorlage von Robert Ludlum basiert, der bei dem Film auch als ausführender Produzent fungierte, über gediegenes Mittelmaß kaum hinauskommt, hat sich Regisseur Doug Liman wohl alle Mühe gegeben, sich etwas jenseits bereits ausgelatschter Pfade zu begeben.
Auch bei oberflächlicher Betrachtung dürften die sehr rasant und in einigen Fällen auch schlicht zu schnell geschnittenen Actionszenen auffallen, die zwar keineswegs besonders innovativ, jedoch routiniert in Szene gesetzt sind und bis auf einige Ausnahmen auf stupides Geballere verzichten. In einigen Szenen, und vor allem gegen Ende wurde allerdings zu sehr auf unnötige Übertreibungen gesetzt, die nicht wirklich zu dem Film passen. Besonders gut gelungen ist dagegen eine Verfolgungsszene in Paris, in der die beiden Hauptdarsteller in einem Mini Cooper vor der Polizei flüchten.
So unterhaltsam die Actionszenen auch sein mögen, wirklich punkten kann der Film vor allem während der ruhigern Parts. Dies ist vor allem Matt Damon und in beachtlicherem Maße auch Franka Potente und deren beider Zusammenspiel zu verdanken. In vielen Szenen braucht es nicht viele Worte, in manchen gar überhaupt keine, um erkennen zu können, welche Gedanken den beiden durch den Kopf schießen. Doug Liman beweist hier doch ein erstaunliches Gespür für seine Hauptdarsteller. Selbst die wohl unvermeidliche Liebesszene zwischen den beiden ist weit weniger plump geworden, als zu befürchten war. Und auch meine Befürchtungen zur Mitte des Films, dieser könnte nun umkippen und Franka Potente würde sich zu einer kämpfenden Weggefährtin Matt Damons wandeln, blieben glücklicherweise unbegründet. Die Charaktere bleiben stets ihrer Linie treu und sind dadurch glaubwürdig.
Sicherlich ist der Film kein Meisterwerk und auch nicht besonders wegweisend, aber er hat seine Qualitäten und ist dank vieler spannender Szenen und einer überraschend gelungenen Charakterzeichnung ganz klar im grünen Bereich einzuordnen – und er ist bestimmt ein Schritt in die richtige Richtung für Franka Potente.
- Redakteur:
- Andreas Fecher