Dark Water
- Regie:
- Hideo Nakata
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Horror
- Land:
- Japan
1 Review(s)
29.11.2003 | 14:37Mit dem Original des bereits jetzt zum Horror-Klassiker avancierten "The Ring" hat Regisseur Hideo Nakata einen mehr als gelungenen Einstand in diesem Genre gegeben. Nachdem die Story rund um das Mädchen aus dem Brunnen mit einer Fortsetzung und der Vorgeschichte mittlerweile komplett ausgeschlachtet wurde, begibt sich Nakata mit seinem aktuellsten Werk "Dark Water" in vergleichbar ähnliche Gewässer, da die Geschichte vom Aufbau her nicht unbedingt weit von "The Ring" abweicht.
Ein zweitklassiger Abklatsch ist "Dark Water" aber mitnichten, nur lässt sich das Ziehen von Parallelen im Laufe des Films einfach nicht vermeiden und das ganz unabhängig vom Regisseur. Das beginnt zu dem Moment, in dem die Protagonistin Matsubara Yoshimi zum ersten Mal Visionen von einem weißgekleideten, schwarzhaarigen Mädchen hat und zieht sich über das Verwenden von markanten Elementen wie z.B. dem Wasser bis hin zum mysteriösen, eben typisch japanischen Ende.
Um diese Parallelen griffiger zu machen, möchte ich den Film zunächst einmal zusammenfassen:
Nach der Scheidung von ihrem rücksichtslosen Ehemann kämpft Matsubara Yoshimi um das Sorgerecht für die gemeinsame kleine Tochter Ikuko, welches ihr schließlich auch zugesprochen wird. Um ihrer Tochter auch nach außen hin einen sicheren Rückhalt zu geben, nimmt sich Yoshimi eine eigene Wohnung in einem alten, etwas verkommenen Mietkomplex in einem Vorort von Tokio. Ausschlaggebend für die Wahl der Wohnung ist die Nähe zu Ikuko`s Kindergarten und so macht Yoshimi auch einige Abstriche bei der Qualität der neuen Heimat.
Bereits beim Besichtigen der Wohnung fällt Yoshimi ein kleiner Wasserfleck an der Decke des Wohnzimmers auf, dem sie aber anfangs nur wenig Bedeutung zukommen lässt. Erst als der Fleck von Anblick zu Anblick immer größer wird, macht Yoshimi sich Gedanken über die Ursache dieser merkwürdigen Erscheinung. Zeitgleich erscheinen ihr Visionen von einem kleinen Mädchen, welches durch ihr weißes Kleid in Verbindung mit den kontrastierenden tiefschwarzen Haaren Eindruck erweckt und nicht mehr aus Yohimi`s Kopf zu verdrängen ist.
Seltsame Dinge geschehen beim Gedanken an das junge Mädchen, eine Fahrstuhltür geht nicht mehr zu, das Wasser beginnt plötzlich von der Decke zu tropfen und auch Ikuko verschwindet ohne nennenswerte Gründe, wird aber kurze Zeit später in der Nähe des Hauses beim Erkunden der Gegend wiedergefunden. Dabei trägt sie eine kleine rote Kindertasche bei sich, welche Yoshimi aus Angst vor einer tieferen Bedeutung in den Müll schmeißen lässt.
Der Fleck wird von Mal zu Mal größer und als die erst kürzlich weggeworfene Tasche nach einer erneuten albtraumhaften Vision wieder aufgefunden wird schließt Yoshimi, dass zwischen ihren Visionen und der Realität eine enge Verbindung besteht. Die unheimliche Atmosphäre des neuen Zuhauses beschäftigt Yoshimi derart, dass sie bei der erfolgreichen Jobsuche ihre Tochter ganz vergisst und so wiederum in einen Konflikt mit ihren Ex-Mann gerät, der ihr vorwirft, nicht standesgemäß für ihre Tochter sorgen zu können. Die noch immer verwirrte Yoshimi, die vor einiger Zeit schonmal in psychologischer Behandlung gewesen ist, kann dem nicht viel entgegensetzen und tritt sehr unsicher auf, ihre Worte ergeben für die Außenstehenden kaum Sinn und ihre Visionen stoßen zunächst auf wenig Anklang. Unter einigen Auflagen bekommt sie noch eine Chance ihre Mutterqualitäten unter Beweis zu stellen und versucht einen wiederholten Neustart nach dem eigentlichen Neubeginn.
Trotzdem lässt ihr das Wasser an der Decke keine Ruhe und als ihre Tochter zum zweiten Mal verschwunden ist, begibt sie sich in das Zimmer über ihrer Wohnung, wo sie Ikuko inmitten einer großen Wasseransammlung wiederfindet. Doch sie findet nicht nur ihre Tochter sondern auch einen versteckten Schatten, der wieder auf das mysteriöse Mädchen schließen lässt.
Yoshimi findet heraus, dass dieses Zimmer einmal einer Familie Mitsuko gehört hat, deren Tochter vor zwei Jahren spurlos verschwunden war. Zufällig hat Yohimi auch vor dem Kindergarten von Ikuko einen Hinweis auf das verschwundene Mädchen gesehen und als Ikuko später im Badezimmer von einer unsichtbaren Freundin mit Namen Kawai Mitsuko berichtet, steigt in Yoshimi die Furcht.
Den Plan schnell wieder auszuziehen verwirft sie aus Furcht vor erneuten Misstrauensbekundungen ihres Ex-Mannes ganz schnell wieder; statt dessen begibt sich Yohimi daran, dem Geschehen selbständig auf den Grund zu gehen und stößt dabei auf einige erschreckende Tatsachen.
Mehr soll bis hierhin noch nicht verraten werden, denn ab da beginnt das Gruseln seinen Lauf zu nehmen und die Geschichte löst sich Stück für Stück und unter großer Spannung auf.
Ähnlich wie bei seinem indirekten Vorgänger schafft es auch "Dark Water", dem Zuseher das ein oder andere Mal das Fürchten beizubringen. Und wie gehabt findet sich auch in diesem Streifen kein handelsüblicher 08/15-Horror sondern vielmehr eine intelligent ausgetüftelte, mysteriöse Story, die den Spannungsfaktor von "The Ring" überraschendweiser halten kann.
Es gibt nicht viele Filme, bei denen ich in den spannenden Grusel-Momenten mit rasendem Herz zugesehen habe, aber trotzdem das Bedürfnis hatte, mir die Augen zuzuhalten. "Dark Water" zählt jedoch eindeutig zu dieser raren Kategorie und kommt gleich mit vier bis fünf packenden Schock-Momenten daher, die mir vor Aufregung fast das Herz haben stehen lassen. Darüber hinaus ist es doch auch immer wieder prickelnd, wenn man selbst nach dem Ende jedes Quietschen wahrnimmt, jeder Windzug einen zusammenzucken lässt und man beim Einschlafen die Decken mit beiden Händen festhält. Das alles ist mir nach dem Anschauen von "Dark Water" widerfahren, weswegen ich den Film nur ganz dringend weiterempfehlen kann. Bedingung hierfür sind aber auf jeden Fall starke Nerven oder eine Gruppe von Leuten, die einem im ersten Moment danach Beruhigung geben.
Man mag meinen, ich übertreibe mit dieser Beschreibung, aber seht Euch "Dark Water" nur selber mal an und ihr werdet feststellen, dass Nakata es trotz ähnlicher Struktur wiederum geschafft hat, einen astreinen Horror-Film abzudrehen, den ich abschließend der Kategorie "muss man gesehen haben" zuordnen möchte.
- Redakteur:
- Björn Backes