Dungeons and Dragons
- Regie:
- Courtney Solomon
- Jahr:
- 2000
- Genre:
- Fantasy
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Dungeons and Dragons
1 Review(s)
12.08.2003 | 14:20Was versteht man unter einem Fantasyepos?
Schwerter. Drachen. Zauberer. Hexen. Gute Krieger. Böse Krieger. Könige. Verräter. Ewige Freunde. Ewige Feinde.
So was in der Art dürfte eigentlich jedes gute Fantasyepos zu bieten haben. Beispiele?
"Excalibur", "Willow", "Robin Hood", "Die Unendliche Geschichte", "Braveheart", "Conan", "Der Herr Der Ringe"
Wer denkt, die obere Zeile reiche, um ein GUTES Fantasyepos zu machen, macht so Filme wie "Dungeons And Dragons". Wer nicht, fabriziert die weiter unten genannten Exemplare fantastischer Filmkunst.
Auf einer der tausend Geschichten des Rollenspielsystems 'Advanced Dungeons And Dragons' basierend, das schon Computerspiele wie 'Baldurs Gate' und 'Neverwinter Nights' vorgebracht hat, ist "Dungeons And Dragons" die erste Verfilmung eines Rollenspiels überhaupt, und sofort ein abschreckendes Beispiel dafür, wie man eine gute Story verhunzen kann.
Der böse Zauberer Profion, überzeugend dargestellt von Jeremy Irons auf der untersten Stufe seiner Karriereleiter, will die kindliche Kaiserin (woher kenn ich das nur?) von ihrem Thron stoßen, weil diese es wagt, die Vorherrschaft der Zauberer im Reich Izmer anzuzweifeln. Als er das auf pseudodiplomatischem Wege nicht erreichen kann, will er sich ein magisches Szepter zusammenbauen, mit dem er Drachen beherrschen kann.
Um ihr Reich zu retten schickt die Königin einen jungen Dieb und seinen Freund los, ein noch mächtigeres Szepter zu finden, mit dem die Kaiserin rote Drachen beherrschen könnte. Rote Drachen leben in einer anderen Welt, und man kann sie nur mit diesem Szepter rufen und dirigieren. Wie im Rollenspiel findet sich bald eine lustige Party (Heldentruppe), die sich aufmacht, das Abenteuer zu bestehen, und ihre Königin zu retten. Dass die Gegenseite dabei nicht schläft, müssen unsere Helden ziemlich schnell bitter erfahren, und die Reise wird immer gefährlicher, bis sie schließlich vor dem noch magischeren Versteck stehen, welches das Szepter verborgen hält.
Die Story hätte man mit wenig Aufwand und guten Schauspielern sehr interessant umsetzen können, doch man entschloss sich aus unerfindlichen Gründen dafür, weniger für die Schauspieler auszugeben, und mehr auf die Spezialeffekte zu setzen.
Das Ergebnis ist ein filmisches Desaster, die Spezialeffekte kommen so dermaßen billig rüber, dass es schon eine Zumutung ist, diesen computergenerierten Schrott als Spezialeffekt zu bezeichnen. Ob es nun eine Mimic (großes fliegendes Monster mit einem großen und vielen kleinen Tentakelaugen) ist oder eine Szene, in der die Kaiserin auf ihrem Drachen fliegt, selbst die ersten BlueScreen-Aufnahmen Ende der Vierziger Jahre sahen authentischer aus als dieser Müll. Die Zaubersprüche, die dargeboten werden, sind eine Beleidigung für die Gilde der Zauberer, und jede Explosion würde ohne Computer und mit mehr Spiritus besser aussehen. Jede Rendergrafik in einem Computerspiel sähe besser aus als dieser Schrott, den man wohl zuhause am Heimrechner per Malprogramm einzeln in jedes Bild gepinselt hat.
Der mangelhafte visuelle Eindruck wäre ja noch zu verkraften gewesen, hätten die Schauspieler wenigstens eine einigermaßen annehmbare Leistung vollbracht, aber bis auf Jeremy Irons, der als böser Zauberer in seinem Element ist, scheitern alle an ihrer eigenen Unfähigkeit, mehr als drei Gesichtsausdrücke zu bewerkstelligen. Eine derart hölzerne Darbietung von Fantasy-Charakteren habe ich noch nie gesehen. Der eigentliche Hauptdarsteller kennt nur die Gesichtsausdrücke "mitleidig gucken", "überrascht gucken" und "lachen".
Die kindliche Kaiserin ist ein schlechter Scherz, und ist wohl für die erkrankte eigentliche Schauspielerin eingesprungen, die aus Scham vor diesem Fiasko ihr Kindermädchen zum Dreh schickte. Diese kindliche Kaiserin gehört von der Leinwand verbannt, denn wer so emotionslos einem Drachen Kommandos gibt, hat auch nichts auf diesem verloren. Die Heldentruppe, die das Szepter sucht, besteht aus Witzfiguren, die wohl noch nie im Leben was von Zwergen und Zauberern gehört haben. Christopher Lloyd, der wohl ewig an Doc Brown aus "Zurück In Die Zukunft" zu knabbern haben wird, bringt den Zwerg so lächerlich rüber, dass die ganze Reise zu einem einzigen Kasperletheater verkommt, und kein Gag zündet, der gewollt ist, man sich aber dafür beim Rest des Films schlapp lacht.
Den besten Freund des Hauptcharakters kennt man schon als zappeligen Kiffer aus "Scary Movie", und der bietet hier ein Bild des Mitleids. Anscheinend dachte der Protagonist, dass der Film ein wenig Pepp bräuchte, und zappelt und brabbelt so dermaßen nervend durch den ganzen Film, dass man erleichtert ist, als er endlich vom bösem Superschergen, der schwarze Rüstung und blauen Lippenstift trägt, erledigt wird. Ich weiß leider nicht mehr, aus welchem Film das Zitat von dem Quotenschwarzen kommt, dieser Zappelphilipp wäre aber der absolute Beweis dafür.
Die Handlung verliert sich im ewigen Hin und Her von Gut und Böse und den absolut lächerlichen Versuchen, von einer ernsten Szene sofort in den nächsten Gag zu springen, und die finale Schlacht ist der absolute Brüller, wenn man sieht wie gute Zauberer mit Pixelfeuer nach bösen Drachen werfen.
Das einzig gelungene an diesem Film ist die Darstellung der Drachen, die in dieser Form, die tatsächlich den Darstellungen der AD&D Welt entspricht, noch nie in einem Film gezeigt wurden.
Bei aller angestrebter Objektivität muss ich mich fragen, wie man in unserem Zeitalter der Tricktechnik noch wagen kann, einen solchen Film in die Kinos zu schicken. Die Produzenten müssen wohl die gesamte Rollenspielerszene für dumm halten, wenn sie denken, dass sie aus anspruchslosen Filmfans besteht.
Wohl der einzige Fantasyfilm, von dem ich mit ruhigem Gewissen behaupten kann, dass er absolut scheiße ist.
- Redakteur:
- Michael Kulueke