Gacy
- Regie:
- Clive Saunders
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Thriller
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- The Crawl Space
1 Review(s)
01.01.2004 | 17:14Filme mit Serienkillern sind wieder in. Nach den kommerziell erfolgreichen Verfilmungen von Thomas Harris' "Hannibal"-Trilogie schwappen immer mehr Filme über den großen Teich zu uns, die sich mit Ed Gein, Jeffrey Dahmer, Ted Bundy und anderen bekannten Serienkillern beschäftigen. Regisseur Clive Saunders erwählte den hierzulande eher unbekannten John Wayne Gacy zum Objekt seines Serienkiller-Films.
Bei John Wayne Gacy (Mark Holton) stinkt es. Seine Familie und die Nachbarn beschweren sich schon über den beißenden Geruch, der aus Gacys Kriechkeller an ihre Nasen strömt. Und auch das ganze Ungeziefer, das bei Gacy unter dem Haus rumkrabbelt und –kriecht, ist nicht nach jedermanns Geschmack. Alle Versuche, dem Herr zu werden, schlagen fehl. Kein Wunder, schließlich ist die Ursache für all das nicht eine undichte Rohrleitung oder ähnliches, sondern die Knabenleichen, die Gacy dort verscharrt hat. Nach seinen schlimmen Kindheitserlebnissen mit seinem Vater und aufgrund seiner zwanghaft unterdrückten Homosexualität verspürt Gacy nämlich immer mal wieder das unkontrollierbare Bedürfnis, Teenager zu vergewaltigen, zu foltern und schließlich zu ermorden. Dazu schnappt er sich hin und wieder einen Stricherjungen oder killt auch mal einen seiner jugendlichen Angestellten. Verdacht schöpft allerdings kaum jemand, da Gacy gesellschaftlich hoch angesehen ist und außerdem gelegentlich die Nachbarskinder in seiner Verkleidung als Pogo, der Clown, zum Lachen bringt. Doch die Polizei rückt ihm trotzdem immer mehr auf die Pelle, und so wird es für Gacy immer schwerer, sein kleines Geheimnis für sich zu behalten.
Soll das etwa komisch sein? Vielleicht irgendeine Art von misslungenem schwarzen Humor? Das fragt man sich zwangsläufig, während man in der ersten Hälfte des Films zuschauen muss, wie Gacy verzweifelt versucht, das Problem mit dem Gestank in seinem Kriechkeller zu lösen. Nachdem sich dann zig Leute im Film immer und immer wieder über diesen Gestank beschweren, fängt man als Zuschauer auch langsam an, den Gestank wahrzunehmen. Allerdings ist das dann die Erkenntnis, dass es in Wirklichkeit der Film ist, der stinkt. So hat man schon nach der ersten Viertelstunde vom ständigen Rumgetrampel auf dem Gestank im wahrsten Sinne des Wortes die Nase voll. Irgendwie wirkt diese unangemessen Konzentration auf Gacys Kriechkeller nur noch lächerlich. Im Original hat man es sogar noch soweit übertrieben, dass man den Film danach betitelte, nämlich "The Crawl Space".
Aber selbst wenn man den Part mit dem Gestank weitgehend überstanden hat, wird es nur geringfügig besser. Die 08/15-Story ist nämlich zu jeder Zeit vorhersehbar und lässt nicht ein Mindestmaß an Spannung aufkommen, und wer meint, hier etwas über die Person Gacy in Erfahrung bringen zu können, der liegt auch daneben. Gacy hatte Probleme mit seinem Papa, bekennt sich nicht zu seiner Homosexualität und lebt noch mit seiner Mama zusammen. Da muss man ja praktisch anfangen, Leute umzubringen.
So bruchstückhaft wie die Informationen über Gacy sind auch die einzelnen Szenen, die vollkommen willkürlich und planlos aneinander gereiht scheinen und bei denen man sich mehr als einmal fragt, wozu diese überhaupt gezeigt werden, so überflüssig wirken sie teilweise. Irgendwie hat die Story mehr Lücken und Löcher als sonst was, und vieles von dem Gezeigten lässt sich ohne die nötigen Hintergrundinformationen zum echten Gacy auch nicht richtig einordnen. Mit etwas Wohlwollen könnte man diese fragmentarische Struktur des Films als den Versuch werten, ein filmisches Spiegelbild von Gacys Innerem zu kreieren. Wenn das wirklich so gedacht gewesen sein sollte, dann kann man den Versuch allerdings nur als gescheitert abhaken, denn diese bloße Aneinanderreihung von Szenen, wie man sie schon in Dutzenden von anderen Filmen gesehen hat, ist und bleibt einfach nur nervig, egal, welche Intention sich auch immer dahinter verbergen mag.
Der Schauspieler Mark Holten macht sich zumindest äußerlich ganz gut als Gacy, da durchaus Ähnlichkeiten im Aussehen vorhanden sind, ansonsten spielt er aber genauso hölzern, lustlos und steif wie der Rest der beteiligten Schauspieler. Das ist aber auch verständlich, wenn man bedenkt, dass diese hier - von einigen grässlichen Überzeichnungen abgesehen – nur konturlose Klischeerollen zu verkörpern haben.
Zum Schluss soll wenigstens noch etwas Gutes gesagt werden: Zwei, drei Regieeinfälle sind tatsächlich gar nicht mal so übel, allerdings wirken die entweder total deplaziert oder gehen im Rest des Films einfach unter. Oder der Zuschauer verschläft sie ganz einfach.
Fazit: "Gacy" ist eine Katastrophe von einem Film. Er ist spannungsarm, konfus, wirkt zusammenhangslos und wird dem Thema nicht mal ansatzweise gerecht. Finger weg!
Die DVD von E-M-S präsentiert den Film mit einem befriedigenden Widescreen-Bild und sowohl in der Originalversion als auch in der deutschen Synchron-Fassung. Als Extra gibt es einige Texttafeln und eine Bildergalerie zum echten John Wayne Gacy, die informativer sind als der ganze Film.
- Redakteur:
- Andreas Fecher