Ghost World
- Regie:
- Terry Zwigoff
- Jahr:
- 2001
- Genre:
- Komödie
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Ghost World
1 Review(s)
03.12.2002 | 16:35Nachdem sich Regisseur Terry Zwigoff mit „Crumb“, einem Dokumentarfilm über den Comiczeichner Robert Crumb, Mitte der 90er einen Namen machen konnte, versucht er sich nun an der Verfilmung eines Comicbuches, oder besser einer Grafik-Novelle, nämlich „Ghost World“ von Daniel Clowes, der auch am Drehbuch mitgeschrieben hat.
Enid (Thora Birch) und Rebecca (Scarlett Johansson) sind zwei Freundinnen, die soeben ihren High School-Abschluss erhalten haben. Sie haben große Pläne für die Zukunft. Unter anderem möchten sie zusammen in eine Wohnung ziehen, um so die Unbeschwertheit ihrer Jugendfreundschaft am Leben zu erhalten. Doch Enids Verachtung für ihre Umwelt ist Schuld daran, dass ihr jeder angenommenen Jobs, mit denen Enid die Miete mitfinanzieren soll, innerhalb kürzester Zeit wieder gekündigt wird. Als sie spaßeshalber auf eine Kontaktanzeige antwortet, um dem Inserenten einen Streich zu spielen, lernt sie den Außenseiter Seymour (Steve Buscemi) kennen. Da dieser so gänzlich anders ist als all die angepassten Leute, denen Enid nur mit Hass und Spott begegnet, schließt sie Freundschaft mit ihm. Doch Seymour hat Probleme, Beziehungen zu knüpfen. Und so beschließt Enid, ihm zu helfen, und wirft ihn dadurch nach und nach immer mehr aus der Bahn.
„Ghost World“ ist ein Film, der sich durch hintergründigen und ehrlichen Humor mit dem Erwachsenwerden und dessen Problemen auseinandersetzt. Er ist angefüllt mit skurrilen und witzigen Charakteren, die sich jedoch anders als Enid an die Gesellschaft angepasst haben, indem sie ihr Leben einer gewissen Regelmäßigkeit unterworfen haben. Vor einer solchem Leben fürchtet sich Enid und trägt durch ihr Verhalten und ihr Aussehen eine provokante Unangepasstheit zur Schau. Jedoch ist es eigentlich die Furcht vor Veränderung, die sie in dieser Lebensphase in eine Krise stürzt. Und dank Thora Birchs Schauspielkunst werden die Charakterzüge Enids dem Zuschauer glaubhaft vermittelt. Auch Steve Buscemi weiß, der Rolle des blassen, aber dennoch liebenswürdigen Seymours Leben einzuhauchen.
Bei der inneren Zerrissenheit Enids und dem aus der Bahn geworfenen Seymour wundert es auch nicht, dass die Handlungsstränge gegen Ende etwas verwirren und zu keinem richtigen Abschluss finden. Selbst wenn dies den Zuschauer etwas ins Leere laufen lässt, so wird auf diese Weise auch die Unsicherheit der Charaktere über deren ungewisse Zukunft spürbar.
Dass der Film auf der Basis einer Grafik-Novelle entstanden ist, merkt man am ehesten an den oftmals farbenfrohen Sets, die als Teil der Personen auch etwas von deren Charakteren beinhalten, und an Enids Tagebuch. Dieses ist kein Tagebuch im üblichen Sinne, sondern ein Büchlein, in dem Enid ihre Erlebnisse zeichnerisch verarbeitet. Ansonsten kommt der Film, wenn man mal von den spleenigen Personen absieht, mit einer gewissen Normalität daher. Das soll aber nicht heißen, dass der Film sonst nichts zu bieten hat, sondern dass er nicht an den üblichen Klischees einer Comicverfilmung festhält.
„Ghost World“ weiß durchaus zu gefallen, da er ohne falsche Scham oder unangebrachte Übertreibungen auf unterhaltsame Weise die Probleme des Erwachsenwerdens thematisiert und somit zur Auseinandersetzung mit der eigenen Person anregt. Außerdem punktet er durch die vielen ungewöhnlichen, aber glaubwürdigen Charakteren, denen er Respekt und Sympathie entgegenbringt.
- Redakteur:
- Andreas Fecher