Godzilla
- Regie:
- Roland Emmerich
- Jahr:
- 1998
- Genre:
- Fantasy
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Godzilla
1 Review(s)
11.08.2003 | 12:39Amerikanische Produzenten sind genauso schlimm wie deutsche, oder französische, oder britische. Tut aber keinen Abbruch daran, dass sie für den schlimmsten Filmschrott der Welt verantwortlich sind. Sieht ein uralter Klassiker so aus, als würde er sich gewinnbringend modernisieren lassen, so wird das auch gemacht. Ohne Rücksicht auf Verluste, versteht sich. So wurde z.B. der japanische Kult-Trash-Schocker "Ringu" in ein sinnfreies und spannungsarmes, dafür aber viel cooleres und trendkonformeres Teeniegruselunding verwandelt, welches für die Macher des Originals schon fast beleidigend wirken muss. Zu den weiteren Opfer-Originalen gehört auch der japanische Riesensaurier Godzilla. Die Kultserie aus Nippon entwickelte sich vom Hauptgegner der asiatischen Insel zu derer einzigen Hoffnung im Kampf gegen wilde Weltraummonster, und erhielt immer wieder Verstärkung aus dem Monsterpool des pazifischen Ozeans, um das Übel von Japan wegzuhalten. Die Effekte waren billig, aber gut, und die Story vollführte eine Verbeugung vor den großen Monstermythen der fernöstlichen Welt, Godzilla war Nationalheld und Kinderliebling. Wo westliche Kinder noch mit Sesamstraße und Teddybär ins Bett gelotst wurden, plättete der beschuppte Kinderliebling in der Wiege der Sonne die Nerven der Eltern.
Das muss doch sicherlich Geld einbringen, wenn man ein paar Explosionen dazupackt, eine verkorkste Liebesgeschichte hinzudichtet und unseren Landsleuten vorgaukelt, das Militär sei doch nicht so toll. Diese Sätze könnten von einem Produzenten stammen, der sich dachte dass man Godzilla in Goldzähler verwandeln könnte.
Gedacht, getan. Man suchte sich einen Regisseur, der sich mit Effekten auskannte, und mit Epos und Pathos um sich zu werfen verstand, und holte Roland Emmerich ins Boot.
Jawohl, Roland Emmerich, den Deutschen, der schon "Independence Day" zu verantworten hatte, und dem es keinen Deut leid zu tun schien. Man hatte den Regisseur, packte zwei große Namen in die Besetzung und füllte den Rest mit No-Name-Akteuren auf. Wie Matthew Broderick und Jean Reno sich auf den Film einlassen konnten, ist mir bis heute ein Rätsel, wohl aus Geldmangel.
Die Geschichte ist ziemlich einfach gestrickt. Die Franzosen scheuchen im pazifischen Ozean ein paar Atompilze in die Höhe, und der so verstrahlte Inselbereich bringt eine Echse hervor, die es in sich hat. Hoch wie eine Bankenzentrale, stärker als Superman und H-Man zusammen und so hungrig wie eine Oktoberfestmeute stiftet Godzilla erst auf ein paar Inseln etwas Unruhe, um sich dann schwimmenderweise zur Ostküste der US of A aufzumachen.
Schon hier beweist die Riesenechse mehr Hirn als ihr viele Wissenschaftler zuschreiben würden, als sie geographisches Feingefühl zeigt, und nicht etwa San Francisco oder Los Angeles an der nahen Westküste plattmacht, sondern den langen Weg durch den Kanal von Panama antritt, um unbedingt in der schon lange nichtmehr von einem Urvieh gebeutelten Stadt New Yoek zu landen.
Als Godzilla dort ankommt, steht NY auf sein Geheiß Kopf, so eine riesige Echse lässt sich nun mal nicht so gut vertuschen. Die Armee ist relativ hilflos, da der illegale Immigrant aus Japan es versteht, sich vor Raketenangriffen zwischen den Häusern zu verstecken oder feindliche U-Boote zu verarschen. Erst ein zappeliger Paläontologe schafft es mit Hilfe eines französischen Einsatztrupps das Riesending aus der City rauszulocken, um es auf der Broocklyn Bridge per Düsenflieger zu erledigen.
Der Frevel, den der Schreiber dieses Drehbuchs an japanischem Kulturgut beging, ist unglaublich, hier hat jemand die künstlerische Freiheit, die die Filmstudios beim Klauen von fremden Werken beanspruchen, bis an die Schmerzgrenze ausgereizt. Godzilla als Erzeugnis atomarem Reinheitsgebots und als fiese Guerillaechse in der Innenstadt von Los Angeles grenzt schon an Blasphemie. Dass Godzilla als Männchen keine Eier legen könnte, wird hier auch verheimlicht. Dass sie es dann auch noch wagen, Godzilla umzubringen, auf banale Art und Weise mit Fliegerraketen, wo das hunderte von japanischen Bataillonen nicht geschafft habe, ist eine dreiste Anmaßung. Wahrscheinlich ging das Geld für eine große blutige Explosion am Ende aus, und so ließ man den armen letzen seiner Art einfach auf der Brücke liegend verrecken.
Entschädigt für diesen Frevel wird man durch den ungewollt lustigen Plot, eine erbärmliche Liebesgeschichte, in der der zierliche Wissenschaftler am Ende als megamaskuliner Weltretter hervorgeht, paart sich mit der Parodie auf das steife Militär und ergießt sich in einem riesigen Versöhnungsfinale, das selbst dem hartgesottensten Filmkenner die Tränen in die Augen treibt.
Klar, die Effekte können sich sehen lassen, und Godzilla sah ehrlich gesagt nie so cool aus wie in diesem Streifen, aber selbst der hervorragende Jean Reno, der nie wieder was anderes als einen Franzosen spielen darf, kann den Film nicht retten.
Selten derart dreistes Blockbusterkino gesehen, eine Schande für das japanische Original, und Gott sei Dank nicht im Ansatz so erfolgreich, wie sich die Herren in der Chefetage es gewünscht hätten!
- Redakteur:
- Michael Kulueke