Lebendig Begraben
- Regie:
- Roger Corman
- Jahr:
- 1962
- Genre:
- Horror
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- The Premature Burial
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04.12.2003 | 22:30Nebel wabert. Richtig viel Nebel. Eigentlich ist "Lebendig Begraben" ein einziges Nebelgebilde - einer dieser Nebelfilme, die eben Mitte der 60'er so gedreht wurden. Es geht um eine berühmte Buchvorlage: Edgar Allan Poe's "The Premature Burial". Doch der Film vermag es nicht ganz, den buchstäblichen Schrecken eines Poe's in eine reizvolle Story zu packen.
Die Ausgangslage ist klar: Da gibt es einmal Guy Carell (Ray Milland). Der Typ hat ein Problem: Er hat die panische Angst, lebendig begraben zu werden. Ist ja auch ein Scheiss-Gefühl: Dunkel ist es, die Luft wird zunehmend schlechter, die Würmer fangen an am Sarg zu nagen. Diese Paranoia macht Guy zu einem leichten Sonderling, er denkt eben immer an seinen Vater, der wohl ebenfalls bei vollem Bewusstsein im Sarg gelandet ist. Ein Wunder ist es da, dass ihm die für 60'er-Jahre-Verhältnisse attraktive Emily Gault (Hazel Court) einen Heiratsantrag macht. Er willigt ein, doch schon in der Hochzeitsnacht hat der gute Guy einen weiteren Zusammenbruch. Ab diesem Zeitpunkt wird er immer sonderlicher, baut sich eine Gruft, die ihm etliche Fluchtmöglichkeiten eröffnet. Doch dann erleidet er einen Schock, wird für tot erklärt - ein Alptraum für ihn und die restlichen Schauspieler beginnt.
Was spannend klingt, ist es auf Dauer nicht. Dabei ist der Anfang von "Lebendig Begraben" durchaus gelungen. Denn die alte Landvilla und ihre modrige Umgebung besitzen eine kühle und düstere Atmosphäre, die alten Bilder erinnern an neue Streifen wie "Sleepy Hollow". Doch ist es eben ein alter Film, mehr als 40 Jahre später haben sich die Sehgewohnheiten der Zuschauer verändert. Die Schnitte wirken statisch, es wird ständig nur von Figur zu Figur geblendet, rasante Fahrten mit der Kamera gibt es nicht. Das dies kein Makel sein muss, beweisen allerdings Hitchcock-Filme immer wieder. Doch Regisseur Roger Corman ist nicht der Altmeister des filigranen Schreckens. So wirken einige Filmstellen fad wie ein altes Stück Käse, ist besonders das Ende in seiner grotesken Übertreibung nicht mehr wirklich nachvollziehbar. Gleichzeitig nervt mit der Zeit auch der allgegenwärtige Nebel, wirkt unglaubwürdig - auch hier haben andere Filmer aus früheren Zeiten bessere Lösungen gefunden. Dennoch muss Corman attestiert werden, dass er es immer auch wieder schafft, stimmungsvolle Bilder in seinem knapp anderthalbstündigen Streifen zu verwenden. Doch echte Angst wird dadurch nicht erzeugt. Dennoch ist "Lebendig Begraben" vor allem für Film-Nostalgiker geeignet, die auf alte "Hammer"-Filme schwören, ein Faible für antiquierte Frisuren haben und gerne 'mal ein Interview mit Roger Corman sehen wollen. Denn ein Gespräch mit dem Regisseur ist auch auf der DVD enthalten...
- Redakteur:
- Henri Kramer