Matrix Revolutions
- Regie:
- The Wachowski Brothers
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Science-Fiction
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- The Matrix Revolutions
1 Review(s)
03.11.2003 | 22:40Die letzte Sonnenbrille ist abgesetzt, der letzte schwarze Mantel ästhetisch durch die Lüfte geschwungen, der letzte Fuß-Kick im Gegnermagen platziert - die Matrix-Saga ist vorbei. "Alles was einen Anfang hat, hat auch ein Ende" schreiben die Wachowski Brothers auf die Filmposter von "Matrix Revolutions". Ob die zwei Stunden nun wirklich das Finale sind, lassen die Regie-Brüder bewusst offen - weitere Teile sind durchaus möglich. Aber egal, ob diese gigantische Merchandise-Technik-Schlacht irgendwann noch fortgesetzt wird: Mit "Matrix Revolutions" schaffen die Wachowskis einen hyperschnellen Höhepunkt, der intensiver und dramatischer nicht sein könnte. Ob es zum Klassiker reicht, wird sich wohl erst in einigen Jahren zeigen. Zur Stunde sind die rund 120 Minuten erst einmal ein atemlos-beeindruckendes Zeugnis dessen, was Kino heute kann...
Damit sind die Stärken und Schwächen von "Matrix Revolutions" schnell gepackt. Die Technik, die Effekte, die Bilder - hier werden endzeitliche Leinwandträume wahr. Wenn Tausende Wächter durch düstere Gänge sausen oder die Oberfläche der Erde in mechanischer Kälte erstrahlt, trocknet der Mund aus und die Augen gehen über. Doch wie schon bei "Matrix Reloaded" hängt die Story dieser Bilderflut besonders am Anfang hinterher, wird erst ab dem zweiten Teil des Films wirklich mitreißend. Doch die Emotionen, die in dieser zweiten Stunde auf den ahnungslosen Kinobesucher einprasseln, sind so stark und vielfältig, dass es für diese Zeit schon fast eine Pflicht zum Anschnallen geben müsste.
Die Handlung von "Matrix Revolutions" schließt dabei nahtlos an den zweiten Teil an. Die Menschheit steht immer noch am Rande der Vernichtung, eine gigantische Maschinen-Armee buddelt sich in Richtung Zion durch. Gleichzeitig befindet sich Neo (Keanu Reeves) immer noch in einer Art Wachkoma, sein Geist wandelt in einer Ebene zwischen der Matrix und der realen Welt. Als ob das noch nicht reicht, rennt der brillant böse aufspielende Ex-Maschinen-Agent Smith (Hugo Weaving) immer noch ungehindert in der Matrix herum und wird dabei immer stärker - selbst die Maschinen scheinen ihn nicht mehr unter Kontrolle halten zu können. Dazu spielen alte Bekannte wie der Merowinger (Lambert Wilson) und neue Schurken wie der Trainman (Bruce Spence) ihr ganz eigenes Spiel.
Doch gerade die Nebencharaktere wie der Merowinger sind eben die große Schwäche von "Matrix Revolutions". Denn es wird nicht immer klar, warum diese Figuren überhaupt auftreten, vielmehr erscheinen ihre Auftritte nur die Stichworte zu weiteren opulenten Action-Szenen zu liefern. Die Handlung treiben sie dabei allerdings kaum voran, wie man es vielleicht nach "Matrix Reloaded" noch hoffen konnte. Vielmehr scheinen gerade ihre Szenen nur hineingestückelt, lassen im schlimmsten Fall jede filmische Logik vermissen. Zum Glück ist nur der erste Teil des Films von solchen Ungereimtheiten geprägt, immer mehr spitzt sich der Streifen auf eine Kernhandlung zu: Da der letzte Kampf der Menschheit, dort das letzte Aufbäumen des wiedererwachten Neo. Der Ausgang bleibt fast bis zum Schluss offen. Dann holen die Wachowksis zu ihrem größten Wurf seit dem ersten "Matrix"-Film aus: Das Ende der Trilogie kommt glücklicherweise fast ohne Kitsch aus, ist berührend, traurig und macht dennoch Hoffnung. Gleichzeitig lassen die letzten Bilder genügend Raum für eigene Gedanken. Fazit: "Matrix Revolutions" ist ein wunderbar-gigantischer Endzeit-Thrill mit Staun-Garantie, dem allerdings viel von der philosophischen Tiefe des ersten Teils abhanden gekommen ist. Ein Super-Gau ist allerdings noch möglich: Eine Fortsetzung wäre so unnötig wie eine Sonnenbrille bei Nacht.
- Redakteur:
- Henri Kramer