Minority Report
- Regie:
- Steven Spielberg
- Jahr:
- 2002
- Genre:
- Science-Fiction
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Minority Report
1 Review(s)
19.11.2002 | 12:08Große Namen sind kein Garant für gute Filme. Das hat die Vergangenheit schon des öfteren gezeigt. Wie aber sieht es aus, wenn ein Regisseur vom Kaliber eines Steven Spielberg mit einem Schauspieler wie Tom Cruise zusammentrifft, um eine Kurzgeschichte vom Science-Fiction-Spezialisten und Ideengeber für viele Filme Philip K. Dick zu verfilmen?
In nicht allzu ferner Zukunft stoßen einige Wissenschaftler bei genetischen Experimenten mit Menschen auf die Fähigkeiten von drei Kindern von Drogenabhängigen. Diese können Morde voraussehen, die erst in der Zukunft begangen werden. Das in Washington D.C. eingerichtete Department of Precrime spezialisiert sich mit Hilfe dieser sogenannten Precogs auf die präventive Festnahme zukünftiger Mörder. Das System scheint zu funktionieren. Da seit sechs Jahren kein Mord mehr geschehen ist, interessiert sich die Bundesstaatsanwaltschaft dafür, das System landesweit einzusetzen. Um allerdings vorher alles auf Herz und Nieren zu prüfen und juristische Probleme, die sich durch das System der Festnahme noch nicht straffällig gewordener Personen zwangsläufig ergeben, auszuloten, schickt diese Detective Danny Witwer (Colin Farrell), der den Mannen von der Precrime über die Schulter schauen soll. Einer der profiliertesten Mitarbeiter des Departments ist John Anderton (Tom Cruise). Dessen unerschütterlicher Glaube an das System schwindet erst, als die Precogs einen Mord voraussehen, den er an einem ihm unbekannten begehen soll. Von seinen ehemaligen Kollegen gejagt, versucht er verzweifelt, einen möglichen Fehler im System zu finden.
Die Grundidee des Films ist sehr gut, daran besteht kein Zweifel. Auch die Umsetzung kann zumindest in Sachen Spannung und wegen einiger überraschender Wendungen punkten. Das kann jedoch nicht über die oftmals auftretenden Löcher im Plot hinwegtäuschen. Stellenweise wirkt das ganze auch arg konstruiert. Die Erklärungen zur Herkunft und „Funktionsweise“ der Precogs hätte man sich so auch sparen können, da diese deutlich zu kurz kommen und auf diese Weise eher für Verwirrung sorgen. Wirklich enttäuschend ist jedoch, dass die eigentlich recht interessanten Überlegungen zur Vorbestimmtheit der Zukunft nie tiefer gehen als dies für die Story nötig ist. So dient die gute Grundidee letztendlich doch nur als ein Aufhänger für eine wenig originelle Doctor-Kimble-Story.
Unterhaltungswert bietet der Film dank reichhaltiger mal mehr, mal weniger gelungener Action-Szenen und der ein oder anderen ganz witzigen Sequenz dann doch. Spielberg wird auch nicht müde, den Zuschauer mit Filmzitaten zu verwöhnen, vor allem von „Uhrwerk Orange“ und „Blade Runner“. An letzteren erinnern auch die vielen skurrilen Nebenfiguren wie der Augenchirurg und dessen schwedische Assistentin. Schade nur, dass die Hauptfigur im Vergleich zu diesen zu sehr nach Schema F gestrickt wurde. So hat Tom Cruise auch nicht besonders viel Gelegenheit, sein Können unter Beweis zu stellen.
Deutlich gelungener ist da schon das visuelle Konzept des Films. Wenn Tom Cruise vor den futuristischen Computerbildschirmen steht und diese mit extravaganten Armbewegungen bedient, wirkt er wie ein Dirigent der Bilder. Und Spielberg, der wahre Dirigent des Films, lässt kaum eine Gelegenheit aus, die Bildwelten des Films zu variieren. Da wäre zum einen die Innenstadt, die eine wahre Bilderflut an individuell angepassten Werbebildschirmen an der Grenze zu Reizüberflutung zu bieten haben . Die Informationen für die Anpassung erhalten sie bezeichnenderweise von den Augen der Passanten, die in diesem Überwachungsstaat beständig gescannt werden. Die düsteren Slums werden zur Welt der Blinden. Hier gibt es kaum etwas zu sehen. Dafür hat man hier aber auch Ruhe vor den Scannern, was Anderton die Gelegenheit für eine Augenoperation gibt. Harmonie und Frieden herrschen in der ländlichen Gegend, in der Andertons Ex-Frau zu Hause ist. Fernab von der hektischen Großstadt ist diese ein angenehmer Kontrast, in der auch die Precogs Erholung von ihren schrecklichen Mordvisionen finden. Dass das Auge an sich als Themengegenstand in einem derart schlüssigen Konzept nicht zu kurz kommt, sollte auch erwähnt werden.
Spielberg hat deutlich mehr Energie für die visuelle Umsetzung des Stoffes aufgewandt als für die storytechnische. Das merkt man leider während dem Betrachten des Films. Bei einer ausgeglicheneren Gewichtung hätte man auf jeden Fall mehr aus dem Stoff machen können. So kommt es aber schlussendlich darauf an, wo der Zuschauer seine Schwerpunkte setzt.
- Redakteur:
- Andreas Fecher