Späte Jungs - Staffel 1
- Regie:
- David Evans
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Großbritannien
- Originaltitel:
- Manchild - Series 1
1 Review(s)
29.11.2003 | 17:20Als "Sex and the City" vor fünf Jahren zum ersten Mal über die Bildschirme flimmerte, ahnte wohl keiner, dass hiermit nicht nur der Beginn einer Erfolgsserie, sondern gleich ein neues Comedy-Format erschaffen wurde, das Inspiration für zahlreiche weitere Serien und Filme wurde. Das Singleleben, nicht mehr dargestellt als Irrfahrt einer bemitleidenswerten Kreatur zwischen Pubertät und dem erstrebenswerten Hafen der Ehe, sondern als befreiendes, eigenes Lebensgefühl, traf exakt den vielzitierten Zahn der Zeit und sorgte fünf Staffeln lang für Einschaltquoten, die jedem Produzenten Freudentränen in die Augen trieb. Ein etwas anderes, im Grunde genommen jedoch ähnliches Konzept fährt die BBC-Serie "Späte Jungs" ("Manchild") auf, die durch den Sendeplatz im Spätprogramm bei ARD zumindest in Deutschland bisher leider nicht den verdienten Durchbruch schaffen konnte.
Bei den "späten Jungs" handelt es sich um vier sehr gut befreundete Männer um die 50, die gerade eine Art zweite Pubertät erleben und genießen. Hier wäre zuerst Terry zu nennen: Glücklich geschieden, reich an Geld und Lebenserfahrung, gut aussehend und immer eine ca. 30 Jahre jüngere Freundin in Reichweite. Terry stellt die direkte Verbindung des Zuschauers zur Serie dar, egal ob er einen direkt in die Kamera anspricht oder als Erzähler fungiert. Vom Typus und der Mentalität am ähnlichsten und auch am vertrautesten ist ihm James. Als ebenfalls erfolgreich geschiedener Mann, besteht sein Leben in erster Linie aus Zigarren, jüngeren Frauen und Saunabesuchen mit seinen Freunden. Einzige Hindernisse auf dem Weg zur Glückseligkeit sind ein kleiner Anflug von Midlife-Crisis und Erektionsprobleme.
Den Vierer komplettieren Gary und Patrick. Erstgenannter ist der einzig noch verheiratete Mann der vier Freunde, auch wenn seine Ehe mehr oder weniger zu einem Trauerspiel verkommen ist. Patrick stellt einen ruhigen Pol im Gefüge dar: Steinreich, sehr bedacht in allem was er tut, weltgewandt, stilvoll und mit einem Hang zu übertriebenem Luxus.
Die einzelnen Charaktere hat man als Zuschauer spätestens nach der zweiten Episode lieb gewonnen, sei es durch den unschlagbaren Humor oder die nur allzu menschlichen Züge der vier Herren. Ob Terry, der verzweifelt versucht, den Generationenkonflikt zwischen ihm und seiner ca. 20-jährigen Freundin, die ein ausgesprochenes Faible für polyphone Handy-Klingeltöne vorweisen kann, zu überspielen oder James, der mutterseelenallein in seiner Wohnung den Versuch unternimmt, imaginären Gästen zu erklären, warum genau er sich ein Bild von einem überdimensionalen schwarzen Penis in sein Wohnzimmer hängt... Hier wurde mit viel Liebe zum Detail produziert. Der typisch britische Humor und die brillante Leistung der Darsteller lassen "Späte Jungs" zu mehr werden als nur "Sex and the City für Männer". Der Suchtfaktor ist enorm hoch, man kann bequem einen langen Abend mit den Erlebnissen von Terry, James, Gary und Patrick verbringen, ohne dass auch nur der kleinste Funken Langeweile aufkommt.
Von meiner Seite aus geht ein klarer Daumen nach oben: Diese Serie zeigt bereits in den hier vorliegenden sieben Folgen soviel Charme, Witz und Lebensphilosophie, wie kaum eine andere. Egal ob als generationen- und geschlechterübergreifend passendes Weihnachtsgeschenk oder für die eigene Sammlung: "Späte Jungs" ist ganz klar eine Bereicherung für jeden Comedy-Fan.
- Redakteur:
- Christian Debes