Zwei beinharte Profis
- Regie:
- Juan Martinez Moreno
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Spanien
- Originaltitel:
- Dos Tipos Duros
1 Review(s)
16.11.2005 | 09:02Spätestens seit "Torrente" bin ich ein sehr großer Fan spanischer Komödien, was vor allem daran liegt, dass die darin involvierten Hauptdarsteller meistens einen sehr eigenwilligen Charakter und eine Menge Temparement haben. In dieses Bild passt auch "Zwei beinharte Profis" von Juan Martinez Moreno, eine schmucke Gangster-Komödie mit einigen durchgeknallten, gleichzeitig aber auch total coolen Schauspielern.
Story:
Der erfolglose Gauner Paco hat schon alle möglichen Jobs in seinem Leben angenommen, doch das Glück meinte es nie wirklich gut mit ihm. Auch jetzt steckt er wieder tief in der Krise, weil er dem Gangsterboss Don Rodrigo einen dicken Batzen Geld schuldet. Unter der Bedingung, dass Paco den Neffen des Mafioso in Barcelona abholt und diesem zeigt, wie man sich als Krimineller zu verhalten hat, gewährt ihm Don Rodrigo noch einen Aufschub für seine Rückzahlung.
Paco ist anfangs noch sehr dankbar, stellt aber schnell fest, dass Alex eine ziemliche Nervensäge mit recht wenigen Talenten ist. Beim Besuch in einem anrüchigen Bordell verliebt sich Alex dann auch noch in die hübsche Prostituierte Tatjana und überredet Paco, sie ein paar Tage auf ihrer Reise mitzunehmen. Gleichzeitig nimmt der hitzköpfige Kriminelle aber auch einen neuen Job an, der ihm schließlich die nötige finanzielle Entlastung bei Don Rodrigo bringen soll.
Zu dritt plant man schließlich die Entführung einer unschuldig wirkenden Frau, um später für sie Lösegeld zu erpressen. Doch wie so oft ist Paco auch hier wieder einem Lügner auf dem Leim gegangen, so dass man die Dame wieder auf freien Fuß setzt. Allerdings hat sich Paco mittlerweile in die Dame verliebt und besucht sie anschließend auch wieder in ihrer Fleischerei - nur um kurze Zeit später in Erfahrung zu bringen, dass er es hier nicht mit einer Verkäuferin, sondern mit einer weiteren Mafia-Vertrauten zu tun hat. Und als wäre dies nicht schon genug Schlamassel, werden die drei nun auch noch von Tatjanas Stiefvater und dessen beiden schwulen Killern gejagt ...
Meine Meinung:
"Zwei beinharte Profis" ist ein recht eigenartiger Film, der von seinen zahlreichen, meist ziemlich seltsam anmutenden Wendungen zehrt. Das beginnt beim Mysterium bezüglich der Prostituierten Tatjana (Elena Anaya aus "Van Helsing"), geht weiter über die plötzliche Wandlung der gemeinen Fleischfachverkäuferin und endet schließlich bei der rasanten Entwicklung des nervigen Alex zum skrupellosen Killer. Regisseur Juan Martinez Moreno hat in seiner zweiten Rolle als Drehbuchautor einige unkonventionelle Methoden verwendet, um das Erzähltempo stets auf maximalem Level zu halten. Die Story ist in so viele verschiedene Sub-Plots unterteilt, dass einem wirklich nie langweilig werden kann. Allerdings überschreitet der Gute ab und zu auch die Grenzen des guten Geschmacks, was zum einen die Wortwahl der Akteure anbelangt (was ja für spanische Produktionen üblich ist), zum anderen aber auch im Bezug auf die Brutalität, zu welcher diese Action-Komödie in manchen Punkten plötzlich wechselt. Wenn zum Beispiel die beiden schwulen Killer (geniale Idee im Gesamtzusammenhang des Films) das Bordell stürmen und ein ziemlich heftiges Massaker veranstalten, muss man schon mal schlucken. Ähnliches gilt für das Finale, zu dem ich hier aber noch nicht zu viel verraten möchte.
Das alles steht aber im Gegensatz zum eigenwilligen Humor, mit dem dieser Streifen glänzt. Da gibt es zum Beispiel gerade zu Beginn eine Szene, in der sich Alex und Paco gerade kennen lernen. Paco glaubt, dass Alex ein ziemlicher Weichling ist und bittet ihn - aus der Sicherheit heraus, dass dieser es ohnehin nicht tun wird -, auf einen Mann zu schießen, der in einem Auto sitzt, das neben ihnen geparkt hat. Gesagt, getan. Alex schnappt sich die Waffe und ballert drauflos, woraufhin Paco ihm panisch die Knarre entreißt und für bescheuert erklärt.
Eine weitere extrem lustige Szene ist die Planung und die darauf folgende Durchführung der Entführung der Mafia-Dame. Alex wird damit beauftragt, ein Auto zu klauen und damit pünktlich zum Ladenschluss bei der Frau aufzutauchen. Natürlich kommt Alex viel zu spät dort an, hat aber dann gleichzeitig auch noch den wohl auffälligsten Kleintransporter in der ganzen Stadt aufgetrieben. Als wenn das nicht schon Lachmuskelentspannung genug wäre, stellen sich die beiden dann auch noch recht dämlich bei der Überwältigung der Dame an und müssen sich von Tatjana zeigen lassen, wie man so etwas am besten anpackt. Kultig!
Insgesamt wimmelt es in "Zwei beinharte Profis" nur so von solchen halb absurden, halb verrückten Ideen und Aktionen, weshalb der Film letztendlich als Komödie super taugt. Und das Adjektiv 'beinhart' darf man ebenfalls wörtlich nehmen, denn in den Momenten, in denen es Action gibt, verdient sie auch genau dieses Attribut, weil es eben immer recht ordentlich zur Sache geht. In genau diesem Punkt entstehen dann auch die Parallelen zu "Torrente". "Zwei beinharte Profis" ist abgedreht und spannend zugleich, überzeugt mit drei sehr guten Hauptdarstellern und wirkt im Gegensatz zum berüchtigten Hollywood-Kino so richtig herrlich ungezwungen, weil Moreno ganz und gar nicht nach gängigen Schemata arbeite. Dieser Streifen macht sehr, sehr viel Spaß, und das, obwohl der Regisseur kurz vor Ende mal kurz den Faden verliert und das Finale ein wenig überstrapaziert. Macht aber nichts, schließlich muss man nach den ganzen Lachkicks irgendwann ja auch mal mit den daraus resultierenden Seitenstichen kämpfen ...
Die Aufarbeitung der DVD von Anolis ist völlig makellos. Das Bild überzeugt durch wunderbare Kontraste, wirkt aber dennoch sehr natürlich. Mängel sind nicht festzustellen. Der Ton steht dem in nichts nach. Sehr differenziert (allerdings mit Schwerpunkt auf den schwungvollen Soundtrack) und bei den Action-Szenen nicht zu überladen - so muss das sein.
Als Bonus zum Hauptfilm gibt es in der Bonus-Abteilung noch ein rund halbstündiges Making-of, bei dem unter anderem der Regisseur zu Worte kommt und über die Entstehung des Filmes redet. Hier kommen auch die Bedenken des Hauptdarstellers Antonio Resines alias Paco zur Sprache, der anfangs vom seltsamen Drehbuch nicht so ganz angetan war, glücklicherweise aber dann doch in die Sache eingestiegen ist. Schön finde ich persönlich an dieser Stelle, dass hier nicht nur eine oberflächliche Story erzählt wurde, die den Eindruck vermittelt, dass sie nur gedreht wurde, damit die DVD ein nötiges Extra bekommt. Stattdessen wirft man in der kurzen Zeit nämlich einen recht umfassenden Blick hinter die Kulissen, was bei diesem, von merkwürdigen Ideen umsäumten Film aber irgendwie auch dringend nötig war.
Fazit: "Zwei beinharte Profis" ist eine wirklich coole, im Großen und Ganzen aber auch komplett andersartige Action-Komödie, die den guten Ruf der spanischen Abteilung in diesem Genre bestätigt. Nicht zuletzt wegen der namhaften (und sehr gut agierenden) Besetzung avanciert dieser Streifen zu einem absoluen Geheimtipp.
- Redakteur:
- Björn Backes