Addiction
- Regie:
- Minna Virtanen
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Thriller
- Land:
- Finnland
1 Review(s)
10.04.2006 | 20:28Story
Joanna kann sich über ihr Leben nicht beklagen: Sie ist glücklich mit einem sehr angesehenen Mann verheiratet, hat es in ihrer Firma zu einer Top-Managerin gebracht und braucht sich im Grunde genommen um gar nichts ernsthafte Gedanken machen. Doch die Zufriedenheit ist ein Trugbild, bei dem die hübsche Blondine stets darum bemüht ist, es nach außen zu wahren. In Wirklichkeit führt Joanna nämlich ein Doppelleben, dessen andere Seite von ständigen One-Night-Stands und dem stetigen Verlangen nach Sex geprägt ist. Abend für Abend holt sie sich bei völlig fremden Personen ihre Befriedigung und macht sich selber zur Abhängigen ihrer Lust.
Im Privatleben führt diese Doppelrolle zu immer größeren Problemen: Nicht nur, dass ihr Familienleben mehr und mehr unter den abendlichen Ausflügen leidet, auch beruflich lässt die einst so zuverlässige Joanna deutlich nach. Und trotzdem gelingt es ihr nicht, aus dem Teufelskreis zu entrinnen. Als dann der verwöhnte Millionärsjunge Alexi in Joannas Leben tritt, ist es endgültig um sie geschehen. Doch der junge Segler treibt nur ein Spiel mit Joanna – so wie diese mit den Männern ihrer Affären...
Meine Meinung
Filmen aus dem hohen Norden sehe ich immer mit großem Interesse entgegen, denn meist bringt das skandinavische Kino durch seine schlichte und eigenwillige Art immer sehr schöne, außergewöhnliche Filme zu Tage. “Addiction“ kann diese Kriterien allerdings nicht erfüllen, denn obwohl es sich bei diesem Streifen um einen recht kurzweiligen Thriller(?) handelt, ist die hier gebotene Handlung nicht wirklich spektakulär umgesetzt. Der gesamte Plot ist einfach zu leicht durchschaubar und im Grunde genommen auch über die gesamte Spielzeit zu vorhersehbar. Dies ist in erster Linie das Resultat einer allzu klischeehaften und dazu nicht immer logischen Darstellung der sexuellen Obsession der Hauptakteurin. So stellt sich zum Beispiel fortwährend die Frage, was dieses ständige Verlangen in Joanna auslöst - schließlich wird sie vom Gros ihrer kurzzeitigen Liebespartner ziemlich mies behandelt. Sie wird geschlagen, misshandelt und benutzt, und dennoch kann sie sich nicht lösen. Dass die Wesenszüge von Joanna dabei absolut krankhaft sind, ist natürlich klar. Dennoch gelingt es Minna Virtanen nicht, die wahre Ursache für das nächtliche Fremdgehen logisch und zufrieden stellend darzulegen. Als mögliche Lösungsstrategie, diese anspruchsvolle Hintergrundthematik zu umschiffen, hat sie sich stattdessen mit einigen billigen Klischees ausgeholfen. So ist Joannas Ehemann zum Beispiel ein ziemlich dröger Zeitgenosse, der ihr nicht das geben kann, was sie von ihren Liebhabern Nacht für Nacht bekommt. Und wenn sie ihm etwas Gutes tun möchte (meist auch aufgrund von Schuldgefühlen ihm gegenüber), dann nimmt er dies nicht an, obwohl er zu diesem Zeitpunkt noch nichts von Joannas Nebenbeschäftigung weiß. Und natürlich ist der Kerl als echter Familienvater und Karrieremensch abends nicht mehr dazu in der Lage, eine flotte Nummer mit seiner sexgierigen Frau zu schieben.
Von Seiten der Regie macht man sich das Ganze viel zu leicht; das Szenario bietet dementsprechend nichts Frisches oder wirklich Interessantes, das den Film jetzt dringend sehenswert machen würde. Eine Frau betrügt ihren Mann, der ahnt nichts, sie hingegen steigert sich in ihr sexuelles Verlangen jeden Tag mehr hinein und macht damit alles kaputt – bis zum bösen Erwachen! Scharfe Zungen würden dies eine Groschenromanstory nennen und wenn sie die cineastische Umsetzung kennen, würden sie sich sogar weitestgehend bestätigt fühlen. Zugegeben, die erotischen Szenen bleiben ein ganzes Stück über dem gängigen Niveau und ein Schmuddelfilmchen ist “Addiction“ trotz viel nackter Haut auch nicht geworden, aber ein spannender (Erotik-)Thriller sieht wirklich anders aus!
Der einzige Lichtblick in diesem recht durchschnittlichen Film ist Hauptdarstellerin Mi Grönlund, die in ihrer Rolle als zerrissene Nymphomanin aufzugehen scheint. Ihre Emotionen sind im Gegensatz zur Entwicklung des Plots glaubhaft dargestellt, und der Werdegang von der erfolgreichen Geschäftsfrau zum kontrolllosen Nervenbündel wird von ihr ebenso authentisch verkörpert. Allerdings kann man generell sagen, dass die Schauspieler aus ihren Rollen das Beste herausgeholt haben, damit jedoch nur in eingeschränktem Rahmen etwas erreichen können, weil die Story eben nicht mehr hergibt. Es mag vielleicht auch an der recht hohen Erwartungshaltung an diesen finnischen Streifen liegen, dass ich in meinem Resümee eine gewisse Enttäuschung nicht verbergen kann, doch um “Addiction“ weiterzuempfehlen, fehlt es dem Film an vielen grundlegenden Sachen, von denen Spannung und eine weniger transparente Handlung wohl die wichtigsten sind.
Die DVD von Koch Media kann jedoch nichts für die durchschnittliche Kritik zu diesem Streifen. Bild und Ton weisen keine Makel auf; Erstgenanntes ist sogar richtig stark und enorm scharf. Und auch der Sound ist klar und deutlich verständlich, wenngleich der größte Teil des Geschehens über die Frontbox übertragen wird. Extras hingegen sind wiederum Mangelware. Eine recht nette Slideshow und der Originaltrailer sowie Filmografien zu den Hauptdarstellern gibt es hier nebst Werbung zu weiteren Titeln aus dem Firmenprogramm zu bestaunen, doch damit ist man in fünf Minuten durch, ohne am Ende schlauer zu sein. Schade.
Fazit
“Addiction“ bietet viele wichtige Inhalte eines Erotik-Thrillers, dies jedoch nur in Ansätzen. Es passiert einfach zu viel an der Oberfläche, und sobald man sich mal um Tiefgang bemüht, geht der Weg ausschließlich über Klischees und tausendmal erprobte Nebenstränge. Internationales Format ist das nicht, selbst wenn der Streifen zu keinem Zeitpunkt langweilig wird. Aber im Vergleich dazu hat Hollywood derzeit so einiges mehr zu bieten. Aktuelles Beispiel: Der zweite Teil von “Basic Instinct“, mit dem “Addiction“ in keinerlei Hinsicht mithalten kann. Kein schlechter Film, aber bei weitem nichts Besonderes!
- Redakteur:
- Björn Backes