Aeon Flux
- Regie:
- Karyn Kusama
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Science-Fiction
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Aeon Flux
1 Review(s)
23.02.2006 | 07:55Sie behandelten ihn mit derselben groben Verachtung, mit der Charlize Theron am Anfang ihres neuen Films eine Fliege von ihrem Auge verjagt. Fast alle amerikanischen Journalisten zerfetzten "Aeon Flux" förmlich in ihren Kritiken. Die "New York Post" kürte ihn zum schlechtesten Film des Jahres. "Gleichzeitig dumm, prahlerisch und schrecklich langweilig", höhnte der "Hollywood Reporter".
Dabei ist die Kinoversion des erfolgreichen MTV-Comicabenteuers von 1993 gar nicht so übel. Werden doch neben den typischen Action-Klischees - die Heldin ist immer nur gerade so schwer verletzt, dass sie noch weiter töten kann - auch durchaus intelligente Fragen gestellt, etwa nach der Notwendigkeit staatlichen Handelns zum Schutz des Gemeinwohls, auch wenn Menschenrechte ausgehebelt werden. Oder nach den wirklichen Interessen einer Regierung, die Gefahr in Verzug fürs Land wittert und die Bürger auf den Kampf gegen einen dämonisierten Feind einschwört.
Die Gegner der Staatsmacht in "Aeon Flux" heißen Monicans, eine Rebellengruppe, die sich gegen die Politik der Wissenschaftler-Regierung der Gebrüder Trevor (Marton Csokas) und Oren Goodchild (Jonny Lee Miller) wehrt. Die beiden Quasi-Diktatoren regieren im Jahr 2415 zusammen mit ein paar Berufskollegen die Stadt Bregna, das letzte Überbleibsel der Erde nach einer Viruskatastrophe 400 Jahre zuvor. Im Innern des Ortes, der von einer riesigen Mauer umschlossen ist, scheint es den Bürgern materiell gut zu gehen. Doch herrschen die beiden Brüder über ein totalitäres System, in dem immer öfter junge Frauen einfach so verschwinden. Als die Schwester der Rebellin Aeon Flux (Charlize Theron) im Auftrag der Regierung ermordet wird, nimmt die Trauernde den Auftrag der Monicans an, Präsident Trevor zu töten. Doch als das Attentat schief geht und sie in einer quaderartigen Zelle von ihrem potentiellen Opfer angelächelt wird, scheinen die Linien zwischen Gut und Böse zu verschwimmen.
Freilich, mit ähnlichen Themen beschäftigten sich schon "Matrix" oder "Minority Report", auch Aldous Huxley oder George Orwell sind mit ihren Ideen eines totalitären Staats in dem Film vertreten. Regisseurin Karyn Kusama reißt diese Themen aber nur an, um die furiosen Actionszenen mit Charlize Theron mit einer halbwegs glaubwürdigen Geschichte zu unterfüttern. Nach ihrer oscarprämierten Verunstaltung bei "Monster" darf sie als Aeon Flux wieder zeigen, wie attraktiv sie in Wirklichkeit aussieht - und wie ästhetisch sie krabbeln und Männer niederschlagen kann. Die dabei zu sehenden abwechslungsreichen Kulissen sind eine Pracht, die relativ niedrigen Produktionskosten von 55 Millionen US-Dollar kaum bemerkbar. Der Film ist einfach gut inszeniertes Action-Kino, auch wenn die letzte Schießerei zu vorhersehbar gestaltet ist.
Schwer verständlich deshalb, warum angesichts des soliden Action-SciFi-Abenteuers die US-Medien so allergisch reagiert haben. Gibt es inzwischen zu viele Comic-Verfilmungen im Kino? Hatten alle einen schlechten Tag? Oder tut sich hier - die verschwörungstheoretische Variante - ein Kollektivgroll darüber auf, dass dieses eigentlich uramerikanische Genrestück komplett in Potsdam gedreht wurde?
- Redakteur:
- Henri Kramer