An heiligen Wassern
- Regie:
- Alfred Weidenmann
- Jahr:
- 1960
- Genre:
- Melodrama
- Land:
- Schweiz
1 Review(s)
09.02.2006 | 10:48Heimatfilme sind normalerweise absolut nicht meine Baustelle, gerade wenn es sich dabei um zuckersüße Liebesschnulzen handelt. "An heiligen Wassern" ist in diesem Sinne aber kein "echter" Heimatfilm. Der bereits 1930 gedrehte und später im hier vorliegenden Remake von 1960 erneut eingespielte Streifen gehört zu jener Kategorie Filme, bei denen es zwar auch Geschichten von Liebe und Verbundenheit zur heimischen Bergwelt gibt, aber in erster Linie ist "An heiligen Wassern" doch ein reines Drama - gefüllt mit Intrigen, Machtkämpfen und Schicksalsschlägen.
Story:
Das kleine Bergdorf St.Peter im schweizerischen Kanton Wallis braucht dringend das Wasser der Gletscher, um die landwirtschaftlichen Erzeugnisse weiter ernten zu können. Doch für die Bergbauern ist die Wasserwirtschaft stets mit Problemen verbunden: Immer wieder werden die Holzleitungen, mit denen das Wasser ins Dorf gebracht wird, von Lawinen zerstört. Und schon oft ist es vorgekommen, dass diejenigen, die die Leitungen reparieren sollten, ihren Wagemut mit dem Leben bezahlen mussten. Auch in diesem Jahr hat die Wasserleitung wieder Schaden erlitten, und erneut wird ein Freiwilliger gesucht, der in die Wand einsteigt, um die Bewohner des Dorfes zu retten. Um ein weiteres Mal scheint sich der Kreislauf des Schicksals zu wiederholen...
Meine Meinung:
"An heiligen Wassern" ist definitiv kein Film, bei dem allseits heitere Stimmung herrscht. Stattdessen geht es hier um Gerechtigkeit, diverse Machtspielchen und die Abhängigkeit des Volkes in diesem Bergdorf. So spinnen einzelne Bewohner, angeführt vom Dorfobersten, dem Präsi, Intrigen, um die Gefahr von St.Peter abzuwenden, ohne sich dabei selber die Hände schmutzig zu machen. Die Kette des Schicksals soll noch einmal durchbrochen werden, und dann soll endlich Schluss sein mit den unschuldigen Opfern, die der Berg in den letzten Jahren gefordert hat. Doch im Dorf wagt jemand den Aufstand und stellt sich gegen den Präsi. Gleichzeitig wirbt er aber auch um dessen Tochter - womit wir zumindest wieder einige traditionelle Inhalte des typischen Heimatfilms finden, die in diesem Fall aber durch die recht grobe Rahmenhandlung nicht durchweg im Mittelpunkt stehen.
Andererseits ist "An heiligen Wassern" jetzt kein durch und durch düsterer Film. Dafür ist das Gros der Charaktere auch viel zu fröhlich gelaunt und verhilft dem Inhalt stellenweise dann doch zum manchmal vermissten Optimismus. Dennoch, die Stimmung, ja die gesamte Atmosphäre ist recht bedrückt. Gerade dies unterscheidet den Film von den meisten anderen Produktionen aus diesem Genre und macht "An heiligen Wassern" ebenfalls für diejenigen interessant, die sich mit Streifen aus der Bergwelt in der Regel nicht anfreunden können.
Verglichen mit den meist humorvollen anderen Vertretern der "Filmpalast"-Reihe von e-m-s will dieser Film daher nicht ganz in die Serie hineinpassen, zumal die Darsteller hier auch bei weitem nicht so bekannt waren. Doch ist "An heiligen Wassern" definitiv ein Klassiker in seinem Sektor und verdient es somit, das Jahr 1960 zu repräsentieren.
Die DVD glänzt dabei durch eine sehr tolle Aufarbeitung. Bei der digitalen Überarbeitung hat man aus dem Bild wirklich das Beste herausgeholt, so dass dieses trotz des düsteren Untertons sehr farbenfroh und überraschend scharf geworden ist. Beim Ton muss man hingegen - aufgrund des recht eintönigen Originalsounds - Abstriche machen. Jedoch sind die Dialoge klar verständlich, weshalb das Ganze noch in Ordnung geht.
Neben der bewährten Musikbox, dieses Mal aber mit eher traurigen Titeln, enthält die DVD zudem eine Trailershow als Extra. Außerdem wird ein Reprint des Original-Filmposters mitgeliefert, welches gemeinsam mit dem 12-seitigen Booklet für einen ordentlichen äußeren Rahmen sorgt.
Alles in allem ist diese DVD also durchaus empfehlenswert, gerade eben, weil der enthaltene Film nicht ausschließlich die typischen Klischees bedient. Natürlich muss man eine gewisse Vorliebe für solche Filme haben, um sich überhaupt darauf einzulassen, aber das heißt nicht, dass man "Sissi" und Co. lieben muss, um an "An heiligen Wassern" Freude zu gewinnen. Und gerade diese Tatsache macht den Streifen schließlich auch interessant und sehenswert - selbst für potentielle Genre-Verächter.
- Redakteur:
- Björn Backes