Backyard - Im Hinterhof der Hölle
- Regie:
- Paul Hough
- Jahr:
- 2002
- Genre:
- Dokumentarfilm
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Backyard
1 Review(s)
14.09.2006 | 09:32Wer hat sie damals nicht heimlich im Nachtprogramm gesehen, die Großveranstaltungen der bekannten amerikanischen Wrestling-Ligen, in denen durchtrainierte Rollenspieler in durchgesprochenen Schaukämpfen für beste Unterhaltung sorgten? Hulk Hogan, der berüchtigte Undertaker, oder Publikumsmagnet Bret Hart - sie alle waren auch jahrelang abseits der Heimat ein Garant für gute Einschaltquoten bei der maskulinen Jugend.
Heuer ist Wrestling wieder eine Angelegenheit, die weitestgehend in ihrem Ursprungsland, den Vereinigten Staaten, ausgelebt wird, dies aber eben nicht nur im großen Showring vor Tausenden von Zuschauern, sondern auch in den Hinterhöfen der eher anrüchigen Stadtviertel, wo junge Amateuerkämpfer ein weniger ruhmreiches Wrestlerdasein bestreiten, um sich so eines Tages auch für die großen Ligen zu qualifizieren.
In seinem Dokumentarfilm "Backyard - Im Hinterhof zur Hölle" hat Regisseur Paul Hough die Schattenseiten dieses Sports eingefangen und in authentischen, meistens sehr abschreckenden Bildern festgehalten. Was anfangs wie eine Dokumentation über geistesgestörte Schlägertypen anmutet, entwickelt sich mit de Zeit zu einem abstoßenden Bild über eine minimale Randgesellschaft, die in den nutzlosen Raufereien ihr einziges Heil sieht. Blutige Kämpfe, teilweise sogar brutale Face-To-Face-Straßenschlachten und die Inszenierung des nackten Überlebenskampfes stehen im Vordergrund dieses nicht wirklich gesellschaftlichen Freestyle-Sports und entlarven die ach so tolle Catcher-Gilde als einen Haufen dämlicher Bodybuilder, deren Worte in etwa so gehaltvoll sind wie das Gebrabbel eines Säuglings. Wenn man die portraitierten Kämpfer mal aus der Nähe betrachtet, kann man sogar partiell gar nicht glauben, welch stumpfen Unsinn sie von sich geben. Inhaltlich beschreiben sie ihren Willen, den Gegner zu zerquetschen, dies jedoch mit einem Wortschatz, auf dessen Niveau man sich nicht einmal für Geld herablassen würde.
Das Ganze mag nun sehr hochnäsig klingen, aber über die Dauer dieses Dokumentarfilms bekommt man immer deutlicher ins Bewusstsein gerufen, dass die Leute den Blödsinn, den sie verbal verzapfen, wirklich ernst meinen. Schlimmer als das ist lediglich noch, dass die Eltern der betroffenen 'Helden' das Ganze auch noch gutheißen und sich die brutalen Aktionen ihrer Söhne applaudierend anschauen. Es mag sicher Geschmackssache sein, aber an dieser Stelle ist ein Punkt erreicht, an dem ich für das Gesehene nichts anderes mehr übrig habe, als es als puren Schrott zu verkaufen. Kritiker werden vielleicht noch ergänzen wollen, dass die sinnleeren Ansagen der vermeintlichen Profi-Wrestler aus dem TV auf einen vergleichbar niedrigen IQ schließen lassen, doch dabei ging es ja auch letztendlich nur um die Show. Das Backyard-Wrestling hingegen entzieht sich jeglicher Ästhetik des Sports. Es geht lediglich um Effekthascherei mittels Brutalität, denn das Ziel des Kampfes ist in erster Linie, dem Gegner so viel Blut wie nur möglich zu entlocken - und natürlich ihm vorher mit schwachsinnigen Ansagen zu belästigen.
Dem Regisseur will ich zwar jetzt keinen Vorwurf machen, denn schließlich wollte er nur zeigen, welch abartige Ereignisse sich in manchen amerikanischen Hinterhöfen abspielen, aber ich kann zumindest davor warnen, sich diesen Müll anzuschauen, denn dass einem beim Betrachten von "Backyard" schon nach kurzer Zeit ziemlich übel wird, ist ein Effekt, der sich nicht vermeiden lässt.
- Redakteur:
- Björn Backes