Basic Instinct: Neues Spiel für Catherine Tramell
- Regie:
- Michael Caton-Jones
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Thriller
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Basic Instinct 2
1 Review(s)
27.03.2006 | 10:58Es grenzt schon an ein Wunder, dass dieser Film in die Kinos kommt. Denn, seien wir mal ehrlich, allein der Filmtitel "Basic Instinct" knüpft Erwartungen, die man im Rockbereich mit "Operation Mindcrime" von QUEENSRYCHE vergleichen kann. Mal ganz davon abgesehen, dass wir es in beiden Fällen mit unterschiedlichen Werken zu tun haben: Hier der Erotik-Thriller, der für die damalige Zeit mit Tabus gebrochen hat, dort das Konzeptalbum, das Türöffner und Last zugleich für die Band war. Beide Werke haben jedoch eines gemeinsam: Sie gelten in ihrem jeweiligen Genre als Klassiker!
14 Jahre später wagt sich Regisseur Michael Caton-Jones an die Neuverfilmung des Klassikers, der sich an Elemente des Film-noir bedient hat. Bis auf Catherine Tramell alias Sharon Stone ist alles neu: Die übrigen Protagonisten, der Ort der Handlung (London) und allen voran der Zeitpunkt des Geschehens. Denn diese 14 Jahre zwischen "Basic Instinct" und dem zweiten Teil sind nicht nur an Sharon Stone spurlos vorbeigegangen, auch London hat sich in den letzten zehn Jahren architektonisch verändert, was darin gipfelt, dass die klassischen Postkartenmotive wie Big Ben und Tower Bridge aus dem Film verbannt wurden. Stattdessen spielt der Swiss Re-Tower von Sir Norman Foster eine sehr große Rolle, da sich darin das Büro von Dr. Michael Glass (David Morrisey) befindet. Ebenfalls der Stadtteil Soho, das Szenetreffs wie die Titanic Bar und das Hakkasan beherbergt, wurde als wichtiger Schauplatz erwählt. Soho verfügt gleichzeitig über eine schäbige Nachtseite wie die Brewer Street und Hanway Street, wo sich die Unterwelt von Soho heimisch fühlt und darüber hinaus Drag Queens, Prostituierte und Transsexuelle das Straßenbild beleben.
Handlung
Das "neue" London kommt auch in der Anfangssequenz zum Einsatz: Entlang der Themse, im Osten der Stadt, brettert Catheryne Tremell (Sharon Stone) mit dem Fußballspieler Kevin Franks (Stan Collymore) in einem Spyker C8 Laviolette (der als Einzelstück in den Niederlanden angefertigt wurde und somit noch nie auf der Leinwand zu sehen war) mit atemberaubender Geschwindigkeit entlang. Während der Fahrt befriedigt Kevin sie mit dem Finger. So kommt es, wie es kommen muss und Catherine verliert die Kontrolle über den Wagen, so dass das edle Vehikel schließlich in die Themse stürzt. Während Catherine sich in letzter Minute retten kann, hat Kevin nicht soviel Glück und ertrinkt in dem "feuchten Luxusgrab".
Daraufhin wird sie von Scottland Yard-Inspektor Roy Washburn (David Thewlis) verhört, der natürlich nicht daran glaubt, das es sich dabei um einen herkömmlichen Unfall handelt. Der Cop weiß, dass er keine Chance hat, die Hintergründe der Tat ans Licht zu bringen und beauftragt den angesehenen Psychiater Dr. Michael Glass (David Morrisey) damit, ein psychologisches Profil über die amerikanische Krimiautorin zu erstellen, die sich in London aufhält, um für ihren nächsten Roman Recherchen anzustellen. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich Catherine in Untersuchungshaft und gleich zu Beginn fällt auf, dass sie ihm mental und psychisch haushoch überlegen ist.
Kurz darauf wird Catherine entlassen und Michael, ein absoluter Kontrollfreak, ist offensichtlich ihren Reizen erlegen und beginnt mit der unheimlichen Schönen eine Therapie, die in eine Affäre mündet. Nach und nach hat es den Anschein, als ob Michael mehr und mehr die psychologischen Zügel aus der Hand gibt und Catherine ihn kontrolliert und nicht umgekehrt. Erschwerend kommt hinzu, dass im Umfeld von Michael mysteriöse Morde geschehen. Obwohl seine Mentorin Dr. Milena Gardosh (Charlotte Rampling) ihn warnt, ist er zu sehr in der Sache verstrickt, um mit klarem Gedanken die Geschehnisse zu analysieren. Als am Ende auch noch sein Vertrauen zu Roy Washburn getrübt wird, muss er sich zwischen ihm und Catherine entscheiden.
Der Film
Gleich die Anfangssequenz versetzt die Zuschauer in einen Geschwindigkeitsrausch! Geparrt mit einer Sharon Stone, die bei zunehmender km/h-Zahl lustvoller zu stöhnen scheint, konnte Michael Caton-Jones keinen besseren Start für das Sequel wählen. Wobei der Film durchaus für sich alleine stehen kann, was leider durch den Originaltitel auf den ersten Blick nicht offensichtlich erscheint. Ehrlich gesagt hat man kaum die Möglichkeit Luft zu holen, so eng gestrickt und glaubwürdig ist die Handlung auf Leinwand gebannt, sodass zumindest ich nach den ersten Minuten aufgehört habe "Basic Instinct: Neues Spiel für Catherine Tramell" mit dem ersten Teil zu vergleichen. Das liegt natürlich in erster Linie daran, dass außer Sharon Stone nichts an den ersten Teil erinnert. Neben dem neuen Ort der Handlung (London statt San Francisco) ist der Film mit allerhand neuen Charakteren ausstaffiert. Der Drehort und die Morde in dem Film wecken auf der anderen Seite auch Assoziationen zu "Jack The Ripper", was in dem Fall aber schon eher an eine moderne Variante erinnert und männliche Opfer nicht außen vor lässt.
Was die im Vorfeld angekündigten Sexszenen angeht, so wurde "viel Lärm um nichts" gemacht, um mal Shakespeare zu zitieren. Mal davon abgesehen, dass Sharon Stone die meiste Zeit ohne einen BH rumläuft, kann man die "heißen" Szenen noch nicht mal an einer Hand abzählen. Entweder wurden die aufregenden Szenen am Schneidetisch "geopfert", um die FSK-Freigabe runter zu drücken oder sie existieren schlicht und einfach nicht.
Was die Protagonisten des Films angeht, wäre da zuerst David Morrisey zu nennen, der als Dr. Michael Gloss zu Beginn des Films meiner Meinung nach in der Kategorie "absolute Fehlbesetzung" weit oben rangiert. Aber nach und nach ist es genau das, was der Film braucht: Einen verhältnismäßigen blassen Gegenpart zu Sharon Stone! Obwohl das Mr. Morrisey nicht gerecht wird, denn gerade dieses simple, ja fast schon trockene und langweilige Auftreten lässt ihn meiner Meinung nach sehr glaubwürdig erscheinen.
Dasselbe gilt für David Thewlis alias Roy Washburn, der im Vergleich zu Michael Douglas im ersten Teil keinen Millimeter anstinken kann. Aber das muss er nicht, denn auch hier gilt: Weniger ist mehr! Er tritt zwar nicht so oft in Erscheinung, aber dafür ist man sich bei ihm nie sicher, auf welcher Seite er nun steht.
Sehr oft ist natürlich Sharon Stone alias Catherin Trammell im Einsatz, was natürlich nicht allzu sehr verwundert, ist sie doch das letzte "Überbleibsel" vom ersten Teil. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters (oder vielleicht sogar deshalb) gibt sie eine perfekte Femme Fatal ab, bei der man sich auch nie sicher ist, was sie im Schilde führt. Mit ihrem engelsgleichen Wesen ist sie geradezu prädestiniert, eine unterkühlte schwarze Witwe abzugeben, bei der man nie weiß, wer ihr nächstes Opfer wird.
Epilog
Um ehrlich zu sein: Ich hätte nicht gedacht, dass "Basic Instinct: Neues Spiel für Catherine Tramell" so gut ausfällt. Neben dem sehr gelungenen Drehbuch tragen alle Akteure dazu bei, dass der Film so gelungen ist. Am ehesten kann man es meiner Meinung nach mit einem Puzzle vergleichen, das nur vollständig einen Sinn ergibt. Genauso ist es auch mit den Darstellern, denn hätte man welche weggelassen oder nicht zur richtigen Zeit eingesetzt - das Resultat wäre ein komplett anderes gewesen.
Und so bleibt als Resümee zu schreiben: Frauen sind intelligenter als wir Männer denken und Psychiater haben einen schönen Dubbe (hessisch: "einen an der Waffel" - d. Verf.). Der eine früher, der andere später.
- Redakteur:
- Tolga Karabagli