Battles Without Honor and Humanity
- Regie:
- Kinji Fukasaku
- Jahr:
- 1973
- Genre:
- Thriller
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- Jingi naki tatakai
1 Review(s)
20.01.2008 | 21:12Einführung:
Es hat ja wahrlich biblische Zeiträume gebraucht, bis "Battles Without Honor And Humanity" nun doch noch bei uns in Deutschland erschienen ist. Erste Trailer waren auf Veröffentlichungen des Labels schon seit einigen Jahren zu sehen, passiert ist aber nichts, sodass ich schon fast die Hoffnung aufgegeben hätte eine inländische Veröffentlichung in Händen halten zu dürfen. Doch jetzt war es dann endlich soweit: "Battles Without Honor And Humanity", einer der wichtigsten Yakuza-Filme aller Zeiten, ist in Deutschland erhältlich.
Regisseur Kinji Fukasaku dürfte den Fans japanischer Filme hauptsächlich von diesen Werken ein fester Begriff sein: "Tora! Tora! Tora!" (1970), "Graveyard Of Honor" (1975), "Yakuza Graveyard" (1976), "Samurai Reincarnation" (1981), "Battle Royale - Nur einer kann überleben" (2000).
Weitere Infos:
Regisseur: Kinji Fukasaku
Drehbuchautoren: Koichi Iiboshi, Kazuo Kasahara
Musik: Toshiaki Tsushima
Produktion: Japan 1973
Darsteller:
- Bunta Sugawara als Shozo Hirono
- Hiroki Matsukata als Tetsuya Sakai
- Kunie Tanaka als Makihara
- Eiko Nakamura als Suzue
- Tsunehiko Watase als Toshio Arita
- Goro Ibuki als Ueda
- Nobuo Kaneko als Yamamori
- Toshie Kimura als Mrs. Yamamori
- Tamio Kawaji als Kanbara
- Mayumi Nagisa als Akiko Shinjo
- Asao Uchida als Okubo Kenichi
- Shinichirô Mikami als Shinkai Uichi
- Hiroshi Nawa als Doi
- Shinji Takano als Kaneko Shoichi
- Keiji Takamiya als Yamakata Shinichi
- Tatsuo Umemiya als Wakasugi Hiroshi
Der große Erfolg von "Battles Without Honor And Humanity" zog einige Sequels nach sich, welche aber die Klasse des ersten Teils niemals erreichen konnten. Trotzdem würde ich mich freuen, wenn sich Rapid Eye Movies derer annehmen würde und vielleicht eine schicke Box mit allen Teilen auf den Markt bringen würde. Hier die Titel:
- 1973: Battles Without Honor and Humanity: Deadly Fight in Hiroshima
- 1973: Battles Without Honor and Humanity: Proxy War
- 1974: Battles Without Honor and Humanity: Police Tactics
- 1974: Battles Without Honor and Humanity: Final Episode
Die Handlung:
Japan 1949, kurz nach dem 2. Weltkrieg. Die verschiedenen Ordnungsorgane kommen sich gegenseitig immer wieder in die Quere und können keine Ruhe in das von den Amerikanern besetzte und von Schwarzhandel und Gewaltverbrechen gebeutelte Land bringen. Die Einzigen, die wirklich etwas Ordnung in diesem Chaos schaffen können, sind ausschließlich die Yakuzafamilien.
Der junge Shozo Hirono (Bunta Sugawara) ist gerade aus dem Krieg in die Heimat zurückgekehrt. Um einen Freund zu rächen, ermordet er hier jedoch gleich einen Yakuza und kommt deswegen auch in ein Gefängnis. Dort sitzt er mit einem weiteren Yakuza, Wakasugi Hiroshi (Tatsuo Umemiya), der Doi-Familie ein, dem er dazu verhilft frei zu kommen. Der Plan lautet so: Der Yakuza verletzt sich selbst so schwer, dass das Gefängnis nicht in der Lage ist, ihn dort zu pflegen. Hirono muss nur den Wärter rechtzeitig rufen, damit der Yakuza an seinen Verletzungen nicht stirbt. Der Plan funktioniert und Wakasugi kommt frei. Vorher schließen die Beiden aber noch Blutsbrüderschaft.
Aufgrund von völlig überfüllten Gefängnissen muss niemand seine Strafe absitzen, wenn er nur genug bezahlen kann. Hirono hat zwar selbst nicht genügend Geld um sich die Freiheit zu erkaufen, aber der Unternehmer Yamamori erledigt das für ihn auf Empfehlung der Doi-Familie – deren Mitglied hatte er ja gerettet. Hirono und seine Freunde schließen sich nun aus Dankbarkeit Unternehmer Yamamori (Nobuo Kaneko) an und nach kurzer Zeit wird aus dem ehemals legalen Unternehmen ein neuer Yakuza-Clan: Die Yamamori-Familie ist gegründet.
Anfangs gibt es noch keine Probleme zwischen den Clans der Doi und der Yamamori – die Familien kommen sich nicht in die Quere. Doch als Yamamori bei einer Wahl eingreift und somit die Wahl zu Ungunsten der Doi-Familie beeinflusst, entstehen erste Reibungspunkte. Die Doi's sind stinksauer auf die neue Familie.
Vor allem der Blutsbruder Wakasugi Hiroshi ist nun in der Zwickmühle. Er versucht bei diesem immer stärker eskalierenden Streit zu vermitteln, doch als ihn sein Clanboss Kiyoshi Doi (Hiroshi Nawa) bei den Yamamoris antrifft, wird er von seiner Familie verstoßen. Jetzt schließt sich Wakasugi den Yamamoris an.
Der Streit zwischen den beiden Familien eskaliert immer mehr, und als Hirono von Yamamori den Auftrag bekommt den verfeindeten Clanführer Doi zu töten, ist das der Auftakt für den längsten und blutigsten Yakuza-Krieg in der Geschichte Japans.
Kritik:
Zitat Rapid Eye Movies:
"Kinji Fukasaku schrieb in den 70er Jahren mit kunstvollen Oden an die Gewalt Filmgeschichte. 'Battles Without Honor And Humanity' revolutionierte durch rohe, dokumentarische Bildsprache das Genre des Yakuza-Films. Bis heute inspirieren Fukasakus Werke Regisseure wie Quentin Tarantino, John Woo oder Takashi Miike."
Dieses Zitat muss man wohl erst einmal sacken lassen. Aber es stimmt – Fukaskus Yakuza-Film und die Nachfolger (auch die "The Yakuza Papers" genannt) setzten in vielen, wenn nicht in allen Belangen neue Maßstäbe und können somit als eine der wichtigsten Filme Japans der 70er Jahre genannt werden.
Fukasaku hat als erster japanischer Regisseur einen realistischeren Blick auf die Welt der Yakuza geworfen. Vor diesem Film wurden Yakuzas allgemein als ehrenvolle Charaktere dargestellt; eine Art Held, der fast unmenschliche Tugenden besitzt. Fukasaku geht genau in die andere, realistischere Richtung. Er zeigt feige, schwache Clanmitglieder, denen die Ehre nicht so wichtig ist wie der Profit, einen schwachen, weinerlichen Clanboss, der eigentlich nur sein eigenes Wohl im Sinn hat und auch nicht unbedingt das Sagen in der Organisation hat. Dazu bringt er noch plakativ eine blutige Härte in den Film, emotions- und sinnlos. Keine Spur vom Ehrenkodex vergangener Filme.
Um diese schonungslose Realität zu erreichen hat Fukasaku übrigens Aufzeichnungen eines ehemaligen Yakuza-Bosses als Vorlage verwendet. Die Geschichte handelt von den jahrelang tobenden Yakuza-Kriegen in Hiroshima. Ich finde, dass diese Tatsache den Film noch einmal in ein ganz besonderes Licht rückt.
Aber nicht nur inhaltlich beschreitet Kinji Fukasaku neue Wege, auch inszenatorisch packt er dieses Thema vollkommen neu an. Der exzessive Handkameraeinsatz rückt den Zuschauer näher ans Geschehen und hebt die Distanz zwischen Zuschauer und den handelnden Personen quasi auf. Auch erste Ansätze des später aus John Woo-Filmen bekannten "Bullet Ballets" sind hier schon erkennbar. Sehr reißerisch inszenierte Action, die zusätzlich noch mit typischer 70er Jahre Musik untermalt wird – fast so schön wie bei "Kojak".
Die technischen und inhaltlichen Innovationen sagen aber leider nur wenig über den Unterhaltungswert des Films aus. Wer alleine die Handlung liest, könnte auf die Idee kommen einen sehr spannenden Yakuza-Actioner vor sich zu haben. Leider schlägt sich "Battles Without Honor And Humanity" in dieser Disziplin nicht so bravourös wie in der technischen Ausführung. Ist die erste interessante dreiviertel Stunde erst mal vorbei und beginnen die Kämpfe, so werden die verschiedenen Schießereien schnell unübersichtlich und sie wiederholen sich auch sehr oft. Dadurch breitet sich leider manchmal Langeweile aus, sofern nicht die interessante Technik des Films für Unterhaltung beim Cineasten sorgen kann.
Es gibt sicher bessere und unterhaltsamere Filme, die Kinji Fukasaku gedreht hat, aber "Battles Without Honor And Humanity" ist sicher sein wichtigster Film und ein unersetzlicher Beitrag zur Filmgeschichte, der viele Filme weltweit beeinflusst hat.
Die DVD:
Wie bei Veröffentlichungen von Rapid Eye Movies üblich, zeigt sich die Bildqualität von einer sehr guten Seite. Ganz so ideal wie bei den meisten Titeln der "Nippon Classics" zeigt sie sich jedoch nicht, denn die Schärfe leistet leider nur gutes Mittelmaß und auch die schwarzen Bildteile sind zum Teil arg blass geraten. Trotzdem ist die Qualität noch als sehr ordentlich einzustufen, bedenkt man das Alter des Films. Sonstige Bildfehler gibt es nur selten, ein paar Nachzieheffekte vielleicht.
Eine deutsche Tonspur gibt es bei diesem Film nicht, der japanische Originalton in Dolby Digital 2.0 ist aber sehr gut gelungen. Die zeitlich gut gesetzten deutschen Untertitel sorgen aber hinreichend für Verständnis.
Extras:
- Bildergalerie
- Kinotrailer
- Postkarten
Fazit:
Kinji Fukasaku macht Schluss mit den romantisierenden Yakuza-Filmen. Er zeigt die harte, nur auf den Profit angelegte Realität der Verbrecherorganisationen. Ehrenkodex und das "hippe Gangsterleben" verwandelt er in ein hartes, dreckiges Geschäft, so wie es eben in Wirklichkeit ist. Zugleich zeigt er aber auch, wie es zu diesen Umständen gekommen ist – wie die Yakuza-Organisationen entstehen, wie die personelle Hierarchie funktioniert.
Eingefangen in spektakuläre, teils auch sehr blutige Bilder, ist jedoch die Handlung dann weniger spannend, als man vermuten könnte. Ist der interessante Anfang erst einmal vorbei, geschieht Mord um Mord, sodass beim Zuschauer auch schon einmal die Übersicht verloren gehen kann.
Trotz des etwas mageren Unterhaltungswertes kann ich "Battles Without Honor And Humanity" für alle Cineasten ohne Bedenken empfehlen, denn aus filmhistorischer Sicht hat der geneigte Filmfan genügend neue Zutaten, welche er analysieren und mit späteren Werken vergleichen kann. Ein Schlüsselfilm im japanischen Kino.
- Redakteur:
- Detlev Ross