Besessen
- Regie:
- Neil Labute
- Jahr:
- 2002
- Genre:
- Drama
- Land:
- USA / GB
- Originaltitel:
- Possession
1 Review(s)
20.01.2005 | 06:11Zwei Literaturwissenschaftler kommen der skandalösen Liebesaffäre von Königin Viktorias Hofdichter auf die Spur, der als Ausbund an ehelicher Treue galt. Doch die Entdeckung der beiden bleibt nicht ohne Folgen: Auch andere Sammler wollen sich die Briefe der beiden Viktorianer unter den Nagel reißen. Unterdessen entspinnt sich eine Parallelität der Liebe zwischen Viktorianern und Modernen.
Filminfos
O-Titel: Possession (USA/GB 2002); DVD: 22.05.2003
FSK: ab 12
Länge: ca. 97 Min.
Regisseur: Neil Labute
Drehbuch: Neil Labute, David Henry Hwang, Laura Jones
Musik: Gabriel Yared ("Der englische Patient")
Darsteller:
Gwyneth Paltrow: Dr. Maud Bailey, Leiterin des Archiv für Frauenliteratur an der Uni Lincoln, UK
Aaron Eckhart: Mr. Roland Michell, Forschungsstipendiat in London
Jennifer Ehle: Miss Cristabel LaMotte (fiktiv; 1825-1890), Dichterin und Mutter
Jeremy Northam: Mr. Randolph Henry Ash (fiktiv; gestorben ca. 1870), der Hofdichter Königin Viktorias
Holly Aird: Ellen Ash, seine Frau
Lena Headey: Blanche Glover, Cristabels Geliebte, Malerin (gestorben durch Suizid ca. 1860)
Toby Stephens: Fergus Wolff, Rolands erfolgreicher Freund
Trevor Eve: Mortimer Cropper, der amerikanische Geldgeber des Ash-Archivs
Anna Massey: Lady Bailey, Erbin des Landsitzes Seal Court, wo Cristabel bis zu ihrem Tode lebte
Graham Crowden: Sir George, ihr Gatte
Tom Hickey: Prof. Blackadder (!), Rolands direkter Vorgesetzter und Doktorvater
Tom Hollander: Rechtsanwalt Euan, der über Roland wohnt (und einen antiken roten Porsche besitzt)
u. a.
Handlung
Der amerikanische Literaturwissenschaftler Roland Michell (Eckhart) führt sich in der London Library ein wenig ungehobelt und burschikos auf, als er eines der heiligen Bücher ausleiht. Es handelt sich um ein Exemplar aus der Privatbibliothek seines Forschungsgegenstands, des viktorianischen Hofdichters (das ist ein offizieller Posten) Randolph Henry Ash.
In diesem voluminösen Schmöker findet er zu seiner Verblüffung zwei Briefentwürfe, die Ash an eine bestimmte Dame abschicken wollte, die er bei einem literarischen Salon kennengelernt hatte. Die Briefe lassen auf eine gewisse Leidenschaft schließen. Und dies steht im Gegensatz zur allgemeinen Lehrmeinung, dass Ash ein Ausbund an ehelicher Treue war. Diese Entdeckung würde die Ash-Forschung auf den Kopf stellen und in England einen öffentlichen Aufruhr verursachen. In seiner praktischen Yankee-Art klaut Roland die Briefe einfach. Die Zukunft liegt in seiner Hand. Und dies ist der erste Sündenfall in diesem Film. Der erste von vielen.
Wie jeder brave Forschungsassistent versucht auch Roland seinen Doktorvater von seinem Fund zu unterrichten, doch dies geht leider gründlich daneben, denn Prof. Blackadder (hier ein Ire statt eines Schotten) hat seine Gedanken ganz woanders. Wenn bloß nichts von diesem Vorgang an den amerikanischen Sponsor des Ash-Archivs dringt, den krankhaft habgierigen Sammler Mortimer Cropper!
In Nullkommanix hat Roland den Namen der Adressatin von Ashs Liebesbriefen herausgefunden: Cristabel LaMotte, Autorin religiöser Gedichte und eines als höchst verstiegen angesehenen Feenepos über die Schöne Melusine. Wie Roland bei der La-Motte-Expertin Maud Bailey (Paltrow) erfahren muss, war die Dichterin offenbar außerdem noch Lesbierin. (Wahrscheinlich rechnet Roland auch bei Maud mit allem Möglichen.) Bei Maud darf er auch LaMottes Unterlagen durchsehen: Sie lebte in Surrey mit einer gewissen Blanche Glover (Headey) zusammen, die Porträts von Frauen im präraffaelitischen Stil malte: Sinnliche Frauen mit rotem wallendem Haar in wallenden grünen oder blauen Kleidern waren die Spezialität der Präraffaeliten.
Roland folgt Mauds Einladung auf das Herrenhaus Seal Court gerne, wo die LaMotte ihre letzten Lebensjahre verbrachte. Im verlassenen Ostflügel des schlossähnlichen Komplexes stoßen sie auf ein Paket Papiere, das aus den Briefen der beiden viktorianischen Liebenden besteht: ein phantastischer Fund von epochaler Bedeutung - kein Zweifel. Allein dafür würden Männer wie Mortimmer Cropper ('der Ernter') einen Mord begehen.
In einer nur im Film hergestellten Parallelität der psychologischen Entwicklung lesen sich die beiden Verbündeten die Briefe vor - eine weitere Inbesitznahme. Die Binnenhandlung schildert eine Reise der Leidenschaft, die die beiden Viktorianer nach Nord-Yorkshire, in das düster-romantische Städtchen Whitby (das in Stokers "Dracula"-Roman wieder auftaucht) führt, wo sie sich für vier Wochen leidenschaftlicher Liebe einquartieren. Roland entdeckt, dass Maud die gleiche Brosche trägt, die Ash dort seiner Geliebten kaufte. Und auch hinter dem Wasserfall, an dem Ash badete, befindet sich die gleiche Höhle.
Doch der Versuch, sich vom Beispiel der viktorianischen Romanze zu Gleichem inspirieren zu lassen, schlägt fehl. Sowohl Maud als auch Roland haben gescheiterte Beziehungen hinter sich, die für Maud offenbar auch mit einer Abtreibung endete. Soweit kommt es mit den Viktorianern nicht: Zwar wird auch Cristabel schwanger, doch für Ashs Leben wird dies keine Folgen haben, entscheidet sie.
Unterdessen sind die Andenkenjäger um Mortimer Cropper hinter den letzten Reliquien von Ash und Cristabel her. Und nach dem Vorbild Lara Crofts könnten sie zu Grabräubern werden.
Mein Eindruck: der Film
Aus der literatur- und geistesgeschichtlichen Erkundung, die Antonia Byatt in ihrem voluminösen Roman (an die 700 klein gedruckte Seiten) in Szene setzte, hat der Amerikaner Neil LaBute zwei Liebesgeschichten gedrechselt (er hat Rolands Freundin Val komplett getrichen). In der Parallelführung der jeweiligen Affärenentwicklung sollen sich die Bedingungen für Liebe und Leidenschaft vergleichen lassen, so seine offensichtliche Intention. Und es bleibt dem zeitgenössischen Zuschauer überlassen, darüber zu urteilen, welche Bedingungen besser sind: die viktorianischen oder die modernen.
Die Relativität der Liebe
LaBute selbst bezieht keine Stellung, und so bleibt es der Relativität der Gegenwart überlassen, verschiedene Standpunkte zuzulassen: den des liebenden/geliebten, aber verheirateten Mannes (Ash/Roland), den der liebenden/geliebten, aber mitunter schon gebundenen Frau (Maud/Cristabel) und den des Kindes (Cristabels May/Mauds abgetriebenes Kind). Immerhin: Während Cristabels Verhalten ihre Geliebte Maud in den Freitod treibt und sie selbst sich von der Welt und ihrem Kind wegschließt, stehen Maud und Roland nur ihre eigenen Schuldkomplexe im Wege - Mauds Ex-Freund Fergus Wolff zählt nicht mehr. Insofern steht diesen beiden Liebenden nichts im Wege außer ihren Egos. Doch erst die Wahrheit über ihre Abkunft macht Maud frei.
Das lange Zögern Mauds scheint sie dem an Romantik und Gefühlsausbrüchen interessierten Zuschauer unsympathisch zu machen. Aber man sollte erst einmal ihre Vorlage im Buch sehen: eine grün gewandete Männerfresserin mit einem exzentrischen Turban auf dem Kopf! Dagegen nimmt sich Paltrow als Ausbund an Zugänglichkeit und Emotionalität aus. Sie verfügt zudem wie der gesamte Film über großartigen Humor - den sie nur leider allzu selten zeigen darf.
Das Elend der Synchronisation
Ich habe die deutsche Synchronisation mit dem englischen Original verglichen und dachte, ich sehe zwei verschiedene Filme! Die Dialoge der O-Fassung leben von ihrem Sprachwitz und ihren Nuancen im Ausdruck - das alles geht in der Synchro komplett verloren. Nur ein kurzes Beispiel: Roland reagiert auf die Information, dass sich Maud Glover einst umbrachte, mit dem deutschen Ausdruck "Scheiße". Im Original benutzt er jedoch den amerikanischen Ausdruck "Jeez!". Das ist die Kurzform von "Jesus!" und hat ungefähr den gleichen Gefühlsausdruckswert wie das deutsche "Du meine Güte!" Von "Scheiße" kann also keine Rede sein. - Die Reihe solcher Beispiele ließe sich beliebig fortführen. Mit "Besessen" ist LaBute ein stellenweise sehr witziger, warmherziger und sympathischer Film gelungen und zwar bis zur allerletzten Szene, als die junge May ihren Vater trifft und ihn nicht erkennt.
Buch versus Film
Mit den massiven Streichungen und Umstellungen, die LaBute und seine zwei Ko-Autoren vorgenommen haben, gingen sie ein großes Wagnis ein. Nicht nur fehlen nun zahlreiche Übergänge und Einleitungen zu wichtigen Szenen, sondern die viktorianische Romanze erhält den gleichen Stellenwert wie die Gegenwart. Dies wird nicht nur dramaturgisch umgesetzt, sondern auch noch optisch. In mehreren verblüffenden Schwenks wechselt die Zeit vom Jahr 1859 zum Jahr 1990 (als der Roman erschien). Fahren Maud & Roland unter einer alten Eisenbahnbrücke durch, zeigt uns das gleiche Bild fünf Meter höher eben jene Eisenbahn, in der Ash & Cristabel zu ihrem Liebesdomizil dampfen. (Hier muss ein Mathematiker Überstunden gemacht haben, um die Bewegung von Auto und Zug zu koordinieren.)
Die Wissenschafts-Farce
Den beiden Romanzen steht einerseits die detektivische Forschung gegenüber, die Maud & Roland betreiben, als gelte es, einen Mord aufzuklären. Und zum anderen der geradezu als Farce vorgeführte Wissenschaftsbetrieb, in dem sich Prof. Blackadder und der Privatgelehrte Mortimer Cropper (plus Helfer Fergus Wolff) als Kontrahenten gegenüberstehen. Dies führt denn auch zu einem genreüblich inszenierten Action-Showdown, der aber für das psychologische Finale nicht weiter von Belang ist - außer durch die Tatsache, dass mit Hilfe von Ashs Grabinhalt das letzte Geheimnis gelüftet werden kann, das Cristabel & Ash hüteten. Im wahrsten Sinne des Wortes ereilt Maud und Roland die Rettung von jenseits des Grabes. Wenn das keine großartige Ironie ist!
Besessen vom Besitz und Besitzen
In dem Jäger- und Sammlerverhalten der Forscher wird der Titel des Romans wie auch des Films anschaulich: Sie sind "besessen" von der Gier nach "possession", also Besitz. Dieser Begriff erhält aber durch die Enthüllungen am Schluss einen weiteren, recht unheimlichen Beiklang: Besitz ist hier auch im Bereich des Menschlichen gültig. Blanche Glover geht ins Wasser, weil sie es nicht ertragen kann, den Besitz an Cristabel an einen Mann verloren zu haben - obwohl sie Cristabel den Besitz vieler Ash-Briefe vorenthalten hat. Cristabel entsagt des Besitzes ihrer persönlichen Freiheit für vier Wochen Leidenschaft mit Ash: Sie riskiert den Verlust ihrer gesellschaftlichen Stellung (und die Liebe Blanches). Ihre Tochter May gibt sie nicht her, um sie nicht an die Ashs zu verlieren, denn der Vater hat offenbar das Erziehungsrecht. Sie verweigert ihrer Tochter sogar das Recht, sie "Mutter" zu nennen - sie ist lediglich 'Tante Cristabel'. Und so verweigert sie May das Recht, ihren Vater zu erkennen, als der sie besuchen kommt (und darauf verzichtet, seine Tochter für sich zu beanspruchen).
Ich müsste jetzt die Pointe verraten, um den letzten und für Maud Bailey wichtigsten Aspekt des Besitzens zu erklären. Aus Rücksicht auf diejenigen, die den Film noch sehen wollen, verzichte ich darauf. Die Erkenntnis dieser letzten Bedeutung führt zu der ernüchternden Erkenntnis, dass Besitz in beiden Richtungen wirkt: Während die Akademiker glauben, sie würden die Vergangenheit anhand von Ashs und Cristabels Briefen in Besitz nehmen und sich aneignen, passiert das Gleiche mit ihnen, nur in umgekehrter Richtung.
Die Darsteller
Jeremy Northam und Jennifer Ehle als Randolph Henry Ash und Cristabel LaMotte stehen im Kern und geheimen Zentrum des Films. Nicht nur, weil ihre Liebe und Leidenschaft viel größer und daher eindrucksvoller ist - zumal auf der Leinwand -, sondern auch weil die Folgen ihrer vierwöchigen Auszeit bis in die Gegenwart der Erzählung reichen. Nicht von ungefähr stehen am Anfang und am Ende des Films Zitate aus Ashs Gedichten.
Die viktorianischen Interieurs sind in der Regel derart üppig, dass sie einerseits das Lebensgefühl ihrer Bewohner widerspiegeln (einzige Ausnahme: Cristabels selbstgewählter "Kerker" in Seal Court), andererseits einen starken Kontrast zu jenen hehren Forschungshallen der Moderne bilden, in denen Maud Bailey und ihre Kollegen in Nantes arbeiten.
Da verursacht es durchaus ein nostalgisches Schmunzeln, wenn Rolands Vermieter, der Anwalt Euan, ein viktorianisches Haus (es steht am Londoner Sloane Square) nur wegen dessen Flur kauft - und er folglich sämtliche Besprechungen auch dort abhält.
Das Einzige, was mich an J. Ehle störte, war ihr ewiges Sphinxlächeln. Und wenn man vom Regiekommentar erfährt, dass sie "eine unserer besten Weinerinnen" ist, nimmt man ihr auch die Träne beim Abschied nicht mehr ab. Northam hingegen ist einer der Dauergäste in viktorianischen Literaturverfilmungen, so etwa von Jane-Austen-Romanen wie "Emma".
Gwyneth Paltrow ist als Maud Bailey weder ein "Trauerkloß" noch eine feministische Schreckschraube, sondern, sie kann's nicht verhindern, eine durchaus nette Lady, die nur leider viel zu einsam und von Fergus Wolff enttäuscht ist. In unserer postfreudianischen Ära kann auch Aaron Eckharts Roland nicht vermeiden, stark auf Mauds Gefühle Rücksicht zu nehmen und zu riskieren, mitunter missverstanden zu werden. Er ist wahrscheinlich die dynamischste Figur des gesamten Films. Damn Yankees ...
Die DVD
Technische Infos:
Bildformate: 16:9, 2.35:1
Tonformate: DD 5.1
Sprachen: D, Engl., Spanisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Dänisch, Finnisch, Griechisch, Hebräisch, Isländisch, Kroatisch, Norwegisch, Polnisch, Portugiesisch, Schwedisch
Extras:
- Regiekommentar von Neil LaBute
- Cast und Crew: Namensliste
- Original-US-Kinotrailer (mit Musik von Loreena McKennitt!)
Mein Eindruck: die DVD
Bildqualität
Die Wiedergabequalität der Silberscheibe kommt auch bei diesem Film wieder voll zum Tragen. Die Bilder sind gestochen scharf. So kommen die Postkartenaufnahmen, die der französische Director of Photography Escoffier erzielt hat, optimal zur Geltung. Aber auch in dynamischen Momenten, wie etwa bei Auto- und Eisenbahnfahrten, bleibt das Bild entsprechend scharf.
Sound-Tricks
Der Sound ist ein Kapitel für sich. Er wird recht trickreich eingesetzt. Ich habe bereits einen Schwenk vom Auto der Gegenwart zum Zug der Vergangenheit erwähnt, aber es gibt auch den umgekehrten Schwenk - in der Abschiedsszene zwischen Ash und Cristabel: Man hört den modernen Intercity-Zug bereits von der Seite heranbrausen, wenn man im Bild noch die viktorianischen Schauspieler sieht - und das moderne Auto noch gar nicht im Bild ist. Hier überschneiden sich in der Filmerfahrung die Zeitebenen. Die Bedeutung ist klar: Die Parallelität des Geschehens - Abschiednehmen - in zwei Zeitebenen heißt noch lange nicht, dass die emotionalen Werte die gleichen sind. Denn Maud und Roland trennen sich in Groll, nicht in Entsagung.
Regiekommentar
Wer ein Making-of oder ähnliche Dokus erwartet hat, wird enttäuscht, das einzige Nennenswerte ist der Regiekommentar. Der ist durchaus informativ, und LaBute müht sich redlich, etwas Sinnvolles zu sagen. Leider ermüdet uns seine Stimme nach einer Weile - er hätte einen Begleiter hinzuziehen sollen, beispielsweise den von ihm so hochgelobten Eckhart.
Der Original-Trailer
... verblüfft durch seine musikalische Untermalung. Es handelt sich um ein Stück von Loreena McKennitt, nämlich "The Mystic's Dream", das auf ihrem Album "The Mask and the Mirror" zu finden ist.
Es wurde auch als Eingangsmusik zu "Die Nebel von Avalon" verwendet, und das gibt uns doch zu denken. Die Marketingleute haben den Film durch diese Assoziation offenbar in die Ecke der mystischen Leidenschaften und verborgenen Zusammenhänge drängen wollen (sie drücken es als "Positionieren" aus). Da die meisten Männer mit Mystik und tiefen Emotionen wenig anfangen können (oder wollen), spricht diese Assoziation in erster Linie Frauen an, denen man einfach solch ein Interesse unterstellt. Ist "Besessen" also im Grunde ein Frauenfilm? Es erscheint keineswegs abwegig.
Unterm Strich
"Besessen" ist ein intelligenter und gefühlvoller Film für intelligente Zuschauer, das heißt vor allem für akademisch gebildete Leser, die sich für Literatur- oder Kulturgeschichte interessieren. Allerdings sind Fans der Buchvorlage von Antonia S. Byatt gar nicht begeistert von der Umsetzung: Die Filmhandlung weicht in großen Teilen von der Darstellung im Roman ab, funktioniert dafür aber als Filmstory umso besser.
Wer das langwierig sich dahinziehende Buchgeschehen erlebt hat, wird jederzeit den Film vorziehen: Hier geht im Vergleich dazu geradezu die Post ab! Man sollte aber, wie ich dargelegt habe, die Originalfassung jederzeit der deutschen Fassung vorziehen: So bleiben Sprachwitz und Humor etc. des Originals bewahrt.
- Redakteur:
- Michael Matzer