Bildnis der Petit Corsette, Das
- Regie:
- Akiyuki Shinbo
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Japan
1 Review(s)
05.11.2006 | 11:07Story
Der junge Eiri verdient sich im Antiquitätenladen seines Onkels ein wenig Geld nebenbei, um seinen Unterhalt zu bestreiten. Dort macht er eines Tages auch eine schicksalhafte Entdeckung: In einem antiken Glas erscheinen ihm Visionen von einem unantastbaren, blonden Mädchen namens Cossette. Diese ist bereits seit einem Vierteljahrtausend auf der Suche nach einer Person, die sie sehen und aus ihrer Situation befreien kann.
Eiri hat keine Ahnung, worauf er sich einlässt, denn noch sind viel zu wenige Details über die hübsche Cossette bekannt. Doch die Faszination, die von dem Mädchen ausgeht, ist stärker und zwingt Eiri dazu, einige unüberlegte Schritte zu machen. Schließlich lässt er sich auf einen Pakt mit der Verschollenen ein, um ihre Seele aus jener Welt zu erlösen, in der sie sich noch befindet. Allerdings sind Eiri bis hierhin auch noch nicht die Ausmaße dieser Entscheidung bewusst. Doch nachdem der Junge das mit Blut gefüllte Glas auf Geheiß Cossettes ausgetrunken hat, gibt es für Eiri keinen Ausweg mehr.
Meine Meinung
Mit “Das Bildnis der Petit Cossette“ beginnt eine neue Anime-Reihe, die sich einmal mehr mit übersinnlichen Phänomenen beschäftigt. Erzählt wird die Geschichte zweier Personen, die auf recht ungewöhnliche Weise miteinander in Kontakt treten und vom Diesseits ins Jenseits miteinander kommunizieren. Jedoch haben die beiden völlig unterschiedliche Gründe für das Aufrechterhalten dieses anfangs noch schwammigen Kontakts. Cossette ist nämlich in erster Linie auf fremde Hilfe angewiesen und sehr dankbar dafür, dass sich über den unwissenden Jüngling endlich eine weitere Möglichkeit ergibt, ihren Seelenfrieden zu finden. Bei Eiri hingegen ist es nichts anderes als die Faszination für seine neu geschaffene Traumwelt, in die er komplett zu versinken droht. Seine Freundin Shoko macht ihn zu Beginn noch darauf aufmerksam, wie weit er der Realität bereits entflohen ist, doch obwohl Eiri weiß, dass sie die Wahrheit spricht, kann er gar nicht anders als sich weiterhin von diesem Glas und der Person, die dahinter steckt, vereinnahmen zu lassen, solange bis er sich betrübter Sinne von ihrer Aura steuern lässt.
Die erste Episode – im Übrigen die einzige auf der ersten DVD von “Das Bildnis der Petit Corsette“ – entführt einen bereits mitten ins Geschehen und beschreibt nach kurzem Prolog die vielen widersprüchlichen Gefühle, die sich in Eiri auftun. Er ist schon zu Beginn kaum mehr Herr seiner wechselhaften Emotionen und ist daraus folgend auch kaum mehr in der Lage, Vernunft und Faszination voneinander zu trennen. Dies führt schließlich zu besagtem Pakt, dessen Aufnahme den jungen Protagonisten schon bis zum völligen Wahnsinn getrieben und in eine ähnlich entlegene Welt wie die neue Heimat Cossettes getragen hat.
Aufgebaut ist das Ganze sehr interessant, aber auch ziemlich komplex. Regisseur Akiyuki Shinbo hat sehr großen Wert auf visuelle Effekte und abschreckende Momentaufnahmen gelegt. Mittels einzelner Flashbacks wirft er immer wieder ganz kurze Bilder aus Cossettes Vergangenheit ein, unterlegt diese mit beängstigenden Zwischensequenzen und beschreibt somit wunderbar die innerliche Zerrissenheit Eiris. Besonders gelungen sind dabei die Szenen, in denen der Hauptdarsteller daran zweifelt, ob ihm seine Visionen einen Streich spielen oder ob die als Halluzination abgestempelten Beobachtungen tatsächlich real sind. Dabei entwickelt sich trotz der vergleichsweise sehr knappen Spielzeit von nicht einmal ganz 40 Minuten ein rasanter, gestraffter Psycho-Thriller, der mit vielen Elementen des fernöstlichen Horrorfilms noch einmal merklich aufgewertet wurde und so als perfektes Bindeglied zwischen japanischer Anime-Action und Echtzeitstreifen wie “Ju-On“ und “The Grudge“ dient.
Die Masse an Eindrücken, die dabei entsteht, ist schlichtweg atemberaubend. Es gilt in jeder Situation derart viele Bilder aufzunehmen, dass einem fast schon schwindelig wird. “Das Bildnis der Petit Cossette“ ist mit pompösen Effekten überfrachtet, bietet dazu aber auch eine unheimlich dichte Handlung, die einen völlig verblüfft und ob des Gesehenen regelrecht ans TV-Gerät fesselt. Es passiert sogar so viel, dass man im Nachhinein erst einmal eine ganze Weile benötigt, um die umfassenden Inhalte zu verarbeiten und zu begreifen, wobei die Handlung insgesamt immer noch gut verständlich und die Zusammenhänge klar ersichtlich sind.
Einziger Wermutstropfen dieses visuellen Infernos: die kurze Spieldauer, denn nach dem fulminanten Ende ist der Hunger auf mehr “Petit Cossette“ kaum mehr stillbar und die Begeisterung kaum mehr in Worte zu packen. Der Auftakt dieser neuen Serie, die – das hätte ich hier fast schon vergessen – auch zeichnerisch ein absolutes Highlight ist, könnte gelungener kaum sein, besticht bei der DVD-Fassung zudem noch durch astreine Bild- und Tonqualität und verzückt einen zusätzlich noch mit einem richtig schönen Ohrwurm-Soundtrack. Ich möchte nicht in Oberflächlichkeiten verfallen, aber das Ganze mit ’richtig geil’ zu beschreiben, trifft den persönlichen Eindruck als Fazit wohl am besten. Anime-Fans jedweder Coleur sollten und dürfen sich dieses Spektakel keinesfalls entgehen lassen!
- Redakteur:
- Björn Backes