Blessed – Kinder des Teufels
- Regie:
- Simon Fellows
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Horror
- Land:
- Großbritannien / Rumänien
- Originaltitel:
- Blessed
1 Review(s)
27.02.2006 | 15:27Süße Engelchen: Satansbrut im Doppelpack
Endlich kann Samantha Howard ein Kind bekommen – durch künstliche Befruchtung. Bis es klappt, müssen sie und ihr Mann Craig in einem ländlichen Dorf in der Nähe der Klinik wohnen. Was sie jedoch nicht ahnt: Der Betreiber der Klinik ist der Anhänger eines Satanskultes …
Filminfos
O-Titel: Samantha’s Child (GB/ROM 2004)
Dt. Vertrieb: Koch Media (03.02.2006)
FSK: ab 16
Länge: ca. 90 Min.
Regisseur: Simon Fellows
Drehbuch: Jason Rothwell
Musik: Barry Taylor
Darsteller: Heather Graham (Samantha Howard), James Purefoy (Craig Howard), David Hemmings (Earl Sydney), Andy Serkis (Father Carlo), Fionnula Flannagan u. a.
Handlung
Samantha Howard (Graham) ist eine nette Lehrerin in New York City, doch das Glück ihrer Ehe mit dem Werbefachmann und Schriftsteller Craig (Purefoy) ist noch lange nicht vollkommen: Ihr fehlt ein Kind zum Glücklichsein. Als Craigs Agentin einen Vorschuss für seinen Roman in Aussicht stellt und er eine saftige Abfindung von seinem Arbeitgeber erhält, riskieren sie es: die künstliche Befruchtung. Denn Sam kann seit einem Unfall nicht auf dem üblichen Weg schwanger werden.
Ihr Gynäkologe empfiehlt ihnen eine entsprechende Klinik in Upstate New York, draußen auf dem Lande: Lake View. Die Ärztin Dr. Leeds befruchtet gleich zwei von Sams Eiern – doppelt hält besser. Dass sie auch noch eine geheime Zutat verwendet, verschweigt sie den Patientin geflissentlich. Es scheint sich um Blut zu handeln. Schon bald erwartet Sam Zwillinge, und nicht nur die supernette Immobilienmaklerin Betty gratuliert - die ganze dörfliche Gemeinschaft ist happy, wie es scheint. Alle kennen ihren Vornamen. Auf der Party lernt Craig den Verleger Earl Sydney (Hemmings) kennen, der wenige Tage später das Romanmanuskript für einen sagenhaften Vorschuss von 100.000 Dollar kauft.
Nur ein kleiner Zwischenfall stört die Idylle. Mitten in der Nacht wird Sam von Lärm aus dem Nachbarhaus geweckt. Dort streiten sich die Grubers wegen irgendetwas. Und ein Mann in einem Kapuzen-Sweatshirt geht die Straße hinunter. Merkwürdig. Sie ahnt nicht, dass der Kapuzenmann bewaffnet ist und es auf Schwangere abgesehen hat. Als sie im dritten Monat ist, schlägt der Mann erstmals zu: Er fährt Samantha auf der Hauptstraße über den Haufen. Als sie nicht stirbt, versucht er es auf eine sanftere Tour. Denn Samanthas Zwillinge dürfen nicht leben: Sie seien Kinder des Satans
…
Mein Eindruck
Die Geschichte ist altbekannt: Roman Polanskis Verfilmung "Rosemarys Baby" des gleichnamigen Romans von Ira Levin hat den Maßstab gesetzt für solche Gruselmärchen. Dass sich die Latte als ein wenig zu hoch gelegt erweist, macht die Low-Budget-Produktion "Blessed" an vielen Stellen deutlich. Allein schon die Figur der Samantha wird meines Erachtens viel zu glücklich und positiv dargestellt: Sie glaubt selbst dann noch, dass alles in Ordnung ist, als die Satansbrut ihr von innen den Bauch zerkratzt.
Aber auch Craig scheint auf den Kopf gefallen zu sein – oder er ist zu froh, endlich mal keine Schreibblockade mehr zu haben, um sich um Heathers Wehwehchen zu kümmern. Lieber sitzt er mit seinem reichen Gönner Earl Sydney am Kaminfeuer beim Plausch. Er merkt nicht einmal, dass seine Agentin, die ja den Deal eingefädelt hat, einem Mord zum Opfer fällt. (Diese Agentin wird übrigens von Fionnula Flanagan ausgezeichnet gespielt – mir ist sie noch als Haushälterin in "The Others" gut in Erinnerung.)
Am eindrucksvollsten ist im Grunde die Figur des Father Carlo, den Andy Serkis spielt. Wie Serkis im Interview erläutert, ist der Gottesmann ein Schizophrener, der mit seiner guten Seite die Opfer Satans retten will, mit der bösen Seite seines Wesens jedoch auf die Vernichtung ihrer Brut aus ist. Die Schizophrenie erinnert an Serkis’ Verkörperung des Gollum / Smeagol in Jacksons "Herr der Ringe". Als diese dunkle Seite die Oberhand gewinnt, weil Samantha nicht auf seine Beschwörungen, ihre Babys abzutreiben, hören will, kommt es zur Katastrophe. Man könnte sich nun fragen, wo denn bitteschön der Kapuzenmann abgeblieben ist. Aber die Antwort darf ich nicht verraten, denn sonst wäre der ganze Überraschungseffekt bereits weg.
Was in dieser Dramaturgie im Vergleich zu "Rosemarys Baby" fehlt, ist die Atmosphäre gespannter Erwartung, wann endlich Samanthas Geburt erfolgt. Denn dies ist ja im Grunde ein Fest für Satan. Und die diablolische Dorfgemeinschaft (alle kennen ihren Vornamen) – oder zumindest die Klinik – müsste den Event eigentlich ebenfalls gebührend vorbereiten. Diesbezüglich herrscht jedoch Fehlanzeige: Die Schwangerschaft scheint Samanthas Privatangelegenheit zu sein. Dadurch gerät ihre Angst in den Bereich der Einbildung. Hat sie sich das alles nur ausgedacht? Einzig das Auftauchen von Father Carlo bestätigt, dass es sich nicht um Einbildung handelt.
Woher der Geistliche kommt, wird in sehr kurzen Rückblenden erzählt. Er hat in einem italienischen Kloster eine Reliquie behütet: In einer goldenen Ampulle soll sich das Blut des Erzengels Luzifer befinden, den die Hebräer Satan und Adonai und was nicht alles nennen. Eines Tages wird ihm die Ampulle geraubt und er macht sich auf den Weg, sie wiederzubeschaffen. In der Klinik von Lake View wird er offenbar fündig. Das Blut liefert die DNS, mit der Samanthas Eier befruchtet werden. (Der ganze Vorgang ist Augenwischerei und höchst unwissenschaftlich dargestellt.)
Diese Story ist aber nicht im Film zu erfahren, sondern aus den Erläuterungen, die Andy Serkis im Interview gibt. Deshalb sind seine Äußerungen sehr willkommen, auch die über den Regisseur Simon Fellows.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 1:1,85 (16:9)
Tonformate: D und Englisch in DD 2.0 (Dolby Surround) und DD 5.1
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: D
Extras:
- Originaltrailer
- Trailershow
- Bio- und Filmografien
- Diaschau (mit geschnittenen Szenen)
- Interviews mit den Darstellern
- Behind the Scenes
- 2 Stunts (beide geschnitten)
Mein Eindruck: die DVD
Der Film ist dem Angedenken von David Hemmings gewidmet. Dass er 50 Jahre lang in Kino- und Fernsehfilmen mitgewirkt hat, erfährt man aus seiner biografischen Filmografie. Den meisten Zuschauer wird er noch aus "Gladiator" in Erinnerung sein, wo er einen Veranstalter von Arenaspielen darstellte (mit rötlicher Perücke). Er gehörte jener Generation an, die mit Oliver Reed und Richard Harris ausgestorben ist. Beide wirkten ebenfalls an "Gladiator" mit. Reed starb sogar während der Dreharbeiten.
Die Interviews mit den Darstellern sind recht ergiebig. Obwohl nur jeweils etwa 1:30 bis 2:30 Minuten lang, erfährt man doch mehr über die dargestellte Figur. Man ist auch des Lobes voll über den Regisseur. Im "Behind the Scenes"-Teil erfährt man noch mehr Statements: vor allem über die Dreh- und Produktionsbedingungen in Bukarest, Rumänien. Offenbar geht es dort recht professionell zu. "Lake View" wurde komplett in den rumänischen Wäldern auf die Beine gestellt.
Der Beitrag über zwei Stunts ist völlig überflüssig und dient offenbar der PR für die Stuntleute von Rumänien: Beide Szenen sind nicht im Film zu sehen. Weitere geschnittene Szenen gibt es auch in der Diaschau zu "bewundern". Leider sind die Bilder nicht chronologisch angeordnet, sondern völlig durcheinander, was das Ansehen zu einem Rätselspiel geraten lässt. Ansonsten gibt es die übliche Trailerwerbung.
Unterm Strich
Für werdende Mütter hält der Film also sicherlich eine Menge Gruselmomente bereit, und für werdende Väter – und andere Männer – ist Heather Graham sicherlich eine wahre Augenweide. Allein schon durch ihre großen, äh, blauen Augen …
Was dem Film zur Perfektion fehlt, ist eine Detektivgeschichte, in der der Drahtzieher zur Strecke gebracht wird, und eine gesellschaftliche Umgebung, die derjenigen in "Rosemarys Baby" ebenbürtig wäre. So aber ist Samanthas Schwangerschaft ein individuelles und isoliertes Ereignis, das irgendwo in der Pampa stattfindet und uns nicht betrifft. Allerdings nur bis zur letzten Szene, in der Samanthas Engelchen ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten als Bengelchen demonstrieren …
Die Extras der DVDs sind nicht zu verachten, besonders die Interviews und die Bio-Filmografien haben mir gefallen. Sound und Bild sind einwandfrei, selbst wenn DTS nicht geboten wird. Insgesamt kann man sich die Silberscheibe, die erstmals Mitte 2005 veröffentlicht wurde, durchaus für einen gemütlichen Gruselabend antun.
- Redakteur:
- Michael Matzer