Bumblebee Project, The
- Regie:
- Martin Duffy
- Jahr:
- 1999
- Genre:
- Drama
- Land:
- Kanada
- Originaltitel:
- The Bumblebee Flies Anyway
1 Review(s)
08.02.2006 | 07:59Kurz bevor Elijah Wood sich für die Rolle des Frodo in "Herr der Ringe" zur Verfügung stellte, drehte er zusammen mit dem bis dato unbekannten Regisseur noch ein herzergreifendes Drama, das aber damals nicht den Weg in die deutschen Kinos schaffte. Warum, wieso, weshalb? Keine Ahnung, denn eigentlich besitzt die auf dem Roman "Tödliche Experimente" von Robert Cormier basierende Geschichte durchaus das Potential, die Kinosäle in Nullkommanix zu füllen. Weil dem Film aber die echten Superstars fehlen, ist daraus leider nichts geworden. Andererseits: Würde der Streifen heute veröffentlicht werden, wären die Chancen sicherlich ziemlich gut, dass "The Bumblebee Project" zum Kassenschlager avancieren würde, denn mittlerweile haben sich die Hauptdarsteller Rachael Leigh Cook ("11:14"), Janeane Garofalo ("Copland") und natürlich Elijah Wood einen Namen machen können. Nun ja, alles Spekulation, Hauptsache der Film ist nun erhältlich!
Story
Barney Snow leidet weder unter Schmerzen noch unter den Folgen einer psychischen Krankheit. Dennoch lebt der junge Mann derzeit in einer Klinik für todkranke Jugendliche, weiß aber selbst nicht, warum. Doch nicht nur das: Barney kennt auch seine wahre Identität nicht. Er hat sein gesamtes Gedächtnis verloren und soll dieses nun im Rahmen eines Projektes wieder erlangen. Nachdem Snow anfangs noch alle Experimente über sich ergehen lässt, wird er mit zunehmender Dauer immer misstrauischer und versucht schließlich selbständig herauszufinden, aus welchem Grund er sich in dieser Klinik befindet. Seine Situation ist dabei gar nicht mal so einfach, denn Barney muss gleichzeitig auch um die Akzeptanz bei den zu Tode verurteilten Patienten kämpfen.
Mit Hilfe der hübschen Cassie, der Schwester eines an Hautkrebs erkrankten jungen Menschen, findet er schließlich die Wahrheit über seine eigene Person heraus: Barney war damals ebenfalls sterbenskrank und konnte dem Tod nur dadurch entrinnen, dass sein gesamtes Gedächtnis ausgelöscht wurde. Nun, wo er sich dessen bewusst ist, kann die Klinik nicht mehr weiter mit ihm arbeiten - es sei denn, Barney gibt sein Einverständnis zu einer weiteren Versuchsreihe. Snow steht vor einer schweren Entscheidung. Soll er aussteigen und somit möglicherweise die Forschung zur Heilung von krebskranken Menschen zurückwerfen, oder soll er nochmal ganz von vorne beginnen und mit seinem Gedächtnis auch die Erinnerung an die schönen Stunden mit Cassie verlieren?
Meine Meinung:
Regisseur Martin Duffy begibt sich in diesem Streifen an ein sehr brisantes Thema, das definitiv genügend Stoff für weitere Diskussionen übrig lässt. Die grundlegende Fragestellung lautet: Welchen Preis darf man zahlen, um das eigene Leben zu retten? Und damit verbunden: Ist das Leben überhaupt noch lebenswert, wenn man all seine schönen Erinnerungen mit einem Schlag auslöscht? Erst einmal würde wahrscheinlich jeder sagen: "Ja, schließlich ist eine zweite Chance mehr wert als der endgültige Tod!". Dennoch bin ich mir sicher, dass so mancher diesen Entschluss nach Betrachtung dieses Films noch einmal überdenken wird.
Duffy erzählt die Geschichte aus zweierlei Perspektiven. Zunächst einmal ist dort der unschuldige, junge Barney, der seine derzeitige Situation gar nicht erfassen kann. Er ist das Versuchskaninchen, das sich irgendwann in der Rolle nicht mehr wohlfühlt und dem die Augen aufgehen, als er feststellt, dass alle Menschen in seinem direkten Umfeld unheilbar krank sind. Diese Junge sucht nach Antworten auf die Frage, was gerade mit ihm geschieht.
Sein Gegenüber ist ein Jugendlicher, dessen Knochenkrebs sich schon in einem der letzten Stadien befindet, so dass er nur noch auf den Tod wartet. Er hat bereits mit seinem Leben abgeschlossen, weil jegliche Hoffnung erloschen ist, und alles was er sich wünscht, ist ein würdiger Abgang. Ein Mann wie Barney ist ihm daher anfangs zuwider; warum soll er auch auf jemanden hören, der sein ganzes Leben noch vor sich hat und seine Lage gar nicht begreifen kann? Und trotzdem lässt er Barney nach und nach an sich heran und erkennt, dass er ihm beistehen will, und dies nicht aus Mitleid, sondern aus Verständnis.
Um diese Rahmenhandlung herum regt der Film schließlich die primäre Diskussion an, ob es möglich ist, dass der Geist über die Materie siegt. Daher auch der Vergleich mit der Hummel im Titel. Aus Gründen der Schwerkraft dürfte eine Hummel nämlich nicht in der Lage sein, überhaupt zu fliegen, und dennoch kann sie es. Diese Erkenntnis machen sich auch die beiden Ärzte in der Klinik zunutze und wollen am Beispiel von Barney beweisen, dass es möglich ist, den Krebs mental zu besiegen, eben nur mit einem unheimlich hohen Preis. Letztendlich entwickelt sich hier eine Frage der Moral, zu der es viele Ansichten gibt, die der Regisseur in diesem Fall auch alle thematisiert, jedoch nie zu Ende führt. Er lässt die Fragestellung im Raume stehen und konzentriert sich zum Ende hin wieder auf die eigentliche Handlung, deren Abschluss einerseits sehr traurig ist, dann aber auch wieder neue Hoffnung birgt. Genauer darauf einzugehen würde hier zu weit führen, weil es dann auch das Schlussszenario verraten würde.
Festzuhalten ist allerdings, dass es bis dorthin mehrfach sehr bewegende Szenen zu sehen gibt, in denen vor allem Elijah Wood mit seiner stets nachdenklichen Miene eine sehr überzeugende Leistung als Hauptcharakter abliefert.
"The Bumblebee Project" ist zwar nicht sonderlich spannend, dafür aber an Intensität kaum zu übertreffen. Die melancholische Geschichte ist wirklich toll eingefangen, und die gesammelten Eindrücke bleiben weit über den Film hinaus in Erinnerung. Insofern hat der Regisseur auch sein Ziel erreicht und etwas erschaffen, über das man - ob man will oder nicht - nachdenken wird. Daher ist es auch wirklich schade, dass der Film zu seinem Original-Release nicht die verdiente Aufmerksamkeit bekommen hat. Hoffentlich wird dies jetzt mit der Herausgabe der DVD nachgeholt!
In Sachen Extras hält sich die DVD aber vornehm zurück. lediglich den Trailer gibt's als Bonus, mehr bekommt man nicht zu sehen. Leider ist auch die übrige Aufarbeitung nicht ganz so überzeugend. Das Bild ist über weite Strecken recht blass, gibt somit zwar auch die bedrückte Atmosphäre der Handlung wieder, lässt aber bisweilen die zwingend erforderliche Schärfe vermissen. Beim Ton sind hingegen keine Besonderheiten - weder positiv noch negativ - zu beobachten. Die deutsche Spur ist klar verständlich und wird den Ansprüchen gerecht, wobei aber auch erwähnt werden muss, dass auch keine hohen Anforderungen an den Klang gestellt werden. Anzumerken ist aber, dass der Film einen sehr schönen Soundtrack hat.
Bei meinem Fazit fasse ich mich kurz: "The Bumblebee Project" hat mich sehr bewegt. Elijah Wood wird seinem Ruf als aufstrebendes Talent definitiv gerecht und spielt seine Rolle innerhalb dieser außergewöhnlichen, philosophisch angehauchten Geschichte hervorragend. Wer auf anspruchsvolle Dramen steht, ist daher auch mit diesem Film bestens beraten!
- Redakteur:
- Björn Backes