Card Player, The – Tödliche Pokerspiele
- Regie:
- Dario Argento
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Thriller
- Land:
- Italien
- Originaltitel:
- Il Cartaio
1 Review(s)
10.01.2006 | 07:09Spiel mit dem Killer niemals Poker!
Die junge Polizistin Anna Mari und ihre Kollegin von der Kripo werden von einem Serienkiller zu einem gefährlichen Internet-Pokerspiel herausgefordert. Gespielt wird um das Leben junger Frauen, die der Killer in Rom gekidnappt hat und als Geiseln festhält. Verliert die Polizei drei Runden, wird sie per Webcam live Zeuge einer grausamen Hinrichtung: Der Killer schneidet dem Opfer die Kehle durch. Selbst ein Expertenteam ist zunächst nicht in der Lage, den Mörder im Netz aufzuspüren und zu stellen. Allerdings gelingt es Anna und dem Iren John Brennan, ein junges Pokergenie aufzutreiben, das dem Card Player Paroli bietet. Doch dann schlägt der Killer bei der Polizei direkt zu …
Filminfos
O-Titel: Il Cartaio (Italien 2004)
Dt. Vertrieb: Koch Media (12.10.2005)
FSK: ab 16
Länge: ca. 100 Min.
Regisseur: Dario Argento
Drehbuch: Dario Argento, Franco Ferrini
Musik: Claudio Simonetti
Darsteller: Stefania Rocca (Anna Mari), Liam Cunningham (John Brennan), Silvio Muccino, Fiore Argento, Elisabetta Rocchetti, Claudio Santamaria u. a.
Handlung
Die römische Kripo-Inspektorin Anna Mari (Rocca) hat heute Geburtstag und bekommt von ihrem Verehrer und Kollegen Carlo Blumen geschenkt. Leider hat sie nichts für ihn übrig, denn sie bekommt ihr eigenes Leben nicht auf die Reihe. Sie hat schon als Kind ihren Vater verloren. Er sprang vor ihren Augen auf die Schienen, um sich vom Zug überrollen zu lassen. Er hatte wegen seiner Spielsucht hohe Schulden und dachte wohl, das sei ein guter Weg, aus der Sache rauszukommen. An seine Tochter dachte er wohl weniger, als er starb.
Das alles wissen wir noch nicht, als die Inspektorin Mari vom Kartenspieler eine E-Mail mit einem Foto bekommt. Das Foto zeigt die junge britische Touristin Christine Girdler, die von der Mordkommission seit Tagen gesucht wird. Sie überzeugt ihren Vorgesetzten, dass sie endlich eine echte Spur haben. Der Polizeipräsidentin will wissen, was der Kartenspieler damit bezweckt.
Der Kartenspieler will spielen, was sonst? Der Einsatz ist das Leben der Frau – gewinnt die Polizei, darf sie weiterleben, aber wenn nicht, nun ja: Für jede Runde Videopoker, die der Kartenspieler gewinnt, schneidet er seiner Geisel ein Körperteil ab. Gewinnt er drei von fünf Runden, hat er die Partie gewonnen und das Opfer stirbt. Live, denn sein Gesicht wird per Webcam übertragen, während die Partie per Videochat-Verbindung übertragen wird. Anna stellt sich als Sara vor.
Zuerst weigert sich der Polizeipräsident, auf die Bedingungen des Kartenspielers einzugehen und mitzuspielen. Die Zeit läuft ab, das Opfer stirbt vor ihren Augen. Seine Leiche wird aus dem Fluss gefischt. Die Spurensuche ergibt nichts, was die Frustration nicht mindert. Da taucht ein britischer Detective namens John Brennan (Cunningham) auf, der scheinbar einiges drauf hat. Anna will mit ihm zusammenarbeiten, selbst wenn er sich als Arschloch aufführt.
Immerhin ist es der Rechtsmediziner Brennan, der das Samenkorn im Ohr der toten Christine Girdler findet. Es gehört zur Pflanze Passiflora, die flaumige Flocken produziert, aber leider auch in der Gegend sehr verbreitet ist. Auf der Tonspur meint er einen Knall zu hören, kann ihn aber nicht zuordnen.
In der nächsten Runde spielt Carlo, jedoch tut er das so stümperhaft, dass er verliert und das Opfer grausam stirbt. Auch dieser Frau wird die Kehle mit einem Teppichmesser durchgeschnitten. Auch sie findet man im Wasser, und auch sie hat ein Passiflora-Samenkorn im Ohr. Anna Mari und Brennan, den sie, weil er besoffen ist, nach Hause bringt, beginnen ein Verhältnis. Aber als Ire verträgt er schon einiges. Sie schlafen miteinander, doch sie kann sich nicht darauf einlassen – es ist ihre Vergangenheit (siehe oben), die sie daran hindert.
Doch garantiert wird der Serienmörder wieder zuschlagen. Anna und Brennan suchen nach einem Videopokerprofi, doch was sie finden, ist nicht der Täter, sondern das Wunderkind Remo. Er ist gerade mal 19, ein typischer Schulschwänzer. In der ersten Begegnung verliert er noch. Das Opfer reißt sich aus seinen Fesseln hoch, wird aber überwältigt, und Remo muss hilflos zusehen, wie sie stirbt.
Beim vierten Opfer jedoch schafft er es, gegen den Kartenspieler zu bestehen und ihn zu schlagen. Das ist auch ganz gut so, denn diesmal hatte sich der Kartenspieler Lucia Alfieri, die Tochter des Polizeipräsidenten, geschnappt. Es stellt sich heraus, dass der Täter in Rom ist, in einem alten Haus oder Schuppen. Doch die Computerexperten müssen einen Virus abwehren, den er ihnen schickt. Anna bekommt ungebetenen nächtlichen Besuch, den sie verjagen kann. Nun klappt auch die Liebe mit Brennan besser.
Dass ein Typ wie der Kartenspieler diese Niederlage nicht einfach wegstecken kann, ist klar. Eine Blondine lockt Remo, das Wunderkind, in das Gassengewirr des Arbeiterviertels Trastevere in Rom. Sie wurde dafür bezahlt, ihn an einen bestimmten Punkt zu bringen. Remos letztes Spiel hat begonnen. Brennan bekommt einen Tipp. Die Spur führt ebenfalls nach Trastevere, auf den Hügel Gianicolo. Doch für Anna hat der Killer eine besondere Überraschung parat.
Mein Eindruck
Die Verbindung von frivolem Karten-Spiel und grausiger Todesangst ist nicht jedermanns Sache, aber im Film findet diese Szene insgesamt fünfmal statt. Auf diese Weise wird das Geschmacksempfinden des Zuschauers aufs Äußerste angespannt. Darf das Leben eines Menschen, zumal das einer schönen Frau, wirklich vom Zufall der Karten abhängen? Andererseits: Wer Poker beherrscht und wie Anna hinter den Sinn dieses Spiels kommt, der hat wesentlich bessere Chancen, der Geisel das Leben zu retten. Und am Ende natürlich auch sich selbst. Diese Moral von der Geschicht’ ist ebenso einfach wie offensichtlich.
Dario Argento, geboren 1940, hat schon das Drehbuch zu Leones "Spiel mir das Lied vom Tod" geschrieben; er ist ein gekonnter Erzähler, der mit Filmen wie "Suspiria" (1977) eine große Fangemeinde gewinnen konnte. Seit etwa 2001 wandte er sich dem makabren Thriller zu. Und auch "Il cartaio" ist ein lupenreiner Thriller, aufgepeppt mit ein paar Horrorelementen.
In diesem Streifen nutzt er die Drehorte optimal aus, um einen klaustrophobischen Effekt zu erzielen: die verwinkelten, menschenleeren Gassen Trasteveres, ein verlassener und verwilderter Garten – jedes Mal wartet ein Schockeffekt auf den Zuschauer, der sich mit dem Helden, der sich hier befindet, identifiziert.
Doch während die Männer alle verlieren, gewinnt Anna. Zuerst gelingt es ihr, den nächtlichen Eindringling zu entdecken, auszutricksen und schließlich zu verjagen. Doch merkwürdig: Eigentlich müsste sie als gelernte und durchtrainierte Polizistin auch in der Lage sein, ihn mit Judo oder Karate zu überwältigen. Das sieht das Drehbuch allerdings nicht vor, denn der Killer wird noch für den Showdown gebraucht.
Für den Showdown hat sich der Killer ein feines Spielchen ausgedacht: Er kettet die betäubte Anna an eben jene Gleise, auf denen schon ihr Vater starb. Woher er das wohl weiß? Nun, wie Anna nach Opfer Nr. 4 schon vermutete: "Es ist einer von uns." Für diesen Kollegen kommen allerdings einige Kandidaten in Betracht, und so verwundert es nicht, dass sich in den Augen der weiblichen Mordkommissionsmitglieder Angst zeigt. Lediglich Brennan ist über jeden Verdacht erhaben, und das ist sicherlich nicht nur Anna ein Trost.
Die variantenreiche und moderne Musik von Claudio Simonetti spielt eine ebenso große Rolle, um die Emotionen des Zuschauers zu beeinflussen, wie der rasante Schnitt, der keine Langeweile aufkommen lässt. Insgesamt zieht Argento als Altmeister noch einmal alle Register und der Zuschauer, der über einen robusten Magen verfügt, fühlt sich bestimmt gut unterhalten. Wer allerdings ein Thrillerkenner ist, wird schon an drei Fingern abzählen können, wer der Täter ist – und dann ist für ihn die Luft raus.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 16:9, 1:1,85
Tonformate: D in DTS, Dolby Surround und DD 5.1, Englisch in DD 2.0 und 5.1
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: D
Extras:
- Originaltrailer (ca. 2 Min.)
- Bewegtmenü (sehr lustig!)
- Diashow (1:40)
- Bio-/Filmografien
- Intl. Promo (9 Min.)
- Behind the Scenes/ Interviews (ca. 12 Min.)
- Weitere DVDs:
Blessed (Heather Graham in einem Verschnitt von "Rosemary’s Baby")
Wake of Death (Haudrauf-Action mit Jean-Claude van Damme)
- The Process (Martial-Arts-Haudrauf-Action)
Mein Eindruck: die DVD
Das Bonusmaterial enthält nichts Weltbewegendes, sondern im Gegenteil eher Belangloses. Bestandteile der "Internationalen Promo" (9 Min.) finden sich als Szenen vom Dreh auch im Kapitel "Behind the Scenes" wieder. Und seltsamerweise besteht dieses "Behind the Scenes"-Kapitel wiederum zu einem großen Teil (5 von 12 Minuten) aus einer Filmszene mit Stefania Rocca (in Italienisch mit dt. Untertiteln). Das widerspricht der Bedeutung von "Behind the Scenes". Rocca liefert ein paar lobende Statements zum Film und zum Regisseur, doch Argentos Statements sind wesentlich interessanter. Er erläutert nämlich die Entstehungsgeschichte des Films.
Die Filmografien betreffen Stefania Rocca, Dario Argento, Fiore Argento, Claudio Santamaria und den irischen Schauspieler Liam Cunningham, der mehrfach ausgezeichnet wurde. Dies erfährt man anhand seiner Biografie. Auch zu Argento gibt es eine Biografie, zu den restlichen Darstellern nur Filmlisten.
Ton- und Bildqualität sind erste Sahne und auf dem Stand der Technik. Ich habe natürlich DTS-Sound angewählt und so das Optimum erhalten, das meine Anlage hergibt. Durch die deutschen Untertitel ist der Zuschauer im Bilde, wie die Namen gesprochen werden. Und manchmal sind die Untertitel vielsagender bzw. korrekter als die Dialoge selbst, z. B. im Hinblick auf die Computertechnik. (Fachleute, aufgepasst!)
Unterm Strich
Angeblich soll dies einer der schwächeren Argentofilme sein, aber ich kann das nicht kommentieren, da ich die Vergleichsmöglichkeiten nicht habe (bin halt doch kein Filmfreak *g*). Ich fühlte mich jedenfalls für meinen Teil auf beste Weise und höchstem technischem Niveau unterhalten, und die paar Ecken und Kanten der Handlung nahm ich dem Regisseur nicht krumm. Der Schluss ist wahrscheinlich der schwächste Teil der Geschichte und passt nicht so hundertprozentig zum Rest.
Das Bonusmaterial ist nicht gerade berauschend, aber okay. Ton und Bild sind, wie gesagt, optimal, wenn man DTS nutzen kann. Ich kann diese DVD gern empfehlen.
- Redakteur:
- Michael Matzer