Citizen Verdict
- Regie:
- Philippe Martinez
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Drama
- Land:
- USA
1 Review(s)
15.09.2006 | 09:31Inhalt
Der US Staat Kalifornien in naher Zukunft: Die Kriminalitätsrate ist höher denn je und die Fernsehzuschauer schreien nach einer neuen Idee. Medienmogul Marty Rockman, gespielt von Jerry Springer, hat das Konzept, nach dem die Bevölkerung verlangt. Er plant zusammen mit Roy Scheider, bekannt durch seinen Part des Capt. Nathan Bridger in der TV-Serie “SeaQuest“, in seiner Rolle als Bull Tyler, Gouverneur des Staates, eine TV-Show, in der Häftlingen live im Fernsehen der Prozess gemacht wird. Der Clou an dem Format: Der Zuschauer ist Geschworener und kann per Telefonanruf über das Schicksal des Angeklagten entscheiden. Gegen eine geringe Gebühr kommt man dann noch in den “Genuss“, der Hinrichtung über dem Fernseher beiwohnen zu dürfen.
Erster Angeklagter ist Ricky Carr, welcher von den Zuschauern aus drei “Kandidaten“ gewählt wurde und dem die Vergewaltigung und der Mord an der Fernsehprominenten Holly Hamilton zur Last gelegt wird. Anwalt Sam Patterson soll die Verteidigung des vermeintlichen Mörders übernehmen. Was anfangs als klarer Fall erschien, ändert sich doch im Laufe der Ermittlungen. Patterson bekommt Zweifel, ob sich die Tat wirklich wie von den Medien beschrieben zugetragen hat. Wurde das Ganze inszeniert? Ist Ricky Carr wirklich der Mörder oder nur Opfer der Medien?
Kritik
Was sich viel versprechend anhört und auch recht überzeugend beginnt, schlägt leider zur Hälfte in ein negatives Beispiel um. Forsch wird gleich von Beginn an Kritik an den Medien geübt. Ihre Geldgier, ihre Skrupellosigkeit und ihr Hang zur Inszenierung. Die Geschichte hält der heutigen Gesellschaft einen Spiegel vor und zeigt, welche Ausmaße die auch in unseren Breiten stark vertretenen Gerichtsshows schon in naher Zukunft nehmen könnten.
Fast dokumentarisch werden Stellungnahmen der Bevölkerung in den Film integriert, was den Film authentischer wirken lässt und erschreckend nah an wahren Aussagen liegen könnte. Weniger interessiert hier die Geschichte der Angeklagten selbst, mehr wird das Augenmerk auf das, was hinter den Kulissen der Medienwelt vor sich geht, gelenkt. Macht und Zusammenspiele mit der Politik zeigen drastisch den Einfluss der Medien auf unser Leben. Die Kritik an dem ganzen Vorgehen steht klar im Vordergrund, nur leider hält der Film diesen doch harten Kurs nicht durch. Schnell schlägt das Ganze in eine fast patriotistische Schlierenkomödie um. Am Ende siegt natürlich das amerikanische Rechtssystem, die bösen Medienmacher werden der Polizei überführt und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, weht am Ende die amerikanische Flagge zum Sonnenuntergang. Der einst so verachtete Gouverneur, welcher selbst seine Finger im Spiel hatte, kann einfach seine Weste reinwaschen und wird zum Helden umettiketiert. Was anfangs verachtet wurde, scheint nun doch gar nicht so schlimm...
DVD
Der Silberling von e-m-s bietet neben dem Hauptfilm im Breitbildformat mit deutscher und englischer Dolby Digital 5.1 Tonspur ein Making of und einige Trailer. Die Bildqualität variiert etwas, gerade in den “Dokumentarszenen“. Der Ton ist im allgemeinen Centerlasting und weist nur einige kleinere Surroundeffekte auf. Allgemein jedoch eine doch solide Ausstattung.
Fazit
Die harte Kritik an den Medien im ersten Teil des Films rüttelt den Zuschauer wach und kann sowohl inhaltlich als auch darstellerisch überzeugen. Die zweite Hälfte kann hier jedoch nicht mithalten und so driftet das Ganze zu weit vom Ziel ab. Im Allgemeinen lohnt sich das Anschauen des Films auf jeden Fall, nach der ersten Hälfte kann man jedoch getrost abschalten.
- Redakteur:
- Tim Büning