Cletis Tout: Tot oder lebendig
- Regie:
- Chris Ver Wiel
- Jahr:
- 2001
- Genre:
- Thriller
- Land:
- Kanada/USA
- Originaltitel:
- Who Is Cletis Tout?
1 Review(s)
18.02.2006 | 11:15Christian Slater, Richard Dreyfuss, Portia de Rossi, Tim Allen - eine All-Star-Besetzung, die im Normalfall ein Garant für einen erfolgreichen Kinofilm ist. Doch aus irgendeinem Grund ist der 2001 produzierte Film wie so viele andere vergleichbar besetzte Streifen nie in die Lichtspielhäuser, sondern stattdessen direkt auf DVD gelangt. In Zeiten, in denen jeder halbgare Billig-Action-Film eine Fortsetzung bekommt und alte Schinken zum x-ten Mal neu aufgelegt werden, ist dies eigentlich eine Frechheit, die aber auch das typische Verhalten der deutschen Kinobesucher wiederspiegelt. Kein Risiko eingehen, sondern auf Bewährtes setzen - mit dieser Devise gelingt es den großen Firmen immer noch, die Säle zu füllen. Und es liegt nur an uns, diesem Denken ein Ende zu machen. Aber gut, ich weiche ab...
Story:
Trevor Finch hat ein gewaltiges Problem: Er sitzt gefesselt auf einem Stuhl, wird vom Serienkiller Critical Jim mit einer Waffe bedroht und kann sein Gegenüber anfangs nicht davon überzeugen, dass er nicht derjenige ist, für den der Mafiosi ihn hält. Doch Critical Jim gibt ihm eine Chance und lässt ihn seine Geschichte erzählen, die Trevor selbst als Kriminellen entlarvt.
Gemeinsam mit seinem Kumpanen Micah ist Finch damals aus dem Gefängnis ausgebrochen, und beide werden seitdem von der Polizei gejagt. Zur besseren Tarnung besorgt ihnen ein Pathologe eine neue Identität, die Finch jedoch zum Verhängnis werden soll. Aus Trevor Finch ist nämlich Cletis Tout geworden, ein von der Mafia gesuchter Fotograf, der damals einen Mord mit seiner Kamera gefilmt hat. Eigentlich ist der Clan der Profikiller davon ausgegangen, dass Cletis Tout längst ermordet wurde, doch durch sein erneutes Auftauchen in Form von Trevor Finch versuchen die Mafiosi nun erneut, die von ihm ausgehende Bedrohung auszulöschen. Einer der Profikiller ist Critical Jim, und nun steht er kurz davor, den Auftrag zu vollenden...
Meine Meinung:
Zunächst einmal muss man wirklich schmunzeln. Tim Allen in der Rolle des Profikillers? Kann das funktionieren? Ja, tatsächlich, der ansonsten als Hobby-Heimwerker bekannte Serienstar macht sich in dieser sehr ernsten Rolle wirklich gut und lässt von seiner bewährten lockeren Mimik für diesen Film kaum noch etwas über. Statt wie bei "Tool Time" mit leichtem Handwerkszeug zu wurschteln, fuchtelt er nun mit seiner Knarre herum und wirkt entgegen aller Vorurteile in seinem 'neuen Job' sehr glaubwürdig. Christian Slater steht dem in nichts nach und glänzt in seiner Rolle als Unglücksrabe mit einer tollen Ausstrahlung. Eigentlich nimmt er die Rolle ein, die - so dachte ich vorher - Allen viel besser stehen würde, doch genau so, wie es Regisseur Chris Ver Wiel letztendlich gedreht hat, passt es auch.
Der Aufbau des Films ist indes sehr interessant. Christian Slater alias Cletis Tout alias Trevor Finch erzählt in Rückblicken seine Geschichte als geschickter Gannove, der kurz vor der Bergung seines gestohlenen Schatzes eingebuchtet wird. Gemeinsam mit seinem Kollegen, dem Juwelendieb Micah, bricht er nach einiger Zeit wieder aus dem Knast aus, um mit der fetten Beute ein neues Leben zu beginnen. Durch ihre neue Identität wiegen sich die beiden zunehmend in Sicherheit, müssen jedoch bald feststellen, dass die Flucht nur ein kleiner Schritt zum endgültigen Reichtum ist. Einerseits werden sie plötzlich von verschiedenen Parteien gejagt, andererseits befindet sich an der Stelle, an der der Schatz vorher aufbewahrt wurde, mittlerweile ein Gefängnis. Finch muss sich also erneut einbuchten lassen - zum Schutz vor der Mafia, aber auch zur Verwirklichung seines Traums. Und so dreht sich die Geschichte quasi im Kreis.
Regisseur Chris Van Wiel füllt seine Story mit einer gesalzenen Prise pechschwarzen Humors, der die Lachmuskeln auch ständig auf Trab hält. Dabei ist "Cletis Tout: Tot oder lebendig" keine auf lustig getrimmte Komödie, sondern schon eher ein Thriller, dessen unkonventionelle Verstrickungen ganz alleine für die nötige Auflockerung sorgen. Hierzu tragen ebenfalls die Dialoge bei - und zwar gerade dann, wenn der manchmal hilflos erscheinende Trevor Finch beteiligt ist oder aber wenn die beiden tolpatschigen Kollegen des Profikillers ins Geschehen eingreifen.Insofern wird der Streifen auch allen im Voraus gestellten Erwartungen gerecht. Die All-Star-Besetzung hält, was sie verspricht, die Handlung ist wirklich exzellent aufgebaut und die Schauspieler setzen in ihren Rollen echte Glanzpunkte.
Und damit wären wir wieder bei der eingangs angesprochenen Verständnislosigkeit angesichts des cineastischen Fernbleibens von "Cletis Tout: Tot oder lebendig". Verglichen mit dem Gros der hierzulande anlaufenden Action-Komödien hat dieser Streifen nämlich deutlich die Nase vorn und wirkt in seiner Gesamtheit auch weitaus natürlich. Der Regisseur verzichtet auf jeglichen Kitsch und hat zudem ganz klar die besseren Schauspieler an seiner Seite. Warum es trotzdem nicht geklappt hat, ist mir also ein Rätsel. Daher kann ich nur empfehlen, jetzt die Gelegenheit wahrzunehmen und sich zumindest die DVD anzuschauen. In seinem Genre ist diese Produktion nämlich ganz klar führend!
"Cletis Tout" verfügt über ein recht düsteres Bild, das aber in den entscheidenden Momenten mit einer enormen Schärfe und ausgewogenen Kontrasten überzeugt. Lediglich einige kleine Verschmutzungen durch dezentes Blitzen stechen negativ hervor. Da sie aber wirklich kaum auftreten und dann auch noch kaum wahrnehmbar sind, fällt dies nicht sonderlich ins Gewicht. Der Ton hingegen ist eher unauffällig. Sieht man mal von den Passagen, die von Musik unterlegt sind, ab, passiert nicht sonderlich viel. Der Dolby Digital-Sound wird nur bei den Schießereien gefordert und kann an diesen Stellen auch überzeugen, ansonsten lohnt es sich indes kaum, die Surround-Anlage anzuwerfen.
An Extras hat man aber leider wieder gespart: Bio- und Filmografien der Hauptdarsteller sowie der Original-Trailer sind Standards, die man erwarten darf, doch alles was darüber hinaus geht, ist hier nicht enthalten.
Fazit:
"Cletis Tout: Tot oder lebendig" ist eine richtig starke Action-Komödie mit fabelhaften Hauptdarstellern, einem herrlich schwarzen Humor und einer toll aufgebauten Geschichte. Oder mit anderen Worten: Ein potentieller Kassenschlager, bei dem lediglich versäumt wurde, ihn auch in die Kinos zu bringen!
- Redakteur:
- Björn Backes