Clever - Das Spiel zur Show, die Wissen schafft
- Regie:
- BrainGame
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Deutschland
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01.04.2006 | 15:06Schon seit einiger Zeit begeistern Comedy-Star Wigald Boning und seine Assistentin Barbara Eligmann in der Sat.1-Show “Clever“ das Fernsehpublikum mit ihren außergewöhnlichen Experimenten. Jeweils zwei Prominente stellen sich den obskursten Fragen, die Professor Boning dann jedes Mal wieder mit einigen abgedrehten Experimenten beantwortet. Wegen der eigenwilligen Mischung aus Quiz, Dokumentation und Comedy ist “Clever – Die Show, die Wissen schafft“ auch von Anfang an ein echter Quotengarant, der natürlich in erster Linie vom gewandten Wortwitz des nicht nur äußerlich etwas anderen Entertainers lebt. Doch auch der könnte ohne die vielen selbstverständlich erscheinenden, dann aber doch nicht so logischen Fragestellungen und Aufdeckungsversuche nicht das sein, was er in “Clever“ verkörpert. Keine Frage also, diese Show ist wirklich stark und auf dem mittlerweile vollkommen ausgetretenen Comedy-Markt von Sat.1 einer der wenigen verbliebenen Lichtblicke.
Schaut man sich im Fernsehen eine Quiz-Sendung an, versucht man natürlich auch immer fleißig mit zu raten. Und gerade beim Betrachten von “Clever“ passiert es dabei manchmal, dass sich so mancher selbst ernannte Wissenschaftsexperte profilieren will, während derjenige, der statt Großkotzigkeit lediglich den gesunden Menschenverstand einsetzt, meist die richtigen Lösungen zu den einzelnen Problematiken parat hat. Aber in gewisser Hinsicht hat das bloße Mitraten irgendwann auch seinen Reiz verloren, schließlich ist man nicht mitten drin im Geschehen. Um hier völlig neue Möglichkeiten zu schaffen, hat die Firma BrainGame nun ein DVD-Spiel zur Sendung auf den Markt gebracht, bei dem man vor dem heimischen Fernsehgerät im Verbund von bis zu vier Leuten gegeneinander antreten kann. Auf zwei Silberlingen wurden insgesamt Ausschnitte für acht Wettkämpfe zusammengetragen, bei denen es einige verzwickte Fälle zu lösen gilt. Insgesamt bringt es das Spiel damit auf 40 wissenschaftliche Experimente (jeweils fünf pro Sendung), die es mit Hilfe des “Clever“-Teams zu durchschauen gilt.
Als regelmäßiger Zuschauer dieser Show hat es mich natürlich gefreut, dass von nun an die Möglichkeit besteht, den “Clever“-Ratespaß in interaktiver Fassung auch selber im heimischen Wohnzimmer zu erleben. Mir gefällt die Idee, die dem Programm zugrunde liegt, und ebenso die Umsetzung, bei der es eigentlich auch immer etwas zu lachen gibt. “RTL Samstag Nacht“-Ikone Boning ist immer wieder Garant für einige Schmunzler und nicht zu Unrecht einer der beliebtesten deutschen Comedians. Leider aber ist man gerade als ständiger Gast im Sat.1-Abendprogramm beim Kauf dieser DVD im Nachteil, denn wer sich in letzter Zeit intensiver mit “Clever“ auseinandergesetzt hat, wird die meisten angesprochenen Themen bereits kennen und ohne langes Überlegen die richtige Antwort geben können. Ob tatsächlich gewusst oder nur aufgeschnappt und behalten, spielt in diesem Falle keine Rolle mehr, doch genau das dämpft den Spielspaß dann um ein ganzes Stück.
Beim ersten Herantasten an dieses Spiel haben wir zu viert gespielt, darunter drei Stammzuschauer, die allesamt keine Probleme hatten und jede der fünf Fragen einfach beantworten konnte. Doof eigentlich: Die Leute, die gezielt mit diesem Spiel angesprochen werden, haben im Endeffekt die wenigste Freude am “Spiel zur Show, die Wissen schafft“.
Was mir ebenfalls ziemlich bitter aufgestoßen ist, ist das viel zu lieblos gestaltete Menü. Nachdem Boning den jeweiligen Fall vorgestellt hat und Frau Eligmann sich ebenfalls dazu hat äußern können, folgt statt einer präzise erklärten Fragestellung seitens der Moderatoren ein tonloser Text mit drei Antwortmöglichkeiten, von denen man per Knopfdruck auf der Fernbedienung eine wählen muss. Störend ist hierbei vor allem, dass der letzte Spieler sich erst die Vorschläge der anderen anschauen und diese bei seiner eigenen Entscheidungstreffung berücksichtigen kann. Spielt man zu viert und die ersten Leute sind sich ihrer Sache ziemlich sicher, braucht der letzte Mann (oder die letzte Frau) gar nicht wirklich zu überlegen, sondern schaut sich seine Lösung einfach bei seinen Vormännern (oder –frauen) ab. Vielleicht hätte man es irgendwie lösen können, dass nicht sofort ersichtlich ist, welche Taste die anderen Spieler gedrückt hat, das würde die Sache weitaus spannender machen.
Das Fazit ist für mich damit auch schon ziemlich eindeutig: Das DVD-Spiel kann nämlich in keinster Weise mit der gleichnamigen TV-Show mithalten, weil hier erstens die Ausschnitte ziemlich ruckartig zusammen geschnitten sind, zweitens der Aufbau nicht überzeugen kann und drittens für die vorwiegend angesprochene Zielgruppe schnell Langeweile entsteht, weil dem echten Fan nichts Neues geboten wird. Boning und Eligmann bei der Arbeit zuzusehen, macht natürlich weiterhin Spaß, aber hierzu lohnt sich die Anschaffung dieses Spiels nicht wirklich. Schade, die Vorfreude auf diesen doppelten Silberling war groß und die Ernüchterung dementsprechend hart. Wer trotzdem in die Serie verliebt ist, sollte sich vielleicht eher das “Clever“-Buch zulegen, in dem die meisten Experimente mit ausführlichem Hintergrundwissen erklärt werden. Das Fazit zur DVD hingegen muss lauten: Feine Idee, mäßige Umsetzung!
- Redakteur:
- Björn Backes