Darkness Beyond
- Regie:
- Ivan Zuccon
- Jahr:
- 2000
- Genre:
- Horror
- Land:
- Italien
- Originaltitel:
- L’Alrtrove
1 Review(s)
17.09.2006 | 10:07H.P. Lovecraft diente schon so manchem Filmemacher als Inspirationsquelle. In den letzten zwanzig Jahren nahmen sich vor allem Brian Yuzna und Stuart Gordon der diversen Kurzgeschichten und Erzählungen an. Sie schufen eine Vielzahl unterhaltsamer und origineller Horrorfilme, von denen "Re-Animator" als der wohl wichtigste Beitrag genannt werden muss.
Doch nicht nur die Filmindustrie fand Gefallen an den Albtraumwelten des egozentrischen Schriftstellers aus Rhode Island. Obwohl Lovecrafts Geschichten immer noch als "Pulp-Literature" verschrieen sind und von der Literaturwissenschaft kaum wahrgenommen werden, findet sich ihr Einfluss in beinahe allen gegenwärtigen Kunstformen. Es entstand ein Kult um das Werk des 1937 verstorbenen Amerikaners, der solch kuriose Züge annahm, dass ernsthafte Überlegungen angestellt wurden, ob in den Fiktionen nicht ein Körnchen Wahrheit stecken könnte. Insbesondere das Necronomicon – jenes mächtige Buch, mit dessen Hilfe die alten Dämonen beschworen werden – bot und bietet viel Raum für Spekulationen. Bibliotheken in aller Welt machen sich bis heute den Spaß, eine Kopie des Necronomicons in ihrem Bestand aufzuführen. Einen Blick in das Buch zu werfen, gestaltet sich allerdings schwierig, da das jeweilige Exemplar entweder immer verliehen oder unter mysteriösen Umständen abhanden gekommen ist.
Auch bei "Darkness Beyond" spannt sich die gesamte Handlung um jenen mysteriösen Folianten, der der Legende nach mit Menschenblut geschrieben wurde. Elena, eine Okkultistin, studiert das Necronomicon. Während einer Beschwörung gerät sie in Panik und flüchtet in eine Industrieruine. Dort trifft sie auf den Soldaten Randolph Carter, der den Zugang zu einem dunklen Schacht bewacht. Als Elena ebenfalls in den Gang tritt, folgt er ihr und findet sich in einer Welt des Schmerzes und der Qualen wieder. Mitsamt seiner verschollen geglaubten Kameraden gerät Carter zwischen die Fronten teuflischer Mächte, die allesamt nur eins wollen: das Necronomicon.
"Darkness Beyond" ist Ivan Zuccons erste von bisher drei Lovecraft-Verfilmungen. Dass er die literarischen Vorlagen nach eigenem Ermessen interpretiert und neu zusammensetzt, kann in gewisser Hinsicht noch als mutig bezeichnet werden. Dass er es nicht schafft, eine kohärente Geschichte zu erzählen und die typisch bizarre Atmosphäre der Prosa einzufangen, zeugt dagegen von technischem und kreativem Unvermögen. Großzügig setzt Zuccon Farbfilter und Kunstnebel ein, möchte suggerieren, wo die Wirklichkeit endet und der Albtraum beginnt. Anstatt allerdings den gewünschten Verfremdungseffekt zu erzielen, macht er nur allzu deutlich, dass es ihm nicht nur an Geld, sondern auch an innovativen Ideen mangelt. In seinem Horrorpatchwork passt einfach nichts zusammen, woran das unterirdische Drehbuch jedoch die Hauptschuld trägt.
Dafür, dass "Darkness Beyond" auf Videomaterial gedreht wurde, ist die Bildqualität (1:1,33) recht ordentlich ausgefallen. Auch der Ton (Italienisch 2.0 und Deutsch 2.0 / 5.1) weiß zu überzeugen. Das Bonusmaterial besteht aus diversen Trailern und einem alternativen Ende. Besondere Erwähnung verdient die rund 30 minütige Kurzfassung von "Darkness Beyond", der das Kunststück gelingt, noch eine Spur wirrer und unlogischer zu sein als die gerade mal 71 minütige Langfassung. Trotz dieses gut gemeinten Gimmicks ist die DVD aber niemandem zu empfehlen – weder Freunden des Horrorgenres noch der eigenwilligen Literatur Lovecrafts.
- Redakteur:
- Marco Pütz