Day of the Dead
- Regie:
- Miner, Steve
- Jahr:
- 2007
- Genre:
- Horror
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Steve Miner's Day of the Dead
1 Review(s)
04.06.2008 | 05:59Das geschieht:
Eine Kleinstadt im US-Staat Colorado wird von einer Grippe-Epidemie heimgesucht. So scheint es jedenfalls, bis die Nationalgarde erscheint und den Ort absperrt. Was angeblich eine militärische Übung sein soll, ist tatsächlich der Versuch einer Quarantäne, die Captain Rhodes notfalls mit Gewalt aufrecht zu erhalten gedenkt.
Seine Untergebene Sarah Bowman denkt da anders, denn sie stammt aus besagtem Ort, in dem noch ihre Mutter und Bruder Trevor leben. Erstere ist ebenfalls krank und wird von der besorgten Tochter ins Krankenhaus gebracht, das von hustenden und naseblutenden Patienten förmlich überlaufen wird.
Kurz darauf geschieht das Unfassbare: Die Kranken erstarren, dann verwesen ihre Gesichter in Sekundenschnelle, und schließlich fallen sie über ihre entsetzten Mitbürger her, um sie zu töten und zu fressen - sie haben sich in Zombies verwandelt!
Die Nationalgarde wird von den Ereignissen völlig überrumpelt. Mit zwei Kameraden und dem Feigling Dr. Logan findet sich Sarah waffenlos in einer Kammer des Krankenhauses wieder, während Trevor und Freundin Nina es in den Sender des Privatradio-Betreibers Paul schaffen. Verzweifelt versuchen die beiden Gruppen die Flucht, aber die Zombies sind überall, und sie sind nicht nur schnell, sondern leider auch schlau ...
Eine misslungene aber unterhaltsame Synthese
Damit 'outen' sie sich als Untote des 21. Jahrhunderts, die nicht mehr hungrig aber hirnlos und eher lahm durch die Gegend schlurfen, wie es ihnen Zombie-Meister George A. Romero in "Night of the Living Dead" 1968 auferlegte, sondern sehr agil und doppelt gefährlich, weil unermüdlich laufend und springend, ihren Opfern hinterherjagen - eine Weiterentwicklung, die sie unter Zak Snyder in dem gefeierten "Dawn of the Dead"-Remake von 2004 nahmen, mit dem das Subgenre Zombie-Film seine Wiederbelebung erfuhr.
Auch "Day of the Dead" ist das Remake einer Romero-Vorlage. 1985 drehte dieser den dritten Teil seiner "Zombie"-Serie, die in einer von den Untoten eroberten Welt bzw. in einem Militär-Bunker spielte, in dem sich einige Überlebende verschanzt hatten. Dort übten sie sich keineswegs in Zusammenarbeit, sondern zerfleischten einander in sinnlosen Machtspielchen perfekter als die Zombies dies vermochten: ein bitterer, zivilisationskritischer Kommentar Romeros, der seine Horrorfilme gern mit politischen und gesellschaftsrelevanten Kommentaren versah.
Jeffrey Reddick übernahm für die zweite Hälfte des Remakes die Bunker-Kulisse sowie Romeros Theorie, dass manche Zombies einen Teil ihrer Intelligenz bewahren können. Das lässt sie natürlich richtig gefährlich werden, denn nun können sie ihre Raubzüge planen. Im originalen "Day of the Dead" thematisierte Romero dies mit der Figur des Zombies "Bub", einer anrührenden Gestalt zwischen Tod und Leben, die sich in Miners Version in den Soldaten Bud verwandelt, der sich in die hübsche Sarah verliebt hat und nicht der Menschfleischeslust frönen mag, weil er zu Lebzeiten Vegetarier war ...
Diese 'Begründung' belegt eindrucksvoll das Niveau, auf dem sich dieses Remake bewegt. Leider wurde "Day ..." als 'Fortsetzung' von Snyders "Dawn of the Dead" vermarktet, obwohl dies nach Aussage von Drehbuchautor Reddick nie vorgesehen war. Ohne diesen Ballast hätte Miner womöglich weniger Prügel bezogen. Mit ihm hatte man einen Veteranen des B-Movies angeheuert, der einen gewissen Genre-Ruhm aufgrund der Tatsache genießt, dass er die beiden ersten Teile der Endlos-Serie "Freitag, der 13." oder Pseudo-Klassiker wie "House" (1986) inszenierte. Miner ist ein guter Handwerker, der es versteht, einen Film nicht nur fristgerecht abzudrehen, sondern ihn trotz geringen Budgets passabel aussehen zu lassen.
Horror-Handwerk der soliden Schule
Dagegen ist Miner ganz sicher kein Romero und nicht einmal ein Snyder. Für ein gesellschaftskritisches Werk hat man ihn nicht engagiert. "Day ..." ist pures Entertainment, das sich aus dem Vorrat einschlägiger Klischees bedient und diese nicht ungeschickt variiert. Als letztlich doch eine geheime Schweinerei der Regierung als Ursache der Zombie-Seuche aufgedeckt wird, wirkt das vordergründig und völlig unnötig der Handlung aufgepfropft. "Day ..." funktioniert, solange das Geschehen eindimensional bleibt. Dies ist keine Häme, sondern nüchterne Feststellung.
In diesem Rahmen muss sich Miner für "Day ..." nichts vorwerfen lassen. Der Film entstand im kostengünstigen Bulgarien, was sich aber an keiner Stelle feststellen lässt. Die Inszenierung ist professionell, das Bild klar, und wie man Licht und Schatten dramaturgisch nutzt, ist Miner ebenfalls kein Geheimnis. Die Action-Szenen sind gut choreografiert und verdienen ihren Namen.
Die Zombies sind richtig hässlich und ohne Zurückhaltung, wenn es gilt, scheußliches Benehmen an den Tag zu legen; hier profitiert "Day ..." von der Tatsache, ein Film zu sein, der zwar fürs Kino entstand, aber dann auf den Videomarkt verbannt wurde. Die Zensur hielt sich deshalb zurück, was erfreulicherweise sogar auf die deutsche Fassung zutrifft: Selten sieht man in diesen Tagen einen Horrorfilm, in dem die Köpfe in Serie zerschossen, vom Hals getrennt, zerschmettert oder sonstwie in blutige Fetzen gerissen werden. (Was wohl auch daran liegt, dass sie nicht sehr widerstandsfähig sind und schon bei geringem Gewalteinsatz in Stücke gehen.) Das überzeugt, solange gute, alte Masken- und Modellarbeit geleistet wird, während die CGI-Effekte unter dem Budgetdruck leiden, d. h. oft als solche erkannt werden; vor allem wenn's brennt, wirkt die 'Nachbearbeitung' ärgerlich dilettantisch.
Wenn das Gehirn wieder tätig wird ...
Im Wirbel der umher fliegenden Zombie-Schädel gehen diverse Dümmlichkeiten zunächst unter; erst nachträgliches Überdenken mancher Szene sorgt für Grinsen über Drehbuch-Einfälle, die auf Ratlosigkeit ("Hätte ich im Physik-Unterricht nur besser aufgepasst!"), Unvermögen ("Ein anderer Ausweg aus dieser Szene ist mir verdammt nicht eingefallen!") oder Gleichgültigkeit ("Wird schon keiner merken!") schließen lassen:
Nr. 1 und 2 dominieren ein wenig zu deutlich, sobald die Handlung unter die Erde geht. In dem alten Raketensilos müssen giftige Dämpfe den Verstand der Darsteller vernebeln, denn nur so lässt sich die akute Albernheit ihrer Verteidigungs- und Flucht-'Pläne' erklären.
Ganz oben auf die Liste der Absonderlichkeiten gehört der Einfall, Tanks mit Raketentreibstoff - sie stehen unbewacht dort herum - in einen improvisierten Flammenwerfer zu verwandeln. Das Teufelszeug wird in Gasflaschen aufbewahrt, deren Kopfverschlüsse sich mühelos mit einer Rohrzange abschlagen lassen. Dann wird gezündet, eine sonnenheiße Flamme bahnt sich den Weg durch die unterirdischen Gänge und röstet alle dort herumtollenden Zombies. Direkt hinter dem Flammenwerfer bleiben unsere Helden von aller Hitze unbetroffen, und auch einen Rückstoß gibt es in dieser perfekten Filmwelt nicht.
Nr. 3 kommt sehr schön in dem Drama um den verlorenen Zündschlüssel des Humvees zum Tragen, das ein ungemein bildkräftiges Gemetzel zur Folge hat. Darüber vergisst man die eigentlich logische Frage, ob genau dies nicht in einer realen Kampfsituation ohne Zombies geschehen könnte. Wäre möglich, weshalb sich Humvees per Knopfdruck und ohne Schlüssel starten lassen ...
Unbeantwortet bleibt leider auch die Frage, wieso von den vielen Leichen der den Zombies zum Opfer gefallenen Bürger ausgerechnet die - und nur die - von Captain Rhodes wieder aufersteht (zumindest von den Knien aufwärts). Natürlich kenne ich die Antwort: Hier setzen Autor und Regisseur schamlos auf den hübsch-hässlichen Überraschungseffekt, den angeknabberten Rhodes plötzlich aufspringen zu lassen. Ving Rhames lässt sich denn auch nicht lumpen und gibt einen richtig fiesen Muskel-Zombie.
Ach ja: Wieso heißt dieser Film "Day of the Dead", wenn der Großteil der Handlung in tiefer Nacht spielt ...?
Kärrnerarbeit für Schauspieler
In Filmen wie "Day ..." sieht sich ein Schauspieler nicht, wenn er oder sie über eine Karriere nachdenkt. Manchmal läuft es halt nicht so, wie es sollte, und dann ist man froh, angezogen in einem soliden Horrorstreifen mimen zu dürfen. Mena Suvari wurde 1999 für "American Beauty" mit mehreren Filmpreisen ausgezeichnet; da war sie gerade 20 Jahre alt. Obwohl sie seither gut beschäftigt ist, ging es auf diesem Niveau nicht weiter. In "Day ..." wirkt sie als taffe aber verletzliche Soldatenfrau eher schmächtig, aber sie spielt ihre Rolle überzeugend, was man im Horrorfilm nicht als Selbstverständlichkeit voraussetzen darf.
Das zeigt uns Michael Welch als Bruder Trevor, der mit seinen 21 Jahren schon in mehr als 50 Filmen und TV-Shows mitgespielt hat und trotzdem nur den hohlköpfigen Teen mit Hormonstau geben darf. Wie sich eine Schönheit wie AnnaLynne McCord in diesen Tropf verguckt, bleibt das Geheimnis des Drehbuchautors. McCord darf als Nina ihre Unterwäsche anbehalten und sogar spektakulär einen Zombie erledigen. Überhaupt bleiben sämtliche weiblichen Darsteller bekleidet, was ein gewisses Qualitätsmerkmal darstellt: Selbstbewusst verlassen sich Regisseur und Autor auf die Handlung und die Spezialeffekte. Nur auf einen Schlussgag als Fortsetzungsansatz, den nur der dümmste Zuschauer nicht erwartet, mochte man leider nicht verzichten.
Ving Rhames genießt im Genrefilm inzwischen einen sachten Prominentenstatus. Man erkennt und schätzt ihn, denn wenn er auftaucht, geht es zur Sache. Auch in "Day ..." gibt Rhames einmal mehr den Eisenfresser, den er im Schlaf spielt und den man ihm gern abnimmt. Sein Auftritt bleibt kurz, sodass man seinen Namen aufs Filmplakat hieven kann, aber ihm nicht allzu viel bezahlen muss, doch man gönnt ihm wie gesagt einen Abgang, der in Erinnerung bleibt!
Daten
Originaltitel: Steve Miner's Day of the Dead (USA 2008)
Regie: Steve Miner
Drehbuch: Jeffrey Reddick (nach einer Vorlage von George A. Romero)
Kamera: Patrick Cady
Schnitt: Nathan Easterling
Musik: Tyler Bates
Darsteller: Mena Suvari (Sarah Bowman), Nick Cannon (Salazar), Michael Welch (Trevor Bowman), AnnaLynne McCord (Nina), Stark Sands (Bud Crain), Matt Rippy (Dr. Logan), Pat Kilbane (Dr. Engel), Taylor Hoover (Mädchen), Christa Campbell (Mrs. Leitner), Robert Rais (Mr. Leitner), Michael McCoy (Mr. Noble), Laura Giosh (Mrs. Nobel), Ian McNeice (D. J. Paul), Ving Rhames (Captain Rhodes), Vanessa Johansson (Empfangsdame), Mark Coolidge Johnson (Sheriff Carver), David Pineda (Hilfssheriff) uva.
Vertrieb: e-m-s (www.e-m-s.de)
Erscheinungsdatum: 12.05.2008 (Verleih-DVD)
EAN: 4020974164368
Bildformat: 16 : 9 (1,85 : 1 anamorph)
Audio: Dolby DTS 5.1 (Deutsch), Dolby Digital 5.1 (Deutsch, Englisch)
Untertitel: Deutsch
DVD-Typ: 1 x DVD-9 (Regionalcode: 2)
Länge: 82 min
FSK: keine Jugendfreigabe
DVD-Features
Neben den obligatorischen Kinotrailern (englisch und deutsch) gibt es ein "Behind the Scenes", das sich als zusammenhanglose Sammlung von Einblicken in die Filmarbeit entpuppt. Solche Hintergrundinfos können interessant sein, wenn sie geordnet und kommentiert werden. Hier sieht man einfach Menschen, die ihrem Job nachgehen.
Die Interviews mit diversen Schauspielern und Regisseur Miner sind wenig erhellend. Man lobt einander, rührt die Werbetrommel für das Produkt - den Film - und beschränkt sich ansonsten auf Gemeinplätze, die den Werbeeffekt nicht beeinträchtigen.
- Redakteur:
- Michael Drewniok