Dracula in Pakistan
- Regie:
- Khwaja Sarfraz
- Jahr:
- 1967
- Genre:
- Horror
- Land:
- Pakistan
- Originaltitel:
- Zinda Laash
1 Review(s)
21.08.2008 | 17:50Daten:
Alternativtitel: Zinda Laash - The Living Corpse
Regie: Khwaja Sarfraz
Buch: Naseem Rizwani (Dialoge), Khwaja Sarfraz (Drehbuch)
Darsteller:
Ala-Ud-In als Parvez
Asad Bukhari als Dr. Aqil Harker
Cham Cham, Latif Charlie
Deeba als Shabnam
Habib als Aqil's Bruder
Nasreen als Vampirbraut
Rehan als Professor Tabani / Dracula
Yasmine als Shirin
In weiteren Rollen: Munwar Zarif, Sheela, Baby Najmi
Musik: Tassadaque Hussain
Kamera: Nabi Ahmed, Raza Mir
Die Handlung:
Die Handlung orientiert sich sehr nahe an der Originalgeschichte Bram Stokers, einige Details wurde aber für das pakistanische Publikum angepasst, weil dort die Figur "Dracula" bei erscheinen des Films noch größtenteils unbekannt war. Zudem weist das Publikum in diesen Regionen traditionell andere Sehgewohnheiten auf, was sich ebenfalls auf die Handlung auswirkte.
Professor Tabani (Rehan) sucht schon seit langer Zeit nach einem Mittel, welches ihm das ewige Leben bringen soll. Jetzt hat er scheinbar Erfolg - seine neueste "Mixtur" hat es wahrlich in sich - er verspürt förmlich, wie eine neue Kraft seinen Körper durchfließt. Doch auch eine unerwünschte Nebenwirkung stellt sich sehr schnell ein: Der Professor verspürt einen unglaublichen Blutdurst.
Gerade zu dieser ungünstigen Zeit kommt ein Fremder in dieser verlassenen Gegend an und möchte für die Nacht ein Zimmer haben. Dr. Aquil Harker (Asad Bukhari) freut sich zunächst über die ihm entgegengebrachte Gastfreundschaft, aber irgend etwas kommt im auch komisch vor. Er erkundet in der Nacht das alte Gemäuer und kommt in ein Zimmer mit einer schönen Frau - der Braut Draculas (Nasreen), die inzwischen ebenfalls von ihrem Verlobten ebenfalls zu einem Blutsauger gemacht wurde. Sie beißt zu, Dr. Aquil Harker wird zu Blutsauger Nummer 3.
Dr. Aquil Harker gilt seitdem als verschollen. Sein Bruder (Habib) macht sich deshalb auf die Suche nach ihm und er kommt mit der Hilfe von ansässigen Gelehrten auch sehr schnell hinter die Wahrheit, was seinem Bruder zugestoßen sein mag. Wie kann er Dracula sein blutiges Handwerk austreiben? Der blutsaugende Bruder Aquil hat es inzwischen wiederum auf seine Braut Shabnam (Deeba) abgesehen. Eine unheimliche Jagd beginnt, deren Ausgang für die Menschheit von großer Bedeutung sein dürfte...
Kritik:
Ich war einigermaßen erstaunt, in der Releaseliste von Rapid Eye Movies einen pakistanischen Film aus dem Jahr 1967 vorzufinden. Die von Rapid Eye Movies ins Leben gerufene Reihe „Jenseits von Bollywood“ macht so eine Veröffentlichung aber scheinbar möglich – eine feine Sache, wie ich finde. Als ich dann noch gelesen habe, dass es sich dabei um einen Horrorfilm aus den 60-er Jahren handelt, war meine Verblüffung perfekt - schließlich sind und waren Horrorfilme weder in Indien, noch in Pakistan ein beliebtes Genre. In Deutschland wurden meines Wissens bislang gerade mal drei Horrorfilme aus Indien veröffentlicht - "Kaal", "Naina" und die Horrorkomödie "Chandra Mughi". Nach genauerer Recherche habe ich herausgefunden, dass es sich bei "Zinda Laash" wohl um einen der ersten pakistanischen Filme dieser Art handelt - kein Wunder also, dass "Zinda Laash" die "Ehre" zuteil wurde als erster Film des Landes mit einem "X-Rated" "ausgezeichnet" zu werden - es ist also ein Film für Erwachsene, der aus den öffentlichen Kinos verbannt wurde.
Da in den 60-er Jahren Bram Stokers Geschichte in Pakistan so gut wie unbekannt war, hatte es Regisseur Khwaja Sarfraz leicht, ein paar landestypische Anpassungen an dem Film vorzunehmen. Gedreht wurde in den Filmstudios "Lollywoods" in Lahore, dem pakistanischen Pendant Bollywoods in Mumbai. Doch nun ein paar Worte zu diesem filmhistorisch sehr interessanten Werk, das selbst für gut informierte Filmfreunde ein paar Überraschungen bereithält.
Ich habe schon viele indische Filme gesehen, auch eine Hand voll Pakistanische, deswegen hatte ich eine gewisse Erwartungshaltung. Doch dass „Dracula in Pakistan“ derart westlich auf den Zuschauer wirkt, war eine echte Überraschung. Man könnte als unbedarfter Filmfan fast auf die Idee kommen, man hätte eine der legendären „Hammer-Film“ - Produktionen vor sich. Diese Ähnlichkeit ist aber sicher auch kein Zufall. Indische wie Pakistanische Filme haben schon seit je her westliche Werke kopiert – mit den dazugehörigen landestypischen Anpassungen selbstverständlich. So bediente man sich bei „Dracula in Pakistan“ dieses Mal bei den erfolgreichen Vampirfilmen der britischen Studios, sowie bei anderen Vampirfilmen aus dieser Zeit. Sogar Rehan als Professor Tabani /Dracula ähnelt Christopher Lee ein wenig und die Szenerie ist zudem noch mit einer, für diesen Film etwas unpassenden westlichen Musik unterlegt.
Doch wie funktioniert der Film, wenn man die interessanten Details seiner Herkunft weglässt? Die Antwort ist ganz einfach: Er funktioniert ganz ähnlich wie die erwähnten „Hammer-Studio“ – Produktionen. Echte Spannung kann bei diesem angestaubt wirkenden Film bei heutigen Zuschauern nicht mehr aufkommen. Viel zu harmlos ist die Inszenierung geraten. Bei „Zinda Laash“ kommt noch erschwerend hinzu, dass die Anpassungen an den Geschmack und die Sehgewohnheiten des pakistanischen Publikums einen weiteren Spannungsdämpfer verteilen. Blut gibt es nicht zu sehen, der Biss des Vampirs ist ebenso im Off versteckt um nicht mit den Gesetzen des Landes in Konflikt zu geraten. Am befremdlichsten war für mich jedoch, dass mitten in der sowieso nicht sonderlich spannenden Handlung plötzlich eine Tanz- und Gesangseinlage eingebaut wurde. Diese kleinen Einlagen sind zudem fast immer an einer unpassenden Stelle plaziert. Auch wenn die Lieder an sich gut gelungen sind, wird dadurch der letzte Rest von Spannung eliminiert. Die restliche Handlung wurde ebenfalls nicht gerade flüssig in Szene gesetzt und so „holpert“ man als Zuschauer von Szene zu Szene, bis zum unausweichlichen Ende.
Was bleibt ist ein interessanter pakistanischer Vampir-Film, der mehr durch seine Herkunft und durch die filmhistorischen Details zu unterhalten weiß, als durch seine harmlose holperige Handlung. Spannung kann beim heutigen Publikum nicht mehr aufkommen, schlaflose Nächte braucht also niemand fürchten. Wer einen spannenden Film sucht, macht einen weiten Bogen um „Dracula in Pakistan“, wer allerdings filmhistorisch interessiert ist, gehört ebenso zum Zielpublikum dieser Veröffentlichung, wie Fans der oben angesprochenen „Hammer-Film“ – Produktionen, die vielleicht einmal ein „Remake“ ihrer geliebten Werke aus Pakistan sehen möchten. Irgendwie ist „Dracula in Pakistan“ aber auch kultverdächtig und ich hatte meinen Spaß – Was will man mehr?
Die DVD:
Die DVD von „Rapid Eye Movies“ bringt dieses kleine Filmjuwel in einer sogenannten Softbox auf den Markt – etwas unpraktisch, wenn man mich fragt. Die Bildqualität ist nüchtern betrachtet schlecht, das Bild ist unscharf, es sind extrem viele Verschmutzungen, Filmrisse und Kratzer zu bewundern. Um die Qualität gerecht zu beurteilen muss man aber wissen, dass der Film bis vor Kurzem noch als verschollen galt und somit wohl nur wenige Filmrollen zum Mastern zur Verfügung standen. So sollte man sich mit der gebotenen Qualität zufrieden geben und froh sein, dass es dieser Film überhaupt auf eine deutsche DVD geschafft hat. Danke Rapid Eye Movies für den Mut so einen Nischenfilm zu veröffentlichen.
Der dumpf klingende Ton in Urdu weist ein ähnliches Qualitätsniveau auf wie das Bild – Lautstärkeunterschiede und weitere Tonschwächen würden wohl zu Verständnisproblemen führen, so man die Sprache verstehen würde. Dieses Problem wird bei dieser Veröffentlichung natürlich geschickt umgangen, weil wohl nahezu jeder Käufer dieser DVD die deutschen Untertitel dazu schaltet.
Tonformat: Urdu (Dolby Digital 1.0 Mono)
Untertitel: Deutsch
Die Extras:
- Interviews (in Englisch mit deutschen Untertiteln)
- Eine ausführliche Dokumentation über südasiatische Horrorfilme (in englischer Sprache ohne deutsche Untertitel)
- Trailer
Die Dokumentation über südasiatische Horrorfilme dürfte wohl für die angepeilten Zielgruppen – filmhistorisch Interessierte und Fans klassischer Horrorfilme - ebenso interessant wie der Hauptfilm sein. Diese gut einstündige Dokumentation bietet dem interessierten Zuschauer tiefe Einblicke in den indischen/pakistanischen Horrorfilm und die Ausführungen werden mit vielen faszinierenden Filmausschnitten versüßt. Ich würde mich freuen, wenn der eine oder andere vorgestellte Film durch „Rapid Eye Movies“ auch in Deutschland einem breiteren Publikum zugänglich gemacht würde. Für mich war diese Dokumentation jedenfalls ebenso interessant wie der Film selbst – solche Extras würde ich mir öfters wünschen.
Fazit:
„Dracula in Pakistan“ ist nüchtern betrachtet nichts anderes, als eine gut nachgemachte „Hammer-Films“ - Produktion, die an die landestypischen Gepflogenheiten Pakistans angepasst wurde. Echte Spannung kann aufgrund der sehr harmlosen und noch dazu holprig erzählten Handlung bei heutigen Zuschauern wohl nicht aufkommen.
Die Faszination dieses Films liegt in einem anderen Bereich. Filmhistorisch Interessierte, aber auch Fans klassischer Horrorfilme dürften ihren Spaß aus der Tatsache beziehen, dass „Dracula in Pakistan“ ein seltener pakistanischer Vertreter des klassischen Vampirfilms ist – und sind wir ehrlich – wer hat schon einmal einen Vampir-Film mit Gesang und Tanz gesehen? Dazu bekommt der Zuschauer noch eine Dokumentation über die seltene Gattung indischer Horrorfilme serviert – wobei mir deutsche Untertitel in dieser Dokumentation noch ein wenig mehr Durchblick verschafft hätten.
- Redakteur:
- Detlev Ross