Franck Spadone
- Regie:
- Richard Bean
- Jahr:
- 2000
- Genre:
- Thriller
- Land:
- Frankreich
- Originaltitel:
- Franck Spadone
1 Review(s)
06.04.2006 | 08:52Story
Franck Spadone verdient sich seine Brötchen als kompromissloser Taschendieb. Im Verbund mit seinen beiden Komplizen Bruno und Pablo hat er sich seine eigenen Regeln zur Ausübung seines 'Jobs' erstellt, die er zur Wahrung seiner Professionalität auch niemals brechen möchte. Eine dieser Regeln beinhaltet das Interesse für sein jeweiliges Opfer bei gleichzeitigem Fortbestand der eigenen Anonymität. Eines Tages jedoch sieht sich Franck dazu gezwungen, gegen das eigene Reglement zu verstoßen. Als er nämlich in einem Pariser Nachtclub die schöne Stripperin Laura (Monica Bellucci) kennen lernt, lässt ihn deren Anziehungskraft sämtliche Vorsicht vergessen. Er nähert sich der dunkelhaarigen Schönheit und erregt auch ihr Interesse. Dabei ist er so fasziniert von dem sich bietenden Bild, dass er später beschließt, der Dame das gestohlene Diebesgut zurückzubringen. Lauras Chef Ferdinand ist davon aber ganz und gar nicht angetan. Zum einen duldet er generell keinen Übergriff auf die Damen seines Clubs, und andererseits bekommt er mächtig Panik, dass seine eigene Gangsterorganisation wegen solcher Leute wie Franck gefährdet ist. Um sich des jungen Konkurrenten zu entledigen, beauftragt er einen Profikiller, der Mr. Spadone um die Ecke bringen soll. Dieser ahnt noch nichts von der bevorstehenden Gefahr und muss plötzlich nicht nur um sein Leben, sondern auch um das seiner Angebeteten fürchten...
Meine Meinung
"Franck Spadone" ist ein Film der ganz wenigen Worte und somit auch ein klassischer Vertreter der in letzter Zeit wieder verstärkt aufkeimenden Film Noir-Bewegung. Kaum Dialoge, dafür aber eindrucksvolle, vielsagende Bilder - so könnte man die hier dargestellte Szenerie wohl kurz und bündig beschreiben. Alleine die Mimik der Hauptdarsteller reicht schon aus, um das Unausgesprochene jederzeit zu begreifen und diesbezüglich ist Monica Bellucci ("Matrix 2+3", "Pakt der Wölfe") eine echte Meisterin ihres Faches. Die Dame versteht es auf eine unnachahmliche Weise, den Zuschauer mit ihren sinnlichen Blicken in den Bann zu ziehen, um diesen mit ihrer mysteriösen Aura dann wieder urplötzlich wegzustoßen. Meisterlich, diese Frau! Stanislas Merhar in der Rolle des etwas zerrüttelten Franck gibt diesbezüglich kaum ein schlechteres Bild ab. Der Mann ist einfach unberechenbar, und dadurch, dass er selbst in den entscheidenden Szenen lieber durch Schweigen statt durch schlagkräftige Aussagen glänzt, dabei aber gleichzeitig auch ein derart ruhiges Außenbild abgibt, ist er eine echte Top-Besetzung für diesen Job.
Wie entwickelt sich aber die Story angesichts der wortkargen Handlung? Schwere Frage, noch schwerer ist es, eine treffende Antwort abzugeben. Im Grunde genommen ist der Plot nämlich nicht sonderlich einfallsreich und die Ideen wurden auch schon oftmals in gleicher Form verwendet. Nur die Art und Weise, wie Regisseur Richard Bean die Sache arrangiert hat, unterscheidet sich wesentlich vom vergleichbaren Action-Kino, in dem solche düsteren Thriller in der Regel zu Hause sind. Ich meine, was ist neu daran, wenn eine Gangsterbraut aus Angst vor ihrem Lover nicht aus dessen Leben verschwindet, während ein ahnungsloser Verliebter ihr nachstellt und ihr Verhalten nicht so recht begreift? Wie viele derartige Geschichten hat Hollywood nicht schon hervorgebracht?
Und dennoch ist kein anderer Film so wie "Franck Spadone"! Die vorwiegend thematisierten Machtkämpfe unter den kriminellen Institutionen sowie der verärgerte Kampf zwischen Ferdinand und seinem Nebenbuhler stellen zwar den Kern der Handlung dar, doch in der finalen Umsetzung fallen sie durch die Kraft der visuellen Performance wieder ein ganzes Stück in den Hintergrund zurück. Es geht in erster Linie darum, sich von der Intensität der langsamen Bewegungen und der düsteren Grundstimmung berauschen zu lassen, erst dann kann die Auseinandersetzung mit der eigentlichen Story erfolgen.
Und damit wären wir auch schon an dem Punkt angelangt, der manchen zum Problem gereichen könnte. Derartige Streifen sind nämlich wirklich Geschmackssache, nicht etwa wegen der Thematik, sondern eindeutig wegen der eigenwilligen Machart. "Franck Spadone" eignet sich zum Beispiel nicht zur zwischenzeitlichen Berieselung. Wenn man nicht jedes einzelne Detail konzentriert erfasst und sich somit auch nicht voll und ganz auf die Handlung einlässt, wird man sofort bestraft. Mal eben wegschauen oder eine Zeit lang mit einem Ohr zuhören, funktioniert nicht. Denn merke: "Franck Spadone" ist erst in zweiter Linie ein Action-Thriller!
Mir persönlich hat dieser Streifen aus Frankreich allerdings sehr gut gefallen, und ich muss mir selber zugestehen, dass ich total überrascht darüber war, dass ein Film mit derartig wenig Dialogen eine solche Wirkung entfachen kann. Und das hat mich dann schließlich auch voll und ganz überzeugt.
Die Aufarbeitung der zugehörigen DVD ist sehr stark auf die Atmosphäre des Inhaltes zugeschnitten. Das Bild ist zum Beispiel ziemlich düster, erfüllt somit aber wirklich sehr gut seinen Zweck. Blasse, dezente Farben - das ist es, was der Film braucht und was er hier auch bekommt. Worte über den Sound einer solch enorm stillen Produktion zu verlieren, spare ich mir mal. Es passiert einfach kaum etwas, bei dem die Boxen gebraucht werden.
Extras fallen indes gänzlich weg. Es sei denn, man zählt die Werbung für weitere Filme aus dem Hause e-m-s mit dazu...
Fazit
Der Film Noir lebt wieder, auch wenn dies im Hinblick auf die alles andere als lebhafte Darstellung in "Franck Spadone" eine ziemlich seltsame Aussage ist. Regisseur Richard Bean hat ganze Arbeit geleistet und mit Hilfe wirklich erstklassiger Charakterschauspieler einen tollen Mafia-Thriller der etwas anderen Art geschaffen. Es wäre sehr schön, wenn schon bald weitere Vertreter dieser Sparte den Weg in die DVD-Regale und die Kinos finden würden, denn als Gegenpol zu den überzogenen Bombast-Produktionen sind solche Streifen immer willkommen. "Franck Spadone" macht da bei e-m-s den Anfang!
- Redakteur:
- Björn Backes