Goodman Town
- Regie:
- Sakchan Sriboonnak
- Jahr:
- 2002
- Genre:
- Action
- Land:
- Thailand
1 Review(s)
09.02.2006 | 21:33Mad Max trifft Dorfschwankfiguren
In ferner Zukunft ist die Erde nach Jahren des Krieges ein Ödland geworden. Es existieren nur noch wenige kleine Städte. Goodman Town ist eine von ihnen. Der Schurke Tiger Yai und seine Gehilfen haben die Stadt besetzt und alle friedlichen Einwohner verjagt. Die Verstoßenen aber geben nicht so einfach auf und wollen einen Tunnel zurück in die Stadt graben ...
Filminfos
O-Titel: Goodman Town (Thailand 2002)
Dt. Vertrieb: e-m-s (Verleih: 26.01.06; Verkauf: 02.03.06)
FSK: ab 16
Länge: ca. 109 Min.
Regisseur: Sakchan Sriboonnak
Musik: Axis Call
Darsteller: Andy Tangkaprasert, Archarya Buasuwan, Gumpanart Yamwimol, Peter Louis Maiocchi u. a.
Handlung
Yord ist ein Straßenräuber mit einem Handicap. Die Zeiten nach dem letzten Atomkrieg sind hart, und jeder muss sich im Ödland zwischen den letzten verbliebenen Siedlungen allein und so gut es geht durchschlagen. Doch sein alter Ford Taunus Kleinlaster macht es nicht mehr lange, und er braucht dringend Wasser. Daher kommt ihm der liegen gebliebene Omnibus wie gerufen. Er will von den Fahrgästen nicht nur alle ihre Preziosen, sondern natürlich das Kostbarste: Wasser. Leider fällt ihm die Trommel aus seinem Revolver – damit lässt sich schlecht argumentieren. Er nimmt die Beine in die Hand und macht, dass er wegkommt. Schon zücken die ersten Fahrgäste ihre AK-47s und Raketenwerfer. Doch wohin führt ihn sein Weg als nächstes?
Unterdessen bekommt Obermacker Tiger Yai, der mit seiner Banditentruppe Goodman Town erobert hat, einiges Ungemach. Die vertriebenen Einwohner haben sich in Darktown verschanzt und einen listigen Plan ersonnen, um Yai von ihrem Tunnel, den sie zurück in ihre Heimatstadt graben, abzulenken. Der einäugige "Seher" prophezeit Yai zu dessen Erstaunen, dass er binnen vier Tagen eine schöne junge Frau heiraten müsse oder er werde jämmerlich krepieren. (Auf welche Weise, sagt er nicht.) So soll er noch mehr Macht erlangen. Es ist natürlich äußerst hilfreich, dass der Seher ein Bild der passenden Braut bereits bei sich trägt …
Allerdings hat Yai einen mächtigen Schuldkomplex, seit sein Vater ertrank, als er seinen Sohn aus dem Fluss rettete. Und so setzt Yai eine monstermäßige Belohnung für denjenigen aus, der ihm seine Braut beschafft. Eine landesweite Frauenjagd beginnt. Einige Trottel entführen sogar Ting, die versoffene Tochter des Chefs von Darktown, aus einem Tätowierstudio. Sie wird ihnen aber gleich wieder abgejagt.
Daraufhin braucht Tiger Yai einen fähigen Killer, doch die Auswahl ist schwer: Es gibt einfach zu viel dämliche Killer. Er muss mit den dämlichen Typen der "Bande der vier Elemente" vorlieb nehmen: Erde ist der hirnamputierte Anführer, Wasser ist eine Schwuchtel, Feuer und Luft tun, was man ihnen sagt. Die vier Helden haben einen Doppelauftrag: Darktown zerstören und die Braut finden. Das erweist sich als verhängnisvoll.
In Darktown stoßen sie auf Yord, ihren Erzfeind. Seit sie ihn bei einem Banküberfall betrogen, ist er ihnen böse, klar, aber glücklicherweise hat er sein Gedächtnis an jene Zeit verloren. Auch daran, dass er mal eine Frau hatte. Nach einem Feuergefecht mit den vier Elementen schnappt sich der inzwischen gut informierte Yord eine Händlerin, die fast so wie Ting aussieht, und will sie Tiger Yai als neue Braut übergeben. Er ahnt nicht, dass es sich um seine ehemalige Frau handelt. Aber das wird sie ihm schon beibringen. Mit den Waffen einer Frau.
Mein Eindruck
Offenbar haben sich die Macher dieses Chaotenstreifens nicht nur von den klassischen Mad-Max-Filmen inspirieren lassen, sondern auch von thailändischen Dorfschwänken. Eigentlich sollte dann wohl eine Actionkomödie dabei herauskommen, aber für westliche Sehgewohnheiten erweist sich das Ergebnis dann doch als recht gewöhnungsbedürftig.
Auf die Dorfschwänke ist wohl die Figur des unfähigen Räubers mit dem Gedächtnisproblem zurückzuführen. Auch das Motiv der falschen bzw. vertauschten Braut ist uns sattsam bekannt. Die Bestandteile der "Bande der vier Elemente" beruhen auf den Naturelementen des Altertums, und weise Seher und Geschichtenerzähler stammen wohl aus der chinesischen Tradition. Dass hier auch jede Menge Aberglaube wie etwa ein Lebensverlängerungsritual zu finden ist, erklärt sich mit dem dörflichen Ursprung mancher Handlungselemente. Thais dürften damit gut zurecht kommen, und städtische Jugendliche in Bangkok oder Chiang Mai lachen sich wahrscheinlich darüber kaputt.
Aber der Produzent hätte gut daran getan, seinen Regisseur weniger improvisieren zu lassen und auf die Logik des Drehbuchs zu achten. In der Mitte geht alles drunter und drüber, so dass bis zum Finale die Handlung etwas chaotisch wirkt. Die Typen von den vier Elementen sind ebenso nervend wie die übrigen Knalltüten aus Yais Truppe. Die Frauen dürfen leider trotz FSK 16 nicht zeigen, was sie in der Bluse haben, und die Männer nicht, was sie in Sachen Kampfsport draufhaben. Dafür wird geballert, was die Pyrotechnik hergibt. Diese Abteilung feiert natürlich ein Fest, als sie im Finale ganz Goodman Town in die Luft jagen darf.
Das Finale ist auch der einzige Teil, der das Ansehen lohnt. Yord tritt gegen die vier Killeridioten von den "Vier Elementen" an, und dabei kommt es zu einer bleihaltigen Parallelfahrt ihrer Fahrzeuge, die sehr gut geschnitten und gefilmt wurde. Es ist auch der der einzige Teil, der professionell erscheint. Aber auch diese Action wird konterkariert durch Komödienfiguren wie Großmütterchen Sai, die nicht nur als Spionin/Agentin und Tunnelgräberin auftritt, sondern mit ihrer Kalaschnikow auch mal den einen oder anderen Bösewicht wegpustet.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 1,78:1 (anamorph)
Tonformate: D in DTS und DD 5.1, Thailändisch in DD 2.0
Sprachen: D, Thailändisch
Untertitel: D
Extras:
- Originaltrailer
- Trailershow
Mein Eindruck: die DVD
Der DTS-Sound macht sich vor allem dadurch bemerkbar, dass die Musik sehr deutlich zu hören ist. Axis Call ist eine Rockband, die nicht nur Heavy-Metal-Sound draufhat, sondern auch andere Musikrichtungen. Das passt zu den alkoholisierten Szenen in der Bar von Tiger Yais "Palast" recht gut. Leider erklingt die E-Gitarre auch, wenn die Szene relativ ruhig ist, und das passt dann wohl weniger. Die Bildqualität ist in Ordnung, auch wenn es nicht allzu viel Schönheiten zu sehen gibt. Was an Bonusmaterial auf die DVD geklatscht wurde, lässt sich unter der Rubrik "Werbung" abhaken. Der Trailer ist mit 2:30 Minuten viel zu lang geraten: ein einziges Geballere.
Unterm Strich
Gut möglich, dass dieser Streifen eine Marktlücke füllt. Die Actionthriller aus China sind entweder historisch und stylisch ("Hero", "Tiger & Dragon") oder hammerhart angebrüht, und "Chinese Ghost Story I-III" hat Fantasyelemente in die erotische Actionkomödie eingeführt. Da fehlte eigentlich noch eine billig abzudrehende Actionkomödie im Niemandsland einer Mad-Max-Zukunft. Das Ergebnis hätte recht nett sein können, aber das ewige Geballere und Hinundher-Entführen geht einem bald auf den Wecker. Das Beste ist noch das Finale, in das der Produzent sichtlich viel Geld gesteckt hat. In fähigeren Händen könnte man aus "Goodman Town 2" eine Actionkomödie machen, die auch westliche Zuschauer noch amüsant finden würden.
- Redakteur:
- Michael Matzer