Gwar - Blood Bath And Beyond!
- Regie:
- Don Drakulich
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Musical / Musik
- Land:
- USA
1 Review(s)
29.07.2006 | 08:59Es soll ja Leute geben, die meinen, GWAR seien die allerletzten Hupen an ihren Instrumenten, hätten ausschließlich Kack-Songs und würden nur aufgrund ihrer leckeren Trash-Gore-Horror-Show überhaupt 'ne Platte verkaufen. Nun, das ist so nicht ganz richtig. Speziell ältere Scheiben der "Scumdogs of the Universe" hatten durchaus ihre Momente. Ich erinnere hier an das coole "America Must Be Destroyed" oder "This Toilet Earth". Dass GWAR ausschließlich in den Lauschlappen dennoch nur der halbe Spaß ist, versteht sich von selbst. Und mittlerweile nehmen die Kollegen eigentlich auch nur noch Alben auf, um einen Grund zu haben, wieder auf Tour zu gehen und sich zusammen mit dem Publikum bei jedem Gig von oben bis unten mit diversen Flüssigkeiten einzusauen.
Die vorliegende DVD "Blood Bath And Beyond!" zeichnet nun das Schaffen der Missgeburten nach und geht bis zu dem Tag zurück, als sie (unfreiwillig) auf der Erde gelandet sind. Das ganze Spektakel dauert satte eineinhalb Stunden und hat Sicko-Faktor zehn. Es werden rare Live-Mitschnitte und Kurzfilme präsentiert, bei denen man den Freaks bei ihrer Lieblingstätigkeit zuschauen kann: dem Vierteilen, Enthaupten oder säuberlichen Zerhacken von Plastikkostümen, oh Verzeihung: von gefährlichen außerirdischen Monstern natürlich – ohne Gnade und über die volle Distanz. Teilweise lässt man die Bilder auch mal im Zeitraffer laufen und generell wird viel Wert auf schnelle Schnitte und Überblendungen gelegt, was Epileptiker als Zielgruppe für diesen Dreher schon mal ausschließt. Und ich weiß nicht, ob ich diese konsequente Aneinanderreihung von (eigentlich hundsmiserabel umgesetzten) Splatter-Einlagen debil-genial, richtig scheiße oder schlicht todlangweilig finden soll. Wenn man seinen Verstand als Stammzuschauer von "Richterin Barbara Salesch" nicht schon völlig verloren hat, merkt man irgendwann, dass einfach nichts Neues mehr kommt. Klar, ab und zu wird mal 'ne Hitler- bzw. Papst-Puppe einen Kopf kürzer gemacht (die obligatorische Kunstblut-Fontäne inklusive) und Front-Ungetüm Oderus Urungus hat seinen riesigen Plastik-Schwengel auch nicht nur als Gegengewicht, damit er aufgrund seines Schulterpanzers nicht nach hinten umkippt. Das alles ist aber a) hinlänglich bekannt und b) in dieser geballten und zügig dargereichten Form doch ein bisschen zu viel.
Darüber hinaus hält sich das Audio-Vergnügen dieses Silberdeckels in engen Grenzen. Auch hier hat man in seiner Schatzkiste gekramt und unveröffentlichte Bootleg-Live-Versionen in unterirdischer Klangqualität sowie olles Demomaterial zutage gefördert. Beides fungiert als Soundtrack zu den bewegten Bildern und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Bis auf ein paar kleine Ausnahmen gibt es keinen Originalton, was wohl den Spielfilmcharakter unterstreichen soll.
Ist das Teil also ein Fall für die Mülltonne? Nicht unbedingt. Speziell der Rahmen des "Blood Bath And Beyond!"-Streifens ist recht witzig. So sollen GWAR bei einer gestellten Preisverleihung den "Showbiz Award" für ihr Lebenswerk erhalten, was natürlich gründlich schief geht (ja, Todesfälle gibt's auch). Ebenfalls überwiegend unterhaltsam sind die Zwischensequenzen, in denen Oderus Urungus und Bandmanager Sleazy P. Martini in Waldorf-und-Statler-nach-der-Gehirn-OP-Manier das Wirken der "Scumdogs-Eliteeinheit" kommentieren, wobei es natürlich nur um irgendwelche "Feinde" geht und nicht um Musik. Um sich an diesen Szenen erfreuen zu können, muss man allerdings der englischen Sprache halbwegs mächtig sein, da es keine Untertitel gibt.
Im Bonusteil dieser Ansammlung dreckig-splatterigen Schwachsinns finden sich schließlich noch die völlig beknackten Kurzfilme "Filthy Chunks (The Movie)" und "Poor Ol' Tom", an denen Lloyd Kaufman ("The Toxic Avenger", "Class Of Nuke 'Em High") seine helle Freude haben dürfte (wie an dem ganzen Mumpitz hier), ein kurzes, bei einem 2005-er Gig mitgeschnittenes Medley des Debütalbums "Hell-O" und einen Auftritt von Sleazy P. Martini vor Publikum, bei dem er Captain Chris Pike (James T. Kirks Vorgänger als Kommandant der Enterprise) zu einem Comeback verhilft. Star-Trek-Hasser werden das lustig finden.
Was bleibt ist die Feststellung, dass "Blood Bath And Beyond!" wirklich ganz, ganz harter Stoff ist. Und genau deshalb werden GWAR-Fans durchaus Freude an dieser IQ-unter-Null-Veranstaltung haben. Wer noch einen Beweis liefern muss, dass er einen gnadenlos schlechten Geschmack hat, ist mit dem Kauf der DVD ebenfalls richtig beraten. Ich muss jetzt erst mal meinem Neurologen von diesem Angriff erzählen.
- Redakteur:
- Oliver Schneider