Halleluja Italo-Western-Box
- Regie:
- Guliano Carnimeo, León Klimovsky
- Jahr:
- 1971
- Genre:
- Western
- Land:
- Italien
1 Review(s)
07.04.2006 | 10:32Koch Media setzen ihre Tradition fort und veröffentlichen nach den rundum gelungenen bereits erschienenen Western-Boxen nun ein weiteres Schmuckstück, das sich dieses Mal mit den sogenannten Halleluja-Western beschäftigt. Das Genre wird hier insofern ausgehebelt, als dass die einzelnen Filme durch eine gesalzene Prise Humor - realisiert durch flotte Sprüche und lustig anmutende Prügeleien - begleitet werden.
Inhalt:
"Man nennt mich Halleluja"
Halleluja (George Hilton) bekommt vom mexikanischen General Ramirez den Auftrag, die Juwelen des mexikanischen Königs zu rauben. Er soll damit verhindern, dass der Monarch seine Reise in die Vereinigten Staaten erfolgreich abschließt und sich für den Gegenwert der Klunker Waffen für den Kampf gegen die revolutionären Aufwiegler - darunter auch besagter Ramirez - beschafft. Als sich der heimatlose Abenteurer dann aber an seine neue Aufgabe begibt, wird ihm klar, dass er nicht der Einzige ist, der die Juwelen des Königs jagt. Auch der russische Großfürst, zunächst noch sein Verbündeter, wird alsbald zu einem ernsthaften Konkurrenten bei der Jagd nach dem Schatz...
"Ein Halleluja für Camposanto"
Ein mysteriöser Gangster macht eine Kleinstadt unsicher, indem er von den dort ansässigen Farmern Schutzgeld erpresst. Die beiden tolpatschigen Brüder John und George McIntire, die gerade erst angereist sind und überhaupt keine Ahnung davon haben, wie man einen Revolver bedient, setzen sich dem Gauner entgegen, bekommen aber infolge dessen eine Abreibung erteilt. Hilfe finden sie beim Kopfgeldjäger Camposanto (Gianni Garko), der den beiden den Umgang mit der Waffe näherbringt und sie zu gestandenen Männern formt. Dann jedoch kommt Camposantos ehemaliger Gefährte "Der Graf" in die Stadt, um den beiden verbrüderten 'Gesetzeshütern' den Garaus zu machen. Diese wähnen sich bei Camposanto in Sicherheit, können aber nicht voraussehen, dass die alte Partnerschaft noch immer nicht endgültig gebrochen ist...
"Sando Kid spricht das letzte Halleluja"
Grayton, ehemaliger Offizier der Nordstaaten, plant in seiner neuen Niederlassung Springfield den Bau einer Eisenbahnstation. Hierzu benötigt er jedoch das Land der Farmer, das er sich schließlich auch durch Erpressung verschafft. Doch Grayton hat nicht mit Sando Kid, einem jungen Ranger, gerechnet, der sich für die hilflosen Ranch-Besitzer einsetzt und das Land nicht kampflos aufgeben möchte. Gemeinsam mit seinem Partner Dollar stellen sie sich gegen die Gangsterbande Graytons und kämpfen in Springfield für Gerechtigkeit und Frieden.
Meine Meinung
Western einmal anders: Die neue Italo-Box von Koch Media verbindet die Aspekte einer Komödie mit dem klassischen Cowboy-Genre und zeigt dabei einige der besten Revolverhelden-Produktionen der damaligen Zeit. Besonders der zweite Film "Ein Halleluja für Camposanto" erinnert diesbezüglich verstärkt an die später entstandenen Streifen mit Bud Spencer und Terence Hill - einerseits natürlich wegen der lockeren Zunge, andererseits aber auch wegen der vielen lustig dargestellten Schlägereien. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass die beiden (Anti-)Helden George und John in diesem Fall mit dem Ungeschick bestraft sind, während ihre Kontrahenten in bester Spencer/Hill-Manier souverän in jede Konfrontation gehen. Es ist sicher kein Zufall, dass Drehbuchautor Enzo Barboni später einige Male die Vorlagen zu den Filmen des schlagkräftigen Duos geliefert hat. Mitunter ist dieser Teil auch der humorvollste in dieser Box, wobei die beiden Hauptdarsteller aufgrund ihres trotteligen Erscheinungsbildes einen großen Anteil an der Lachmuskelbeanspruchung haben.
Weiterhin sehr imposant: "Sartana"-Darsteller Gianni Garko als gewiefter Kopfgeldjäger Camposanto. Dieser Mann ist eine Ikone des Italo-Westerns und einer der wenigen Männer aus diesem Bereich, die alleine schon wegen ihres coolen Auftretens durch ihr bloßes Dasein begeistern. Kein Wunder also, dass "Ein Halleluja für Camposanto" mit leichtem Vorsprung den ersten Platz in der Endbewertung dieser Box belegt.
Dicht dahinter folgt auch schon George Hilton als raffinierter Gauner auf der Jagd nach den Juewlen des Königs in "Man nennt mich Halleluja". Im Grunde genommen handelt es sich hierbei zwar nicht um einen besonders außergewöhnlichen Beitrag zum Genre. Doch wegen der erneut souveränen schauspielerischen Leistung des Titelhelden und der sehr gesunden Prise Humor, die auch hier als Begleitelement überzeugen kann, darf man auch diesen Film als einen der besten seiner Art bezeichnen. Im Gegensatz zu "Ein Halleluja für Camposanto" sind die Prügeleien an dieser Stelle aber ein ganzes Stück brisanter und die Charaktere um einiges kompromissloser in ihrem Auftreten. Aus diesem Grund stand "Man nennt mich Halleluja" sogar eine ganze Zeit lang auf dem Index, unter anderem weil die Revolverschwinger in diesem Streifen auch nicht davor Halt machen, eine Frau zu verprügeln. Doch andererseits wird diese derbe Schlagseite (im wahrsten Sinne des Wortes) durch das ständige Auftreten einer seltsamen Nonne ausgeglichen, die zwischendurch immer mal wieder für den einen oder anderen Lacher sorgt. Schön, dass dieser Streifen jetzt wieder in Deutschland erhältlich ist. Bei Fans dieser Materie sollte er jedenfalls gehörige Begeisterung auslösen.
Der letzte Teil im Bunde kann indes nicht so richtig mit den vorherigen Produktionen mithalten. Hinzu kommt, dass er von der Machart auch nicht so ganz in diese Box hineinpasst, denn die Gangart in "Sando Kid spricht das letzte Halleluja" ist ziemlich brutal und der Komödienanteil im Zuge dessen auch relativ gering. Das heißt aber beileibe noch nicht, dass dieser Western ein Negativ-Beispiel aus diesem Sektor ist; er ist halt nur ein wenig anders, weitaus ernster und zudem fehlen ihm - abgesehen vom stark spielenden Peter Lee Lawrence in der Hauptrolle - echte Persönlichkeiten. Trotzdem bietet der Streifen kurzweilige und gute Unterhaltung und ist damit immer noch ein ganzes Stück besser als der durchschnittliche US-Western. Ansonsten wäre er auch sicher durch das anscheinend ziemlich strenge Qualitätsraster von Koch Media gefallen.
Was bleibt also anders zu sagen, als dass auch die neueste Ausgabe der Italo-Western-Box ein echtes Leckerli geworden ist. Dies gilt sowohl für den Inhalt, als auch für die bislang schönste Aufmachung. Dieses Mal ziert düstere braune Kartonpappe die Hülle des schmucken Digipacks, in dem sich natürlich auch wieder ein umfassendes Booklet mit allerlei Hintergrundinformationen zu diesem Sub-Genre befindet. Weiterhin enthält die Schachtel einen vierten Silberling mit Soundtracks zu verschiedenen Halleluja-Filmen, über die ich mich persönblich sehr freue - schließlich ist es heute gar nicht mehr so einfach, derartigen coolen Stoff irgendwo aufzutreiben.
Die DVDs selber können auch noch mit diversen Extras aufwarten. Exklusiv für diese Veröffentlichung wurde ein Featurette mit dem Titel "Ein Halleluja für Anthony Ascott" erstellt, das mit Berichten über bzw. Interviews mit Giuliano Carnimeo George Hilton, Gianni Garko und weitere Darstellern dieser speziellen Epoche gefüllt ist. Desweiteren gibt es auch hier wieder eine Super-8-Fassung, in diesem Fall zu "Man nennt mich Halleluja". Außedem sind auch noch einige Kinotrailer zum enthaltenen Material in deutscher und italienischer Sprache enthalten, mit denen man schließlich die letzten freien Schlupfwinkel der digitalen Datenträger sinnvoll stopfte.
Zu guter Letzt noch ein paar wenige Worte zu Bild und Ton, und da kann man sich wirklich sehr kurz fassen. Die überarbeiteten Versionen sind allesamt in Top-Qualität und mit einem überraschend scharfen Bild ausgezeichnet. Im Gesamtüberblick über die ganze Reihe derartiger Boxen nimmt die "Halleluja Italo-Western-Box" daher auch klar die Führungspoisiton ein.
Kurzum ist dieses Teil nicht nur ein weiteres Referenzprodukt, sondern gleichzeitig der Beweis dafür, dass Koch Media in diesem Bereich derzeit unschlagbar sind. Western-Fans kommen an diesem aufwendig gestalteten Release ebenso wie bei seinen Vorgängermodellen auf keinen Fall vorbei!
- Redakteur:
- Björn Backes