Herkules im Netz der Cleopatra
- Regie:
- Gianfranco Parolini
- Jahr:
- 1961
- Genre:
- Abenteuer
- Land:
- Frankreich / Italien
- Originaltitel:
- Sansone
1 Review(s)
25.12.2005 | 07:10"Herkules im Netz der Cleopatra" bietet Bodybuilder mit Lendenschurz, Frauen in schönen Gewändern, Pappkulissen und nicht den Hauch einer Story. Vielmehr werden in dem Historienfilm aus dem Jahr 1961 einfach nur verschiedene Szenen, in denen jemand gefangen genommen und anschließend befreit wird, aneinandergereiht, damit letztlich eine angemessene Lauflänge erzielt wird. Und spätestens, nachdem man zum dritten oder vierten Mal einer solchen Aktion beiwohnen durfte, stellt sich unweigerlich die Sinnfrage. Was möchte uns Regisseur Gianfranco Parolini eigentlich mitteilen? Was ist seine Botschaft? Und was soll das alles im Allgemeinen? Nun, zum damaligen Zeitpunkt wollte er den Zuschauern wohl zeigen, dass auch er in der Lage ist, einen "historisch" motivierten, total auf den Massengeschmack zugeschnittenen Film zu drehen. Diese Mission wurde mit Bravour erfüllt!
Heutzutage ist ein Film wie "Herkules im Netz der Cleopatra" allerdings hoffnungslos veraltet und zudem auch völlig irrelevant, weshalb das Auffinden einer Käuferschicht für vorliegende DVD auch eine mittelgroße Herausforderung darstellen dürfte. Denn ich wage zu bezweifeln, dass selbst diejenigen, die damals wegen dieses Streifens ins Kino gegangen sind, im Jahr 2005 noch genauso viel Freude an dem Sandalen-Epos hätten. Obwohl: Wenn ich's mir recht überlege, macht der Film zumindest phasenweise durchaus Spaß – was natürlich größtenteils an den unfreiwillig komischen Momenten liegt. Beispielsweise frage ich mich, warum Hauptdarsteller Brad Harris – der alles andere als ein begnadeter Schauspieler ist – in der Rolle des Herkules fast über die gesamte Länge des Films debil grinsend durch die Kulissen stapft. Eigentlich soll er nämlich das eine oder andere Mal um die Ecke gebracht werden; die Laune ist trotzdem durchgehend absolut blendend.
Richtig lustig sind auch die Kampfsequenzen: Zum einen bleibt bei jeder handgreiflichen Auseinandersetzung teilweise ein DEUTLICH sichtbarer Abstand zwischen Faust und Gegner, der "Getroffene" schmeißt sich aber trotzdem drehbuchgerecht mit Schmackes nach hinten, und zum anderen ist auch jeder sofort bewusstlos, wenn er mal leicht über einen Tisch gestoßen wird. Das Ganze sieht dann teilweise aus wie die Weihnachtsfeier der anonymen, hüftsteifen Hulk-Doubles, auf der extrem krankes Ballet getanzt wird. Drollig!
Alles in allem kann man über einen Film wie "Herkules im Netz der Cleopatra" eigentlich nur den Kopf schütteln. Der Trash-Fan in mir hat sich beim Ansehen der DVD aber einige Male durchaus gefreut. "Lobend" möchte ich diesbezüglich auch noch Vorzeige-Exzentriker Serge Gainsbourg in der Rolle des Schurken Warkalla erwähnen. (ja, richtig, der Serge Gainsbourg, der Ende der 60er mit dem Song 'Je t'aime … moi non plus' die Gemüter erhitzte). Der Typ ist bzw. war mit seiner anarchistischen Art wirklich mehr als sympathisch. Ohne Zweifel. Aber dennoch: Es wäre ihm sicher kein Zacken aus der Krone gebrochen, wenn er wenigstens versucht hätte, in irgendeiner Form zu agieren, anstatt einfach nur einen gelangweilt-verschlagenen Gesichtsausdruck aufzusetzen. So wirkt er nicht gefährlich, sondern lachhaft – wie eigentlich der ganze Film!
- Redakteur:
- Oliver Schneider