Invisible Waves
- Regie:
- Pen-ek Ratanaruang
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Drama
- Land:
- Thailand / Niederlande
1 Review(s)
02.12.2008 | 15:33Story
Kyoji führt als Koch ein durchschnittliches Leben, welches erst durch die Affäre zu Seiko, der Gemahlin seines Chefs, die nötige Würze bekommt. Doch Wiwat, Seikos Ehemann, erfährt von der Liebschaft und zwingt seinen Untergebenen, Seiko zu töten und dem Skandal ein Ende zu bereiten. Kyoji sieht keine andere Wahl: Während ihres letztes gemeinsamen Abends begeht er den folgenschweren Mord.
Um seine Trauer zu überwinden, reist Kyoji nach Thailand. Bereits auf dem Schiff macht er eine neue Bekanntschaft. Die junge Noi verfolgt gemeinsam mit ihrem Baby das gleiche Ziel und freundet sich schnell mit dem verzweifelten Ausreisenden an. Erst im Zielhafen trennen sich ihre Wege, wobei Kyoji von hier an wieder vom Pech verfolgt wird. Er wird ausgeraubt und steht vor einem totalen Scherbenhaufen. Erst nachdem er Wiwat kontaktiert und ihn um Unterstützung gebeten hat, scheint sich das Blatt zu wenden. Zu spät merkt Kyoji, dass alles nur Fassade ist und alle Begegnungen nach Seikos Tod einen unheilvollen Zweck erfüllen sollten: Ihn ebenfalls aus dem Weg zu räumen!
Persönlicher Eindruck
Die Inhaltsangabe zu “Invisible Waves“ ist bis zu einem gewissen Grad ziemlich irreführend, da man hinter den rasanten Ereignissen und der mörderischen Intrige berechtigterweise einen Thriller vermuten mag. Hinzu kommt die emotionslose, knallharte Vorgehensweise des Streifens in den ersten Minuten, mit der die eigentliche Tragödie erst eingeleitet wird, welcher aber gleichzeitig sinnbildlich für das moderne, asiatische Kino ist – und “Invisible Waves“ schon zu diesem Zeitpunkt zu einer ganz besonderen Produktion macht!
Regisseur Pen-ek Ratanaruang landete bereits mit “Last Life In The Universe“ einen absoluten Volltreffer im melodramatischen Tragik-Bereich, dessen Atmosphäre er in “Invisible Waves“ nun wieder gekonnt aufgreift. Obschon gerade in den ersten Phasen des Films das Erzähltempo recht hoch ist und die Geschichte von einigen ziemlich dramatischen Wendungen gekennzeichnet wird, siegt im weiteren Verlauf wieder dieser ruhige Gesamtfluss, auf dem sich das Schicksal des Hauptakteurs kontinuierlich ausbreitet. Ratanaruang ist es dabei in der Tat gelungen, eine der tragischsten Filmfiguren der letzten Jahre zu zeichnen, geblendet von Autoritäten, ängstlich vor Konsequenzen mangelnder Loyalität, ohne jegliches Selbstbewusstsein, und dazu auch eine Spur naiv. Kyoji ließe sich sicherlich in ein bekanntes, plastisches Hollywood-Schema pressen, wäre die emotionale, menschliche Seite in diesem Fall nicht so intensiv durchleuchtet worden. Genau hier zeigt der Regisseur dann auch all seine Stärken, indem er ein einmaliges Charakterprofil erstellt, in ruhigen Bildern hinter die Fassade eines prinzipiell unschuldigen Mörders blickt, gleichzeitig aber auch einige gesellschaftliche Aussagen macht, ohne dabei Sozialkritik als Leitmotiv für die Entwicklung des Plots zu nutzen.
Nichtsdestotrotz werden auch Action-Liebhaber in den gegebenen Momenten entschädigt, wenngleich dies ganz gewiss nicht die Intention des Films ist. In einigen, fast schon überraschend heiteren Momenten, schimmern die Thriller-Aspekte durch, hinter denen sich die Dramaturgie des Hauptdarstellers nicht selten versteckt. Verfolgt von Kopfgeldjägern, gleich mehrfach verraten, abgeschoben und zum Töten freigegeben: Wer Spannung auf einfacherem Niveau sucht wird letzten Endes fast ebenso befriedigt wie derjenige Zuseher, der nach Ratanaruangs letzter Produktion den Anspruch in den Personenkonstellationen sucht. Nur eine Illusion muss man vermeintlichen Interessenten sofort rauben: “Invisible Waves“ ist alles andere als ein dynamischer Reißer. Stattdessen brilliert der Streifen mit einer eleganten Zurückhaltung, die nur in denen Szenen durchbrochen wird, in denen das Tempo dies einfach erfordert. Und diese Balance, die der Regisseur hier gefunden hat, ist nicht nur goldrichtig sondern einmal mehr atemberaubend!
DVD-Aufarbeitung
Dennoch dürfte der Film hierzulande einen schweren Stand haben, da die fehlende Synchronisation einen Teil des Zielpublikums garantiert abschrecken wird. Zu sehen ist “Invisible Waves“ eben nur mit Untertiteln, was dem Effekt jedoch überhaupt keinen Abbruch tut. Es ist eben nur eine gewisse Toleranz gefragt. Trotzdem: Etwas mehr als den bloßen Stereo-Sound der DVD hätte man schon erwarten dürfen.
Die Bildqualität unterliegt indes einigen Schwankungen. Einerseits weist das Bild eine angenehme Schärfe auf, andererseits ist es recht dunkel abgemischt. Dafür glänzt der Silberling mit einigen interessanten Extras. Neben dem offiziellen Kinotrailer enthält das Package nämlich ein halbstündiges Making Of, in dem alle bedeutsamen Figuren zu Wort kommen. Lohnenswert, allemal!
Fazit
“Invisible Waves“ ist wohl das, was man gerne schon einmal als Geheimtipp bezeichnet. Der Film zeichnet sich durch eine herrlich inszenierte Dramaturgie und ein sehr authentisch anmutendes, bewegendes Schicksal aus, welches nicht nur Liebhaber des Cinema Asia anziehen sollte. Allerdings sollten Letztgenannte erst recht einmal einen Blick auf dieses kleine Meisterwerk werfen!
- Redakteur:
- Björn Backes