Jagd auf Roter Oktober
- Regie:
- McTiernan, John
- Jahr:
- 1986
- Genre:
- Thriller
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- The Hunt for Red October
1 Review(s)
11.12.2007 | 08:03Um die Jahrtausendwende herum startete das Medium DVD so richtig durch und so mancher Klassiker fand sich plötzlich auf Silberscheibe wieder. Zudem tüftelten die Marketing-Experten aus, dass man durch das so genannte "Bundling" zeitgleich auch noch andere Filme mit verticken kann - möglichst welche, die sich sonst nicht grade als Verkaufsschlager entpuppten. Im Jahre 2000 warf Paramount die "Sean Connery Collection" zu einem heute als horrend zu bezeichnenden Preis von 44 Euro auf den Markt. Zu den drei mager ausgestatteten DVD-Einzel-Titeln im Schuber zählte neben "The Untouchables" und "Presidio" auch "Jagd auf Roter Oktober". Sicher nicht der schlechteste der Kompilation.
Zur Story
Wir befinden uns vor der Zeit von Glasnost und Perestroika, der Kalte Krieg und das Wettrüsten zwischen Amerikanern und Sowjets sind in vollem Gange. Die Sowjets haben die Nase vorn und entwickeln ein beinahe lautloses Atom U-Boot, welches theoretisch unbemerkt bis vor die Küsten der Alliierten schippern kann und dort mit seinen Raketen Verheerendes anzurichten vermag. Der britische Geheimdienst erhascht ein paar Schnappschüsse des neuen Wunderwerks und kann sich zunächst aber keinen rechten Reim auf einige Ausstattungsmerkmale des Prototyps machen. Man fragt bei den Amis nach und die setzen den CIA-Agenten und Marinehistoriker Jack Ryan auf die Sache an, der herausfindet, dass es sich hier um einen Bootstyp mit revolutionärem Antrieb handelt. Derweil startet die Jungfernfahrt der "Roter Oktober" unter dem Kommando von Kapitän Ramius beinahe unbemerkt. Beinahe.
Die Satelliten-Überwachung der Alliierten und ein in der Gegend patrouillierendes amerikanisches Jagd-U-Boot bekommen die Abfahrt dennoch spitz. Wobei die Crew der "Dallas" unter Skipper Mancuso dank seines gewieften Sonar-Operators eher zufällig auf die Geräuschsignatur eines ihnen unbekannten russischen Bootes stößt und es zunächst unbemerkt verfolgt. An Bord der "Roter Oktober" zeichnet sich mittlerweile ab, dass die Exkursion nicht ganz so ablaufen wird, wie die russische Marineleitung und sicher auch die Mannschaft sich das vorgestellt haben: Ramius entledigt sich des ungeliebten Polit-Offiziers, als die versiegelten Einsatz-Befehle geöffnet werden sollen. Er tauscht daraufhin die Originale gegen eigene aus. Die Zeit ist gekommen, die vermeintlichen Einsatzorder der Mannschaft mitzuteilen. Hier wird ersichtlich, dass ein großer Teil des Offiziers-Stabes mit Ramius unter einer Decke steckt.
Ramius behauptet, unmittelbar vor der Küste Amerikas Raketenübungen durchführen zu wollen und dass auch die eigene Marine sie jagen werde. Man schaltet auf den neuen Antrieb, die amerikanischen Verfolger müssen hilflos mit ansehen, wie der Sonarkontakt plötzlich einfach verschwindet. "Roter Oktober" macht sich aus dem Staub in Richtung USA, wo man mittlerweile vom Boot und seiner speziellen Fähigkeit weiß. Indes ist wirklich die ganze Sowjet-Marine in heller Aufregung; Ramius hat seinem Vorgesetzten einen Brief hinterlassen, in welchem er sein Überlaufen ankündigt und quasi alle Brücken hinter sich und seinem ergebenen Stab abbricht. Die Unruhe durch die "Roter Oktober" und das massierte Mobilmachen der beinahe kompletten Sowjet-Marine sorgen auf Seiten der CIA und der US-Militärs für kalte Füsse. Die Jagd auf "Roter Oktober" hat auf beiden Seiten begonnen.
Eindrücke
Tom Clancy, von welchem die Romanvorlage stammt, ist der letzte Kalte Krieger der Literatur und der "gute" CIA-Agent Jack Ryan seine Galionsfigur. Viele Werke des dem eher rechten politischen Flügel zuzuordnenden Autors beschäftigen sich mit diesem oder ähnlichen Themen, bei denen es meist gilt, die bösen Russen - im Clancy-Sprech gern abfällig "Russkis" tituliert, obschon nicht alle Sowjets auch wirklich Russen waren - geläutert in den Schoß der Zivilisation zurückzuholen, und sei es nur in seinem klischee- und vorurteilbehafteten Denken. Was Wunder also, wenn auch diese Verfilmung einen stark westlich-propagandistischen Beigeschmack hat. So waren die Verhältnisse Mitte der Achtziger, und wer die Danksagungen (sprich: die Liste der Geldgeber) - gar nicht mal besonders genau - in Augenschein nimmt, weiß, wo der meinungsmachende Hammer hing und auch heute immer noch hängt.
Spannend und gut umgesetzt hat John McTiernan (u. a. "Die Hard" und "Predator") den Stoff allemal, auch wenn an einigen Stellen etwas zu dick aufgetragen wird. So ist beispielsweise das elementare "Irrer Iwan"-Manöver ebenso frei erfunden wie die Unterwasserpassage namens "Rote Route 1" und so manch andere Phantasiegespinste. Das geht aber - zur Ehrenrettung McTiernans - schon auf das Konto der Vorlage. Vollends unglaubwürdig wird die pathetische Story, wenn die amerikanische Gastbesatzung auf dem hoch entwickelten russischen Boot faktisch die Steuerung in einem Unterwassergefecht übernimmt und sich Ramius zu allem Überfluss von der Brücke entfernt, um höchstpersönlich einen bewaffneten Saboteur zu jagen. Als Kommandant. So etwas ist in der Realität schlicht unmöglich, auch wenn das Drehbuch hier noch so krampfhaft versucht, eine Notwendigkeit zu konstruieren.
Der Cast kann sich absolut sehen lassen; sehr viel aus der ersten und zweiten Reihe Hollywoods hat sich zur tricktechnisch passabel umgesetzten U-Boot-Hatz eingefunden. Vorneweg natürlich Sir Sean Connery, dem die Rolle des väterlichen, kriegsmüden Kommandanten wie auf den Leib geschrieben scheint. Flankiert wird er auf der "russischen Seite" von seinem 1. Offizier Sam Neill ("Jurassic Park 1+3") und Tim Curry (Stephen King's "Es", "Die drei Musketiere") als Schiffsarzt. Bemerkenswert, dass Curry diesmal keinen Bösewicht spielt. Auf der Gegenseite sehen wir mit Alec Baldwin alias Jack Ryan auch einen Routinier der Schauspielkunst agieren. James Earl Jones ("Der Prinz aus Zamunda") sowie Jeffery Jones ("Sleepy Hollow") sind ebenfalls noch recht bekannte Gesichter, wenn auch (wieder mal) "nur" auf Nebenrollen gebucht. Obwohl das Drehbuch so manch dämliche Zeile ("Der normale Russki geht nicht ohne einen Plan aufs Scheißhaus") für die Darsteller parat hat, schlagen sich alle tadellos.
DVD und Bonusmaterial
Schon bei der Inhaltsangabe auf der Rückseite der DVD hat sich ein Bug eingeschlichen. Hier heißt es: "[...] weder die Sowjets noch die RUSSEN wissen, was Ramius vorhat". Es muss natürlich "Amerikaner" heißen. Man fragt sich, ob diejenigen, die Cover-Texte verbocken, jemals lektoriert werden. Auch beim Bonusmaterial kann die DVD nicht punkten: Es gibt schlicht und ergreifend keines. Bild und Ton der DVD sind auch nicht das Optimum. Wenigstens die englische Tonspur liegt in akzeptablem DD-5.1-Kanal vor, die Deutsche jedoch nur in 2.0 Stereo, welches zudem recht dumpf klingt. 2003 erschien aber noch eine Special Edition im DTS-Sound und mit erheblich besserer Bildabtastung. Das Bild in der vorliegenden Fassung ist okay, wenn auch nicht überragend.
Bemerkenswert ist die Tatsache, dass auch die deutschen Synchronsprecher genötigt wurden, russisch zu sprechen und man nicht – wie so oft – von der Original-Tonspur geklaut hat; so passen die Stimmen wenigstens durchgängig zu ihrer jeweiligen Person. Am besten klappt das Russisch beim Polit-Offizier Putin (welch prophetische Namensgebung), alle anderen hören sich ziemlich hölzern und verdammt unrussisch an. Egal, zumindest hat jeder Schauspieler seine gewohnte Synchronstimme und die Dialoge sind sinngemäß ganz gut getroffen. Grobe Schnitzer sind nicht auffällig.
Fazit
Eher ein Agenten- bzw. Polit- denn ein Action-Thriller und ein Zeitdokument des Kalten Krieges. Das heißt nicht, dass es um tatsächliche Begebenheiten oder gar irgendwelche historischen Wahrheiten geht. Nein, es zeigt nur deutlich, wie die Filmindustrie sich in den Achtzigerjahren propagandistisch nutzen ließ. Jüngere Generationen von Zuschauern werden über den an sich spannend aufgezogenen Film ob der arg konstruierten Story vielleicht die Nase rümpfen. Am besten wirkt er noch, wenn man diese Zeit bewusst miterlebt und somit einen Bezug dazu hat. Mindestens einmal sollte man ihn jedoch auf jeden Fall gesehen haben, auch wenn die Single-Edition-DVD keine Offenbarung ist. Dafür kriegt man sie mittlerweile zum Schleuderpreis hinterhergeworfen.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
OT: "The Hunt for Red October"
Nach dem gleichnamigen Roman von Tom Clancy
USA 1986
Genre: (Polit-)Thriller / Action
Paramount Pictures 2000, Single Disk, FSK: 12
Bonus: Kein
Spieldauer: ca. 129 Minuten
Bildformat: 16 : 9 Widescreen (2,35 : 1 anamorph gemastert)
Ton: DD 5.1 (Englisch), DD 2.0 (deutsche und tschechische Spur)
Regie: John McTiernan
Produzent: Mace Neufeld, Larry de Waay
Musik: Basil Poledouris
Kamera: Jan de Bont
Darsteller u. a.: Sean Connery (Cpt. Ramius), Alec Baldwin (Jack Ryan), Scott Glenn (Cpt. Mancuso), Sam Neill (Bodorin), James Earl Jones (Admiral Greer), Tim Curry (Dr. Petrov), Jeffrey Jones (Tyler), Stellan Skarsgard (Cpt. Tupolev)
- Redakteur:
- Jürgen Pern